Unser heutiges Ziel, das Barossa Valley erreichen wir gegen Mittag. Es ist sehr windig und kühl, sodaß wir wieder leichte Jacken tragen müssen. Die Temperaturen sind im Süden kühler und das zeigt sich auch in der gesamten Vegetation. Während im Norden der Frühling schon fast in den Sommer übergegangen ist, stehen hier die Büsche und Bäume gerade in schönster Blüte. Sattgrüne Weinberge wechseln sich mit der Blütenpracht ab. Lange Alleen der leuchtend roten bottle brushes (Flaschenputzer) strahlen schon von weitem und vor jedem Haus blühen riesige Rosenbüsche.
Das Barossa Valley liegt 50 km nordöstlich von Adelaide und erstreckt sich auf ca. 73 km². Anfang des letzten Jahrhunderts versuchten Siedler aus Schlesien hier Fuß zu fassen, sodaß man das Gebiet ursprünglich „Neu Schlesien nannte. Der Name Barossa stammt von Adelaides Stadtvater William Light, der das Tal mit dem südspanischen „Valle del Bar Rosa“ (Rosenhügel) verglich. Die ersten Siedler ließen sich im Barossa Valley nieder, um Tabak anzubauen. Aber schon 1850 wurde der erste Wein gekeltert. Heute noch erkennt man bei den 36 Weinbaubetrieben und rund 50 Weinkellern typisch deutsche Traditionen.
In Nuriootpa kaufen wir uns in der Konditorei Linke (auch deutscher Abstammung) einen köstlichen Bienenstich, der so gut schmeckt, als wäre er von zu Hause!
Danach besichtigen wir das alte Luhrs Pioneer German Cottage, wo der erste deutsche Lehrer des Tals wohnte. In einem winzigen, niedrigen Häuschen (Achtung Kopf einziehen!) sind allerlei Ausstellungsstücke zu finden: die Wände voller Fotos, altes Mobiliar und Geschirr, viele deutschsprachige Bücher und Briefe und natürlich auch Kleidungsstücke. Im Keller steht eine alte Totenbahre und eine Menge Handwerkzeug.
Als wir während einer Rundfahrt entlang des tourist drives zufällig beim Weingut Seppelt vorbeikommen, beschließen wir spontan, dort auch einzukehren. Seppelt gehörte zu den ersten, der im Barossa Valley Weinanbau betrieb. Noch heute können in dem von Palmen umsäumten Gut hundertjährige Weine erstanden werden. Seppelt exportiert in 44 Länder, vor allem in die USA. Die Wohn- und Lagerhäuser der Seppelt Winery zählen zu den schönsten des Tales.
Seppelt exportiert in 44 Länder, vor allem in die USA. Die Wohn- und Lagerhäuser der Seppelt Winery zählen zu den schönsten des Tales.
Es ist ein großer Unterschied zwischen Weinverkostung hier und in Österreich. Man sitzt nicht gemütlich in einer Stube, sondern befindet sich in einer Fabrik, steht an einer Theke mit vielen anderen und verkostet was man möchte – reine Massenabfertigung.
Ein paar gute Flascherl (Shiraz und Chardonnay) nehmen wir uns natürlich auch mit.
Den Abschluss unseres schönen Tages bildet die Fahrt nach Springton, denn dort wächst der gewaltige Herb Family Tree. Das ist ein hohler Eukalyptusbaum, der zwischen 1855 und 1860 Neuankömmlingen als vorübergehende Bleibe diente. Bis zu zwölf Leute suchten gleichzeitig darin Unterschlupf. Der Stamm dieses Baumes hat gewaltige Ausmaße und ist innen vollkommen ausgehöhlt.