Den letzten Tag lassen wir heute gemütlich angehen und daher lassen wir das Auto am Campingplatz stehen und fahren nach 09:00 Uhr mit dem Bus in die City. Perth besteht aus dreißig selbständigen Kommunen mit eigenen Verwaltungen und der Kern der Stadt wird liebevoll City genannt, weil sie vergleichsweise klein ist. Sie ist aufgrund der weiten Entfernung die abgeschiedenste Großstadt der Erde und wurde 12.August 1829 gegründet.

Vom Busbahnhof weg spazieren wir ein Stück in die Stadt und gewinnen schon einen ersten Eindruck von der drittgrößten Metropole Australiens. Es herrscht hier eine richtig wilde Mischung an kleinen, alten Gebäuden und im Gegensatz dazu riesige, moderne Klötze. Aber irgendwie ergibt das trotz allem eine interessante Harmonie. Es gibt hier kostenlose Busse, mit denen man kreuz und quer durch die ganze Stadt bummeln kann. Einen davon besteigen wir und fahren damit in die Seele der Stadt, den Kings Park. Der größte Teil des 400 Hektar großen Geländes besteht aus naturbelassenem, australischem Buschland. Den südlichen Teil des Parks nimmt der Botanische Garten ein, der etwa 2.000 verschiedene Pflanzen aus der Region zeigt. Und hier finden wir wunderschöne Exemplare der Kangaroo Paw, einer Blume, deren Blüten einer Kängaruhpfote  ähneln.

Wir spazieren durch eine prächtige Eukalyptusallee und Grass Trees bis auf die Aussichtsterrasse des Parks, von wo wir einen guten Blick auf die modernen Glas- und Betonbauten und auf den Swan River haben, der sich an dieser Stelle zu einem See erweitert. Auf den weitläufigen Grasflächen tummeln sich viele Touristen, Jogger, Mamis mit ihren Kinderwägen und auch der Pensionistenverein ist unterwegs. Alle genießen sie die angenehme Frühlingswärme.

Weiter des Weges gelangen wir wieder in das Innere der Stadt und widmen uns jetzt den einzelnen interessanten Gebäuden. Vorbei am weißen Parliament House, das in seiner Architektur an den Tower of London erinnert, gelangen wir zum Barracks Arch von 1863. Die noch vorhandene Hausfront ist der Rest eines Gebäudes, das als Unterkunft für Soldaten aus der frühen Siedlerzeit diente. 1966 wurde das Gebäude bis auf die Front abgetragen, um Platz für den Bau des Freeways zu machen.

Als Fußgänger hat man es in Australiens Städten nicht leicht, denn sie sind gegenüber den Autofahrern abgewertet. Uns fällt auf, dass es sehr wenige Übergänge gibt, die aber super mit Ampeln geregelt sind. Wenn die Ampel auf grün schaltet, dann gehen alle Fußgänger gleichzeitig. Das heißt, man kann kreuz und quer in einem Quadrat hin und her laufen. Das muss aber schnell gehen, die die Grünphasen sind nicht sehr lang. Dementsprechend wuseln die fesch gekleideten Businessleute, behängt mit ihrem Security-Ausweis, in Horden durch die vielen Straßen der Stadt.

Fast verschluckt von einem Wolkenkratzer aus Glas wirkt The Cloisture, das um 1858 erbaute Backsteingebäude diente ursprünglich als weiterführende Eliteschule für Jungen.

Unseren nächsten Halt machen wir beim His Majesty´s Theatre, das am Weihnachtsabend 1904 eröffnet wurde und damals das teuerste Gebäude Westaustraliens war.

