Als wir heute morgen aufwachen, sind die Autoscheiben komplett beschlagen. Es nieselt immer noch ganz leicht und wir sehen keine 5 Meter weit, weil die gesamte Gegend in dichten Nebel eingehüllt ist. Aber die Luft ist erfüllt vom Duft der vielen Eukalyptusbäume. Wäre es etwas wärmer, wir würden uns wie in einer Duftsauna fühlten. Wir ziehen uns warme Pullis und festes Schuhwerk an und gehen los zu den Jenolan Caves. Diese Tropfsteinhöhlen (insgesamt 9 Höhlen) wurden 1866 erstmals für Besucher geöffnet und über 3 km Wege führen durch die verschiedenen Caves.
Die Führung dauert zwei Stunden und es ist kaum mit Worten zu beschreiben, wie prachtvoll es da drinnen ist. Der Ranger erzählt uns, dass seit einer Woche die Stalagtiten nicht mehr tropfen, weil es draußen zu trocken ist. Also auch hier macht die Dürre nicht halt. Das fehlende Wasser aber bewirkt, dass die Steine noch mehr glänzen als sonst – und zwar in allen Weiß- und Rosanuancen. Es ist atemberaubend, wie hoch bzw. tief dieser Cave ist der allerschönste, den wir bisher gesehen haben.
Gegen Mittag fahren wir in Richtung Oberon. Wir kommen nicht besonders schnell voran, denn nach einigen Kilometern hopst ein Känguruh in aller Seelenruhe quer über die Straße. Glück gehabt, denn wir können noch rechtzeitig bremsen! In den Straßengräben auf beiden Seiten sitzen noch weitere Tiere und beobachten uns neugierig. Auch eine Känguruhmama mit ihrem Baby im Beutel schaut uns fragend an. Aber bald wir es den Tierchen mulmig und sie verschwinden im Unterholz.
Die Familie der Känguruhs besteht aus zwei Unterfamilien: den Rattenkänguruhs (Kaninchenkänguruh, Moschusrattenkänguruh,…) sowie den eigentlichen Känguruhs (Hasen-, Felsen-, Baum- und Riesenkänguruh, sowie die Wallabies). Der wissenschaftliche Name bedeutet „Großfüssler“, aufgrund ihrer kraftvollen langen Hinterbeine und ihrer daraus resultierenden, hüpfenden Fortbewegungsart. Allen Känguruhs ist der nach vorne geöffnete Beutel gemeinsam, in dem ein 0,75 Gramm leichtes Embryo hineinkriecht und an der Zitze festsaugt. Erstaunlich ist, dass das Weibchen bereits wenige Tage nach der Geburt wieder trächtig werden kann. Das bei dieser Paarung befruchtete Ei nistet sich erst dann in die Gebärmutter ein, wenn der vorangegangene Nachwuchs den Beutel verlassen hat. So ist es durchaus keine Seltenheit, dass das Kängugruhweibchen einen befruchteten Keimling in sich tragen, ein Neugeborenes im Beutel nähren und ein Junges (Joey), das den Beutel bereits verlassen hat, weiterhin an einer der restlichen drei Zitzen säugen und betreuen kann. Die Zusammensetzung der Milch für das ältere Junge ist anders als die für das Embryo im Beutel.
Auch wir machen uns wieder auf den Weg. Aber nach einigen Kilometern schauen wir uns gegenseitig an und haben den selben Gedanken: „Vielleicht sind die Känguruhs in der Zwischenzeit wieder hervorgekommen?“ Kindisch wie wir nun mal sind, drehen wir um und fahren die ganze Strecke nochmals retour. Und wirklich am Straßenrand sitzen sie wieder und fressen genüsslich die Gräser.
Das ganze Spielchen machen wir noch zweimal, dann heißt es „Meter, nein Kilometer machen“!
Auf dem Midwestern Highway sind wir die meiste Zeit ganz alleine unterwegs. Es geht vorbei an Kuh- und Schafherden, Weingärten und vielen niedrig gewachsenen Getreidefeldern bis nach West Wyalong.
Mittlerweile hat die Sonne wieder die Herrschaft übernommen und es ist wieder schön warm. Wir waren nach den zwei verregneten Tagen schon ein wenig frustriert, denn wenn man mal die Wärme gewöhnt war…
In West Wyalong suchen wir uns einen netten Campingplatz aus. Die Dame an der Rezeption macht uns darauf aufmerksam, dass wir bei der Einreise nach Victoria und South Australia bestimmte Obst- und Gemüsesorten nicht einführen dürfen. Es wird darauf geachtet, dass niemand die gefährliche Obstfliege einschleppt, die ganze Plantagen zerstört.
Also besteht unser Abendessen heute fast nur aus Salat und Obst. Aber das ist ja eh alles gesund!