Es war gut, dass wir uns gestern Abend entschlossen haben, nicht mehr in der Dunkelheit zu fahren, denn das Ergebnis sieht man heute. Neben und auf der Fahrbahn Richtung Carnavon liegen alle paar hundert Meter tote Kängurus. Raben und Raubvögel sitzen auf dem Aas und bevölkern so die Straße. Deshalb müssen wir auch heute immer wieder bremsen, um nicht zusätzlich die Vögel abzuschießen.
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Schnell ist Carnavon erreicht und schon von weitem ist der sogenannte Big Dish zu sehen. Das ist eine riesige Satelittenschüssel, die 1964 als NASA Tracking Station gebaut wurde. 1969 war zur Durchführung der Apollo-Missionen auf der Erde ein umfangreiches Kontrollnetz angelegt worden, um das Kontrollzentrum in Houston zu den Raumfahrzeugen permanent zu verbinden. Später wurde sie als erste Station des australischen Satelittenfernsehens genutzt und 1987 schließlich stillgelegt. Heute dient der Komplex nur noch als Aussichtsstation und von dort hat man eine gute Sicht auf die Obstplantagen. Mehr als 180 Plantagen (Bananen, Mangos, Ananas,…) gibt es in Carnavon und sie decken zum Beispiel 80 % des Bedarfs an Bananen in ganz Westaustralien.
Der Highway Nr. 1 führt direkt an Plantagen vorbei ins Zentrum der Stadt. Das ist auch unser erstes Ziel, denn wir müssen unsere Vorräte nochmal auffüllen und auch unserem Auto Futter geben. Die Stadt ist großzügig angelegt, viele Bougainvilleas in allen Farben und die orangeroten Tulpenbäume geben ihr noch schöne Farbtupfer. Die Luft ist hier um einiges kühler als im Norden und die Vegetation dadurch noch grüner. Man merkt, dass hier noch eher Frühling, als Sommer ist. Das stört uns aber nicht, denn wir hatten eh jetzt mehr als zwei Wochen Sauna!
Beim Verlassen der Stadt klettern wir zum Abschluss noch die Aussichtsplattform des Big Dishes hoch und genießen die Aussicht auf die Stadt und die Plantagen.
Entlang des Highways ist die das ist echt mal eine nette Abwechslung auf der schnurgeraden Straße in den Süden.
Next Stop Hamelin Pool. Wir checken am Campingplatz ein und schlendern dann gleich los zu den berühmten Stromatoliten. Das sind Kalksteine, die durch einzellige Cyanobakterien gebildet werden. Auf dem Weg dorthin kommen wir noch am „Muschelsteinbruch“ vorbei, wo zum Bau von Gebäuden mit Handsägen Quadersteine herausgeschnitten wurden. Vor über 6.000 Jahren schwemmte der Regen von den dort befindlichen Muscheln Calciumcarbonat heraus. Das bildete ein weißes Kristall, das wiederum die Bindung zwischen den Muscheln herstellte. So erhielt man festes Material, das z.B. für den Bau der Kirche in Denham verwendet wurde.
Heute werden diese Muschelbausteine nur noch für Renovierungen verwendet. Schautafeln informieren darüber und auch einiges über die Stromatoliten, die wir inzwischen erreichen. Sie wachsen entlang der Küste normalerweise bis zum höchsten Punkt der Flut und sind sehr zerbrechlich. Der Zugang zum Hamelin Pool ist durch eine Sandbank begrenzt und verringert dadurch die Menge des eindringenden Frischwassers bei Flut. Der Salzgehalt steigt durch die Luftverdunstung und in diesen Bedingungen können nur sehr wenige Lebewesen überleben. 1954 entdeckte ein Geologe diese in Hamelin, die es schon vor 3,5 Billionen Jahren gegeben hat und am Aufbau der Erdatmosphäre beteiligt waren. Es kann bis zu 30 Jahre dauern, bis 1 cm gewachsen ist. Entlang eines 200 m langen Holzsteges kann man tote und auch lebende Stromatoliten bestaunen. Wir finden das alles hochinteressant und toll zum Ansehen, zumal das Abendlicht eine hervorragende Beleuchtung abgibt.
Wieder am Campingplatz zurück, machen wir es uns noch gemütlich und planen die nächsten beiden Tage hier.