Tja, geschlafen haben wir wirklich nicht sonderlich viel, weil das „Bett“ zu kurz und die Hitze fast unerträglich ist. Die ganze Nacht hindurch haben allerlei Vögel und Zikaden um die Wette gezwitschert. Aber das soll unserer Vorfreude auf den heutigen Tag keinen Abbruch tun.
Gleich nach dem Frühstück fahren wir zur Sugar Mill. Ausgerüstet mit gutem Schuhwerk, Helm und Ohrstöpseln werden wir durch die gesamte Fabrik geführt. Wir bekommen einen sehr interessanten Überblick über die Produktion von Zucker. Zum Schluss dürfen wir uns noch durch die verschiedenen Melasseprodukte durchkosten.
Unser Führer zeigt uns noch eine, auf einem Busch hängende, lange Schlangenhaut. Außerdem schenkt er mir eine Samenkapsel eines Black Bean Trees, die eine Länge von fast 25 cm hat! Ein Souvenir für zu Hause.
Unsere Route führt uns weiter bis zur Fähre über den Daintree River. Wir halten vergeblich Ausschau nach Krokodilen, die sich im Fluss tummeln sollten! Nach einer Überfahrt von nicht ganz 10 Minuten fahren wir ein Stück durch den Regenwald bis wir das Rainforest Environmental Centre erreichen. Dort wird in einem Informationscenter alles über die Fauna und Flora des Regenwaldes erklärt. Mit einem deutschsprachigen Folder in der Hand spazieren wir über einen Boardwalk entlang verschiedenster Bäume, Farne, Palmen und Epiphyten. Die Epiphyten sind Aufsitzerpflanzen, wie man sie auch noch nennt. Moose, Flechten und Farne wurzeln von vornherein nicht mehr im Erdboden, sondern benutzen Stämme und Geäst der Bäume als Unterlage. Im Sporenstadium kommen sie auf den Ast eines Baumes und keimen aus. Sie verbringen dort, nahe am Licht, festsitzend ihr ganzes Pflanzenleben. Der Baum trägt davon keinen Schaden, solange seine Äste das zusätzliche Gewicht verkraften.
Am Ende des Steges klettern wir auf einen Aussichtsturm und von jeder Plattform sieht der Regenwald anders aus. Je höher wir steigen, umso durchsichtiger und heller wird das Blattwerk. Oben angekommen bietet sich uns ein atemberaubender Ausblick auf das „Dach“ des Waldes. Man kann die Vielfalt und das Durcheinander nur von hier aus am besten sehen. Ein Wunderwerk der Natur, was es da zu bestaunen gibt.
Nach einem leichten Mittagessen fahren wir weiter bis zum Cape Tribulation. Weißer Sandstrand, türkisblaues, warmes Meer (mindestens 25°) umrandet von Regelwald und Mangrovenwäldern! So gerne wir auch ins Wasser springen würden, gerade zwischen Oktober und November warnen Tafeln vor den gefährlichen Würfelquallen. Sie durchschweben die Küstengewässer des tropischen Australien nördlich des Wendekreises. Voran ein fast fußballgroßer Körper, daran hängen etwa 60 dünne Tentakel, jeder an die 5 Meter lang. In diesem unsichtbaren „Schleppnetz“ verfangen sich Krebse und kleine Fische, die diesen Kontakt nicht lange überleben. Auf den Tentakeln sitzen Millionen von Nesselzellen, die dem Opfer eines der gefährlichsten bekannten Gifte injizieren. Ein kleiner Krebs stirbt in Sekundenschnelle, ein Mensch manchmal nach 4 Minuten, je nach Intensität der Berührung – und immer begleitet von höllischen Schmerzen. Eine ausgewachsene Qualle hat genug Gift, um 60 Menschen zu töten! Zwar gibt es ein Gegengift, aber oft ist es nicht schnell genug zur Stelle. Neben den Hinweistafeln ist auch Essig in Flaschen vorhanden, dieser verhindert aber nur die weitere Entladung von Nesselzellen auf der Haut klebender Tentakel – wirkt aber nicht gegen das Gift selbst.
Da ziehen wir es doch vor, nicht hinein zu gehen. Wir machen barfuss einen langen Spaziergang am Ufer und können gar nicht genug bekommen von der wunderschönen Gegend. Wir fühlen uns wie im Paradies! Trotzdem müssen wir uns wieder auf den Rückweg machen, denn mittlerweile wissen wir ja, dass es hier sehr bald dunkel wird.
Es ist wieder ein toller Tag gewesen – bis auf die Tatsache, dass uns die Moskitos total zerstochen haben. Ich habe auf der Schulter eine faustgroße Schwellung, weil sich acht von den Mistviechern an ein und derselben Stelle vollgefressen haben! Aber dank unserer mitgebrachten Wundertinktur können wir den Juckreiz damit bekämpfen und die entzündeten Stellen abheilen!