Bei Bilderbuchwetter verabschieden wir uns herzlich bei unseren neu gewonnenen Freunden und den Vermietern. Da wir unser Mietauto erst gegen 16:00 Uhr abliefern müssen, können wir den heutigen Tag noch nutzen. Als erstes fahren wir nochmal ans Ende der Insel bis zum Leuchtturm. Der Küstenstreifen ist wenig besiedelt und wirkt noch sehr unberührt.
Dann nehmen wir wieder die Route in die Berge Richtung Madalena. Immer wieder haben wir gelesen oder gehört, dass die Azoreaner ein relaxtes und gemütliches Volk seien und das können wir auf unserer Fahrt erleben. Denn plötzlich wird die Straße durch parkende Kleinlaster auf beiden Seiten behindert, aber nicht nur das. Mitten auf dem Fahrstreifen parkt noch ein Gefährt und als wär was passiert, stehen die Menschen gemütlich herum und quatschen unbekümmert. Wenn wir der portugiesischen Sprache kundig wären, hätten wir uns dazu gesellt und auch ein wenig Smalltalk geführt.
Als wir zur Kreuzung kommen, wo es zum Lagoa di Capitão geht, zeigt sich der Berg Pico wieder eingehüllt in einer Wolkenschicht. Wir kommen zur Abzweigung mit dem Wegweiser auf den Berg und kurzerhand beschließen wir die Straße hochzufahren, um uns zu überzeugen, dass es den höchsten Berg Portugals gar nicht gibt. Nur langsam kommen wir vorwärts, nicht nur wegen des kriechenden Autos vor uns, sondern weil es hier keine Gatter gibt und die Kühe daher auch die Straße belagern. Dafür haben wir Zeit zum Schaun und können die schöne Landschaft genießen. Und plötzlich sehen wir ihn … den Berg … in seiner vollen Größe. Wir fahren die letzten Kurven hoch bis zum Parkplatz, wo wir den beinahe letzten freien Platz ergattern. Nur leichte Nebelschwaden steigen hoch und der Wind pfeift uns um die Ohren, aber das ist jetzt nebensächlich. Von hier oben haben wir einen weiten Blick bis zum Meer hinunter und die kleinen Häuseransammlungen inmitten der grünen Landschaft. In den Lüften über uns kreisen Wildvögel, es herrscht eine friedliche Stimmung hier oben.
Mit seinen 2.351 m Höhe ist der Pico der höchste Berg Portugals und auf dessen Spitze befindet sich ein Vulkankrater. Für die Besteigung muss man sich im Visitorcenter registrieren, sich einen Film über die Sicherheit ansehen und ausgestattet mit einem GPS-Gerät wird dann grünes Licht gegeben. Wir tun uns das nicht an, zumal wir auch keine Bergkletterer sind. Wie Ameisen können wir aber einige Willige sehen, wie sie sich den steilen Bergrücken hochkämpfen. Wir spazieren ein wenig in der Umgebung herum und danach packen wir unsere Jause aus. Während wir so dasitzen ziehen wieder Wolken auf und im Nu ist der Pico wieder eingehüllt. Gut, dass wir unsere Beweisfotos schon im Kasten haben!
Die Fahrt hinunter geht´s wieder im Nebel und wir genießen noch eine Zeitlang unser Glück, dass wir den Berg am letzten Tag in voller Pracht sehen konnten. Weiter geht´s Richtung Madalena wieder mit sonnigem Wetter. Daher legen wir den nächsten Halt bei der Furna de Frei Mathias ein. Und heute haben wir die Höhle nicht allein, im Gegenteil eine Autoladung nach der anderen kommt und klettert in die Tiefe. Bei schönem Tageslicht wirkt auch die Grotte nicht mehr so mystisch und da wir sie ja schon kennen, knipsen wir nur noch einige Bilder und überlassen sie dann der Meute. Bevor wir weiterfahren, leiht Wolfgang noch einem deutschen Pärchen seine Stirnlampe, damit sie auch einen Blick auf die Schönheiten im Dunkeln werfen können.
Jetzt wird es Zeit Abschied von der Insel zu nehmen. Es ist 15:00 Uhr, wir haben den Flughafen erreicht und entledigen uns nun unseres Autos. Wir wundern uns, dass auf den Bordingkarten keine Sitzplatznummern angedruckt sind – hier herrscht freie Platzwahl, das hatten wir auch noch nie!
Nach vierzig Minuten Flug erreichen wir Ponta Delgada auf São Miguel, der größten Insel der Azoren. Unser Koffer kommt als letzter am Förderband angekrochen – markiert mit einem roten Anhänger, dass er „heavy“ ist. Am Mietwagenschalter übernehmen wir einen alten Clio mit fast hunderttausend Kilometer. Na hurra, hoffentlich bricht er uns nicht während der Fahrt unter unseren Hintern weg! Dafür müssen wir auch noch fast neunhundert Euro Kaution hinterlegen, soviel ist diese alte Hütte ja gar nicht mehr wert.
Eine halbe Stunde fahren wir bis nach Água de Pau zu unserem Ferienhaus „Quinta Altamira“. Inmitten einer großen Parkanlage liegen kleine Häuschen verstreut mit eigenen Terrassen, umgeben von blühenden Büschen, hohen Bäumen und einem Blütenmeer, wohin man auch schaut. Romantischer geht es nicht mehr! Auf 67.000 m² gedeihen auch tropische Früchte und eingebettet in Natursteinmauern gibt es hier auch einen Swimmingpool, einen Tennisplatz, einen Spielplatz und einen Grillplatz. Ein Zugang zur Steilküste erlaubt es dem Besucher, sich auf lauschigen Sitzplätzen niederzulassen. Hier lässt sich die Natur in vollen Zügen genießen.
Wir schmeißen unsere Koffer ins Häuschen und machen uns gleich wieder auf den Weg, um im Ort noch Lebensmittel einzukaufen. Ein kleiner, vollgestopfter Laden bietet alles, was das Herz begehrt.
Bevor wir es uns wieder zurück im Ferienhaus gemütlich machen, wird erst mal ausgepackt und danach Wäsche gewaschen. Auch Hausarbeit muss verrichtet werden, dafür ist ab morgen wieder Urlaub angesagt.