Alpträume aufgrund der Horrorfahrt hatten wir keine, aber schlecht geschlafen haben wir trotzdem. Das schwere Abendessen ist uns beiden ordentlich im Magen gelegen. Dafür klagt heute keiner über die Kreuzschmerzen, die wir seit Wochen wegen der Matratze im Auto haben. Vielleicht hat uns die Rüttelmassage gestern gut getan.

So früh wie noch nie brechen wir um 07:15 Uhr auf und fahren nach Monkey Mia. Wir bezahlen die A$ 8,– pro Person Obolus, stapfen am Visitor Center vorbei und stellen uns mit vielen anderen Touristen in einer Reihe Knietief ins Meer. Zwei Rangerinnen sind schon da und erzählen über ein Mikro alles Wissenswerte über die Delfine, die allmorgendlich an den Strand kommen. In den frühen 1960er Jahren folgten Delfine einem Fischerboot bis an den Strand und dort wurden sie von einer Urlauberin gefüttert. Seitdem kommen einige in der Shark Bay lebenden Bottlenoose Delfine jeden Vormittag, um sich füttern zu lassen. Es dauert nicht lange, da kommen sie von allen Seiten herangeschwommen. Sie streicheln den Rangerinnen um die Beine und dann dürfen einige Touristen die Tiere füttern. Das Spektakel ist so schön anzusehen, dass die Fotokameras nur so klicken.

Wir fahren wieder nach Denham zurück, um uns die St. Andrews Church anzusehen. Die kleine Einraumkirche wurde 1954 komplett aus Muschelblöcken erbaut. Leider können wir nicht ins Innere, da gerade eine Messe abgehalten wird. Da aber die Tür offen ist, können wir ein wenig hinein gucken und sehen, dass der Weihwasserkessel eine große Muschel ist. Echt entzückend diese Kirche, die mitten im Wohngebiet liegt und kaum auffällt.

Einen kurzen Abstecher machen wir zur Eagle Bluff  Aussichtsterrasse, die oberhalb der Klippen angebracht ist. Auf Schautafeln erfährt man, dass das hier wachsende Seegras das größte Vorkommen der Welt ist und daher Seekühe da leben können. Die Shark Bay ist dafür unter anderem 2008 zur World Heritage Area erklärt worden. Seekühe, Haie oder Rochen, die man mit viel Glück erspähen kann, tauchen heute nicht auf. Von der Plattform sehen wir gut auf die beiden Eagle Islands hinüber, wo heute Vogelkolonien leben. Kormorane oder Rock Parrots brüten dort. Im 19. Jhdt. kamen sogar Schiffe aus Europa, um birds droppings – auf Deutsch: Vogelscheiße – abzubauen. Es enthält sehr viel Phosphat und wurde als Düngemittel verwendet. Auch auf die Salzhügel der Minen können wir hinübersehen.

Unseren nächsten Halt machen wir auf dem Shell Beach. Ein 120 km langer schneeweißer Strand, der nur aus kleinen Muscheln besteht und das fünf Meter tief aufgeschichtet. Bis heute rätseln Wissenschaftler über die massive Anhäufung und das schnelle Wachstum. Die sogenannten cardid cockles leben in diesem Salzwasser und wenn sie absterben, werden sie an den Strand geschwemmt. Unser Staunen wird jäh beendet, als eine Horde Japaner den Strand in Beschlag nimmt. Sowohl akustisch, als auch schauspielerisch, denn bei jedem Foto wird geschrien und gesprungen. Die sind echt a bissl narrisch! Wir setzen uns erst mal in die „Muschelsandkiste“ und spielen ein wenig. Leider haben wir unser Küberl und´s Schauferl zu Hause vergessen.

Auf dem Weg Richtung Hamelin erleben wir ein Naturphänomen. Ein von einem Flugzeug erzeugter Kondensstreifen bleibt fast eine dreiviertel Stunde am Himmel!

Dann biegen wir wieder in den North West Coastal Highway ein und fahren Richtung Süden. Hier wird der Frühling so richtig sichtbar, denn die Büsche blühen und auch die rote Erde am Straßenrand ist voll mit Blumen in allen Farben. Da jubelt meine Gärtnerseele und wir müssen mehrmals anhalten, um die verschiedenen Blüten zu fotografieren. Wunderschöne gelbe Banksia, weiße Grevillas und viele andere, die wir dem Namen nach nicht kennen.

Auf einer Tafel, schon weit vor dem Nationalpark, ist zu lesen: Kalbarri – you´ll love it. Und das weiß ich schon, bevor wir überhaupt noch hinein gefahren sind. Allein die Flora hat mich schon in ihren Bann gezogen. Ein Blütenmeer präsentiert sich auf allen Seiten und wir freuen uns schon auf das, was noch kommt. Wir steigen kaum aus dem Auto, da stürzen hundert Fliegen auf uns los, dass wir uns nicht wehren können. Am liebsten fliegen sie in die Ohren und Nasenlöcher. Wir sprühen uns mehrmals mit dem Insektenmittel ein, aber das hält nicht lange oder diese Mistviecher sind schon so abgestumpft. Die vermiesen uns echt die Freude an der schönen Natur. Trotzdem spazieren wir zum ersten Aussichtspunkt, dem Hawks Head. Von da hat man einen schönen Blick auf einen kurzen Abschnitt des 700 km langen Murchison River, der von rot-weiß gestreiftem Sandstein dramatisch flankiert wird. Vom Ross Graham Lookout sieht man, wie der Fluss eine Schleife zieht. Wir steigen auch den kurzen Weg hinunter bis zum Flussbett. Auf dem Weg dorthin können wir zwei kleine Echsen beim Spielen zusehen. Süß, die kleinen Dinger und man kann gut sehen, wie ihre Augen sich bewegen. Im Fluss ist derzeit nicht sehr viel Wasser, deshalb liegen viele Steine im Trockenen. Jeder für sich ist ein richtiges Kunstwerk aus Farben und Muster, wie man sie nicht schöner meißeln könnte.

Die Suche nach einem Campingplatz ist heute nicht sehr einfach, weil sie sehr ausgebucht sind. Wir haben nicht gewusst, dass hier die Schulferien begonnen haben. Mal sehen, wie es uns die nächsten Tage noch geht.

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