Es ist noch nicht mal 08:00 Uhr und wir sind mit allem fertig. Das Auto lassen wir noch auf dem Campingplatz stehen, weil der Wanderweg in die Windjana Gorge von hier gleich losgeht. Auf 3,5 km hat sich hier der Lennard River bis zu 100 Meter tief gegraben. Durch die Schlucht führt ein schmaler Wanderweg und gleich beim Einstieg werden wir von unzähligen Nacktaugenkakadus begrüßt. Sie wirbeln über unseren Köpfen hinweg und kreischen wild durcheinander. Im jetzt eher kargen Fluss und auf den Sandbänken tummeln sich Süßwasserkrokodile. Ein wenig mulmig ist uns schon, als wir ein Stück den Sandstrand überqueren müssen. Die Viecher sehen zwar friedlich aus, aber man weiß ja nie.
Das Ufer ist gesäumt von hohen Eukalypten und dichtem Buschwerk, sodass wir großteils doch im Schatten gehen können. Es ist trotzdem sehr schwül, weil kein Lüftchen weht und daher kämpfen wir uns mühsam durch. Die Fliegen und Bremsen stürzen sich auf uns und wie wild schlagen wir ständig um uns. Wir sind schon eine Zeitlang unterwegs, als wir ein Gejammer hören, als würden mindestens 30 Babies gleichzeitig raunzen. Da hängen hunderte von Flying Foxes auf den Bäumen und streiten sich um die besten Plätze. Wir beobachten eine Weile das Gerangel, doch dann müssen wir weiter, bevor uns das Ungeziefer auffrisst.
Wolfgang:“…diese Viecher mochn mi no wahnsinnig!“ Ich: „Donn muast dir holt mit irgendwos vorm Gsicht Luft zuafächeln.“ Wolfgang: „Mir is so hoaß, i mog nimma!“ Ich: „I siachs scho, es is nimma weit.“ Und dann stapfen wir weiter. Aber irgendwann wird das Dickicht immer mehr und die Wegweiser immer weniger, dann reicht´s auch mir. Nach fast zwei Stunden kehren wir um und kämpfen uns den Weg zurück. Was wir am Beginn der Wanderung fast übersehen hätten: im Sandstein sind Fossilien zu sehen, unter anderen auch einen Teil eines Nautilus.
Bevor wir uns auf den Weg machen, waschen wir noch unsere bis zu den Knien verstaubten Füße und dann geht´s die Sandstraße weiter Richtung Derby. Nach einigen Kilometern zweigt die Straße in die Gibb River Road, die abwechselnd asphaltiert und dann doch wieder Piste ist. Sie ist aber schön zu befahren und wir kommen rasch voran. Auf der Piste ist der Gegenverkehr immer gut erkennbar, nämlich, wenn wieder eine Staubwolke aufsteigt. Eintönig wird die Fahrt wahrlich nicht, denn außer Prachtexemplaren von Flaschenbäumen und einer toten, stinkenden Kuh am Straßenrand, begegnen wir einem lebensmüden Radfahrer. Kilometerweit ist hier nicht mal ein Kaff und der Wahnsinnige radelt in der Hitze voll bepackt auf der Piste.
In Derby fallen wir wieder bei einem Woolworth ein, um unsere Vorräte aufzufüllen. Unsere Freude ist groß, als dieser auch einen Liquorshop dabei hat. Es ist aufgrund der strengen Alkoholbestimmungen, die 2007 eingeführt wurden, sehr schwer hier nur ein Bier zu kaufen. Wir sind schon regelrecht auf Entzug.
Wir machen einen Abstecher zum berühmten Prison Boab Tree, der 7 km außerhalb der Stadt steht. Er ist angeblich über 1.500 Jahre alt und hat einen Durchmesser von 14 Meter. Die Polizisten nutzten den hohlen Stamm als Übernachtungszelle auf dem Weg in Derbys Gefängnis. Der Baum hat heute eine besondere Bedeutung für die hier lebenden Aborigines.
Die 180 km lange Straße von Derby nach Broome ist fast schnurgerade und es ist sehr wenig Verkehr. Bloß auf die weidenden Kühe am Straßenrand müssen wir aufpassen.
Zu Sonnenuntergang erreichen wir Broome, wo wir den Rest des Tages mit Wäsche waschen und relaxen verbringen.