Lange freuen wir uns schon auf den Trip nach Barcelona, doch leider ist die Wettervorhersage nicht sehr prickelnd. Manfred chauffiert uns zum Zug, der uns direkt zum Flughafen nach Schwechat bringt. Während der Zugfahrt schmökern wir noch ein wenig im Reiseführer und überlegen, was wir heute noch anstellen könnten. Am besten noch irgendwo auf einen Turm rauf, wo wir bei trockenem Wetter einen Blick auf die Stadt haben.
Wir heben bei Sonnenschein in Wien ab und jetzt liegen zwei Stunden Flugzeit vor uns. Der Flug beginnt recht lustig, weil sich der Steward vor Lachen biegt und daher die Sicherheitshinweise nur schubweise durchs Mikrophon kommen. Schade, dass er uns nicht erzählt, warum er so gut drauf ist, wir hätten gerne mitgelacht. Der Pilot zieht die Maschine in einer Höllengeschwindigkeit hoch, sodass uns trotz unserer Ohrstöpsel die Ohren kurz schmerzen. Doch dann verläuft der Flug sehr ruhig und wir haben fast die gesamte Zeit über einen Blick hinunter auf die Landschaft, die schneebedeckten Berge und die dazwischen liegenden besiedelten Täler. Die Schäfchenwolken schweben wie Wattebausche darüber am blauen Himmel.
Etwa bei der halben Flugzeit wird es dann aber rumpeliger und die Wolken verdichten sich. Um 13:30 Uhr setzt der Flieger in Barcelona auf, große Wasserlachen befinden sich auf dem Rollfeld und leider regnet es auch. Die Windhosen stehen waagrecht und es schaut richtig düster aus.
Erste südländische Mentalität kommt in der Gepäckhalle auf, denn hier wird die Hektik von hundert auf null gebremst, alle müssen auf ihre Koffer und Taschen warten. Nachdem wir unsere Koffer in Empfang genommen haben, geht´s direttissimo zur Tourist Info. Eine rassige, junge Spanierin verkauft uns ein 5-Tages-Ticket für die Metro, händigt uns einen Plan aus und erklärt uns den Weg mit den Öffis zu unserem Hotel. Eine Rolltreppe führt uns zur neuen, selbstfahrenden Linie 9 und da wir ganz hinten stehen, bieten sich spannende Bilder während der Fahrt. Mehrmals müssen wir umsteigen und unterirdisch Unmengen von Treppen hochsteigen zur nächsten Linie. Nach einer Stunde und vierzig Minuten sind wir dann fast am Ziel. An der Haltestelle Poblenou verlassen wir die Metro und marschieren den Häuserblock entlang. Einen kurzen Stopp legen wir bei einer Croissanteria ein, weil uns von der Auslage die Blätterteig-Röllchen, Pudding-Teilchen und Pastissetes angrinsen.
Wir biegen in die Rambla del Poblenou ein und hier pulsiert das Leben. Der Boulevard wird flankiert von Geschäften, Bars und Restaurants und hier spielt sich das soziale Leben ab. Obwohl wir noch mit unserem Gepäck beladen sind, schlendern wir durch den kleinen Markt, der gerade stattfindet. Beim Anblick der tollen Produkte aus Fleisch, diverse Wurst- und Käsesorten, Brot, Honig und viel Süßem läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Das dürfte ein Verkäufer bemerkt haben, denn er lässt uns gleich Chorizo probieren. Der Duft ist unbeschreiblich und da würde man am liebsten alles probieren.
Wir spazieren weiter, lauschen dem Gekreische der Kakadus und irgendwann bemerken wir, dass es nicht mehr nieselt und Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke dringen. Der Bezirk Poblenou liegt direkt am Mittelmeer und ist am Reißbrett entstanden mit quadratischen Häuserblöcken und geradlinigen Straßenzeilen, die sich von der Gran Via direkt ans Meer ziehen. Die Kreuzungen werden gesteuert mit großzügigen Kreisverkehren und die sind mit regem Gehupe belebt. Diverse Lokale und Geschäfte liegen entlang der verkehrsberuhigten Straße und wir erhaschen einen Blick in das ein oder andere Innere. Wir sind begeistert von den wunderschönen Fassaden mit den tollen Verzierungen und Bemalungen und den verschnörkelten, schmiedeeiserenen Balkongittern. Die Restaurants und Cafés haben ihre Bistrotische und Stühle auf dem Fußgängerbereich gestellt und laden ein zum gemütlichen Chillen. Gesäumt wird der Boulevard von prächtigen Platanen und bei genauerem Hinschaun entdecken wir auch immer wieder einen grünen Kakadu.
Gegen 17:00 Uhr erreichen wir unser Hotel. Auf dem Papier hat es vier Sterne – spanische Sterne – die Brösel und der Staub im Zimmer stören uns nicht. Wir werden uns nur zum Schlafen hier aufhalten, gegen den Regen ankämpfen und unseren Urlaub genießen.