Vorbei an der Trinity Church landen wir beim ältesten Gebäude der Stadt, dem Old Courthouse von 1836. Es verbindet die Fußgängerzonen Hay Street Mall und den Boulevard St. George’s Terrace miteinander. Die einzige offene Geschäftsarkade wurde im englischen Fachwerkstil erbaut und gefällt uns sehr gut. Ein kleines Lädchen reiht sich an das nächste und sie stellen einen krassen Gegensatz zu den beiden Shopping Malls dar. Hier wimmelt es nur so von Menschen, die sich hektisch ihren Weg durch die Massen bahnen. Nachdem wir in einem Café etwas gegessen haben, setzen wir uns gemütlich auf ein Bankerl mitten in der Mall und beobachten ein wenig das Treiben rundherum. Und da gibt es wirklich viele, die falsch gestrickt sind. Eine Omi, noch gut beisammen, erregt Aufmerksamkeit, weil sie mit lila Schuhen, lila Hut, lila Jackerl, lila Handtasche, lila Mascherl auf ihrem Gehstock und als Draufgabe einen Blumenstrauß mit lila Blumen schnellen Schrittes durch die Gasse marschiert. Hübsch, nur der dick aufgetragene Lippenstift ist etwas zerlaufen. Kurz darauf stapft ein junges Mädel vorbei mit kurzem Rockerl und Stiefel aus dickem Fell. Ob die auch bellen können? Es wird hier echt volles Programm geboten und daher fällt es uns schwer, unsere Sightseeing-Tour fortzusetzen. Wir statten einem Souvenirladen einen Besuch ab, aber außer Ramsch finden wir leider nichts. Ein paar Geschäfte weiter erblicken wir dann doch noch das, was wir schon vermisst haben – die Weihnachtsdeko inmitten der Sommersachen!

Die Town Hall von Perth wurde von Strafgefangenen zwischen 1867 und 1870 erbaut. Über die Jahre diente es als politischer Sitzungssaal, Marktplatz, Kamelstall und Feuerwehrhaus. Ein Team von 15 Gefangenen arbeitete drei Jahre jeden Tag, um das Gebäude fertig zu stellen.

Wir finden auf unserem Weg durch die Stadt eine offene Kirche, die St. Georges Cathedral. Im neogotischen Stil erbaut, wurde sie 1888 geweiht. Der Architekt der hat die Kathedrale nie gesehen, da er vor der Fertigstellung verstorben ist. Und da hat er wirklich was versäumt, denn sie wurde mit rotem Backstein errichtet und der harmoniert mit dem dunklen Holzgebälk wunderschön.

Auf der anderen Straßenseite befindet sich das Government House inmitten eines großen grünen Parks. Auch dieses Gebäude wurde von Gefangenen mit Backsteinen erbaut.

Zum Ausklang des Tages bummeln wir noch Richtung Hafen zum Wahrzeichen von Perth, dem Swan Bell Tower. Den Eintrittspreis von A$ 11,– pro Person finden wir ja etwas übertrieben, aber was soll´s! Im ersten von sechs Stockwerken bekommen wir von einer Glöcknerin interessante Infos über die Glocken und die Kunst des Läutens. Und da der „Unterricht“ praxisnahe gestaltet wird, müssen wir dann auch gleich an die Schnüre! Die Vorgabe, dass wir mit den Füssen am Boden bleiben müssen, ist ehrlich gesagt, schwer zu verwirklichen. Der Turm beherbergt die originalen Glocken aus dem 14. Jhdt. der Londoner Kirche St Martin’s in the Fields, die der Stadt 1988 anlässlich des 200jährigen Bestehens zum Geschenk gemacht wurden. Auf den nächsten Stockwerken sind die Glocken zu bewundern und in Ausstellungen über deren Geschichte noch einiges zu erfahren. Ganz oben bietet eine offene Aussichtsplattform einen 360 Grad Rundumblick auf die Skyline der Stadt und den Hafen. Der Swan Bell Tower wurde eigens für die Glocken gebaut und repräsentiert in seiner Architektur das Wahrzeichen West Australiens: den Schwan.

Müde schlendern wir in das schräg gegenüber liegende Busterminal und fahren mit dem Bus zum Campingplatz zurück.

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