Mit einem Kleinbus werden wir vom Campingplatz abgeholt und zum Hafen gebracht. Nach einer 50-minütigen Fahrt mit der Fähre erreichen wir Moon Point, den Anlegeplatz auf Fraser Island. Dort steigen wir in einen 4WD-Bus um. Wir sind nur eine kleine Gruppe von 16 Personen und haben einen tollen Guide (Jack). Während der Fahrt erklärt er alle Sehenswürdigkeiten zweisprachig englisch und deutsch. Schließlich ist er ein ausgewanderter Deutscher.
Fraser Island ist mit 185.000 Hektar die größte Sandinsel der Welt und war lange vor ihrer Entdeckung von verschiedenen Aboriginalstämmen besiedelt. Captain James Cook sah die Küste erstmals 1770, segelte aber vorbei, weil er glaubte, eine Halbinsel vor sich zu haben. Erst 1822 wurde tatsächlich entdeckt, dass es sich um eine Insel handelt. 1836 strandete die „Stirling Castle“ vor Mackay. Ihr Kapitän, ein gewisser John Fraser, und seine Frau trieben auf Wrackteilen tagelang auf See, bis sie schließlich die Küste von Fraser Island erblickten. Zusammen mit fünf anderen Schiffbrüchigen gerieten sie in die Gefangenschaft von Aboriginals und verschwanden alle bis auf Mrs. Fraser, die durch ihre Geschichte zu Ruhm gelangte.
In den Folgejahren begann die wirtschaftliche Nutzung der Insel. Ab 1863 wurden die Wälder gerodet und damit kam es auch zur Verdrängung der Aboriginals. 20 Jahre später mussten erste Aufforstungen in die Wege geleitet werden.
1937 wurde „Banjo Henry Owens als letzter bekannter Inselbewohner in die Cherbourg Mission Station gebracht. In den 70er Jahren setzte der Tourismus auf Fraser Island ein. 1972 wurde das nördliche Ende von der Insel zu Great Sandy National Park erklärt.
Die Insel ist 124 km lang, an der engsten Stelle 5 km und an der weitesten Stelle 27 km breit. Der höchste Punkt ist eine Sanddüne namens Mount Bowarrady und erhebt sich 244 Meter über den Meeresspiegel. Der Sand der Insel reicht bis zu 600 m unter den Meeresspiegel.
Die Pisten, die die Insel durchziehen, sind größtenteils schmal und sandig und teilweise sehr ausgefahren. Es gibt zwar genügend Ausweichstellen bei Gegenverkehr, aber an einigen Stellen muss ein Autofahrer auch wieder zurückschieben. Ich habe für die Überfahrt mit der Fähre eine Anti-Seekrank-Tablette geschluckt, die Wirkung aber brauche ich für die Fahrt auf der Insel, denn es ist der reinste Bullenritt! Schon nach kurzer Fahrt wird ein paar Mitfahrern schlecht und wir beginnen mit der Verteilung unserer Anti-Seekrank- Tabletten.
Jack fährt mit uns quer durch das Gebüsch, das fast nahtlos in den Regenwald übergeht. Am anderen Ende der Insel – bei Eli Creek – angekommen, dürfen wir uns zum ersten Mal die Füße vertreten. Eli Creek ist mit 6,5 km der größte Süßwasserfluss mit einer Fließrate von ca. 4,5 Mio. Liter Frischwasser pro Stunde. Der Bach bahnt sich einige Wege durch den Sand und fließt dann ins Meer.
Der Strand kann jeweils drei Stunden vor und drei Stunden nach Ebbe als offizieller Highway benutzt werden. Direkt am „Highway“ liegt das Wrack der 1933 gesunkenen Maheno. Sie wurde 1905 in Schottland erbaut und während des 1. Weltkrieges als Lazarettschiff verwendet. 1935 wurde es an eine japanische Stahlfirma als Altmetall verkauft und, während es dorthin abgeschleppt wurde, von einem Cyclone überrascht. Das Abschleppseil riss. Am 9. Juli 1935 wurde die Maheno an die Ostküste von Fraser Island gespült.
Nach einem kurzen Fotostop fahren wir weiter bis zu den Coloured Sands. Der strenge Südostwind bläst den Sand vom Strand in die Vordünen. Dieser Sand enthält Mineralien, Eisenerze und Lehm, der den Sand zusammenhält. Die verschiedenen Mineralien geben diesen Formationen ihre unterschiedlichen Farben.
Zu Mittag gibt es BBQ: Jack grillt Fisch und Steaks für uns und dazu essen wir Salat. Dabei leistet uns ein Dingo Gesellschaft; das sind wilde Hunde, die angeblich vom indischen Wolf abstammen. Zum Unterschied zu unseren Haushunden können die Dingos aber nicht bellen.
Nach einer kurzen Fahrt dürfen wir einen Spaziergang durch den Regenwald machen der bisher schönste, den wir gesehen haben, denn er ist nicht so vertrocknet, wie all die anderen davor! Wahrscheinlich hält der Sandboden die Wurzeln der Bäume leichter feucht.
Zum Abschluss des schönen Tages auf Fraser Island schwimmen wir noch im Lake Allom, einem Sanddünensee. Das Wasser hat Badewannentemperatur und ist durch die umgebenden Mellaluca Bäume teefarbig. Die Wurzeln dieser zur Familie der Teebäume zählenden Bäume geben braune Flüssigkeit ab, die das Wasser färben. Es ist lustig anzusehen, wie nach und nach immer mehr Köpfchen von dort beheimateten Kreft- Schildkröten aus dem Wasser gucken. Übrigens, das Wasser soll gesund für die Haut sein!
Nach dem langen Sitzen im Bus ist die Bewegung im warmen Wasser echt angenehm.
Die Rückfahrt mit dem Bus und anschließend mit der Fähre sind genauso schnell wie der gesamte Tag vergangen.