Nachdem wir unseren Koffer ausgepackt haben, stapfen wir wieder los und stürzen uns ins Gewühl. Mitten auf der Rambla de Poblenou ergattern wir einen freien Tisch im Restaurante L’Aliança del Poble Nou und dort studieren wir die Tapas-Karte. Der Kellner freut sich, dass er seine Deutschkenntnisse auspacken kann und für uns ist es auch leichter, wenn wir ungefähr wissen, was wir bestellen. Na ja, dann probieren wir mal einiges an Fingerfood. Das Cerveza Moritz von 1856 schmeckt uns auf jeden Fall schon muy bien. Die Mini-Blutwürste überlasse ich Wolfgang nach zwei Bissen, weil sie mir zu scharf sind. Dafür hau ich mir die frittierten Tintenfisch-Tentakeln in den Bauch, die sind voll lecker! Die Kartoffelwürfel mit der Aioli finden auch unseren Gefallen, ebenfalls der Griechische Salat und die Crostinis. Obwohl wir danach sehr satt sind, möchte Wolfgang seinen Bauch zum Platzen bringen und bestellt sich noch Crema Catalana und einen Espresso, um das spanische Menü zu vervollständigen. Als gutes Zeichen werten wir die Köche am Nebentisch, die ihre eigenen Gerichte verzehren. Die Kellner hetzen mit vollbeladenen Händen hurtig herum und dabei geht auch so manche Flasche zu Bruch. Wie in vielen südländischen Städten läuft auch hier auf großen Monitoren der Fernseher, keine Ahnung, ob überhaupt jemand schaut. 41,20 Euro erleichtert verlassen wir das Restaurant und stapfen die Rambla entlang.
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Nur wenige Schritte entfernt kommt uns bei Enrique Tomás der Duft von Ibérico Schinken entgegen. Direkt neben dem Eingang befindet sich ein runder Tisch, wo sechs prächtige Schweinshaxn befestigt sind, darunter auch ein ***** Pernil Gla Schinken, von dem 100 g für stolze 15,00 Euro zu haben sind. Vielleicht probieren wir so einen auch noch mal irgendwo.
Obwohl es schon kühl ist, sind die Tische auf der Rambla belegt und die Menschen amüsieren sich, essen und trinken und tauschen sich aus. Sie genießen ihren Feierabend im Freien mit Familie oder Freunden und es scheint, dass keiner mehr den Sommer erwarten kann. Manche Restaurants locken mit Heizkanonen ihr Publikum an, um gemütlich ein Bier oder ein Glas Wein zu genießen. Wir spazieren weiter und kommen zu einem Kreisverkehr, auf dessen Insel eine kleine, grüne Oase angelegt ist. Umgeben von Platanen, Aralien und Yuccas laden Bänke zum verweilen ein. In einer Yucca tollen wieder die grünen Kakadus mit Gekreische herum.
Wir gehen weiter die Rambla de Poblenou entlang und nach dem Passeig de Calvell tauchen wir in den Parc del Poblenou ein. Ein zweihundert Meter breiter Grüngürtel verdeckt die tieferliegende Autobahn. Hier treffen wir auf einen dichten Wald aus Platanen, Palmen, Pinien, Ginster und anderer mediterraner Vegetation. Erste Blüten des Wandelröschens, roten Zylinderputzers und weiße Orangenblüten sind bereits sichtbar. Die üppigen Blüten des Lavendels erfüllt die Abendluft und die Vogelwelt bevölkert das üppige Grün. Hier tummeln sich Mama und Papa mit ihren Kleinen auf einem hübschen Spielplatz. Skater fetzen über die breiten Wege und Radfahrer strampeln sich unterhaltend im Zick-Zack durch die flanierenden Spaziergängergruppen. Reihenweise sind Miet-Velos am Geländer neben den Wegen abgestellt, aber nur für Einheimische mit entsprechenden Karten. Wir überqueren am Ende einige dicke Straßen und landen schließlich am Strand. Auch hier wird schon der Einzug des Sommers erwartet und man hat schon einige Reihen Sonnenliegen aufgestellt. Heute wurden sie vom Regen benutzt und Wolfgang befreit eine vom Naß und legt sich kurz darauf. Einfach nur wegen dem Urlaubs-Feeling!
Noch einsam und verlassen steht der Hochstuhl von der Baywatch da und ein Jäger der verlorenen Schätze marschiert mit seinem Metalldetektor über die weite Sandfläche. Er dürfte auch einige Male fündig werden, denn nachdem er sich bückt, steckt er immer wieder etwas in seine Hosentasche. Das Meer peitscht ans Ufer und der Wind pfeift uns um die Ohren, während wir weiter am Passeig Maritim des Bogatell entlag schlendern. Da muss ja die Hölle los sein im Sommer, denn am Strand befinden sich in Abständen Strandbars und Sanitärstationen. Wir trauen unseren Augen nicht, als wir einige hartgesottene Teenager im Wasser entdecken. Auch die Hunde, die im Sand herumtollen, wagen hin und wieder Sprünge ins kühle Naß.
Wir kommen in den Passeig Maritim del Port Olimpic, wo auf einem befestigten Plateau betonierte Sitzbänke aufgestellt sind. Von hier haben wir einen weiten, heute aber leider grauen Blick über den 400 m weiten Sandstrand und den Hafen. Im Sand des Platja de la Nova Icària daneben befindet sich ein großes Klettergerüst aus gespannten Seilen, das bei den Großen und Kleinen regen Andrang findet. Zwei Burschen spielen Fußball und eine Gruppe Mädels bietet ihre Gymnastik-Künste dar. Wir werden ständig überholt von joggenden und walkenden Sportlern und so manch einer hetzt, als hätte er was geklaut.
Wir landen an der Marina, wo dank der Olympischen Sommerspiele 1992 dieses Viertel komplett neu gestaltet wurde. Wo sich einst alte, nicht mehr genutzte, heruntergekommene Lager- und Fabrikhallen befanden, gibt es heute Einrichtungen für Sport und Freizeit. Schon von weitem sichtbar ist die Edelstahl-Skulptur von Frank Gehry. Der Fisch ist 45 m hoch und 56 m lang und befindet sich am Fuß der Hochhäuser Hotel Arts und Torre Mapfre. Im Meeresbecken klebt ein Segelboot neben dem anderen und wartet darauf, in Betrieb genommen zu werden. An zwei Seiten des quadratischen Hafens reiht sich ein Restaurant ans andere, dazwischen auch ein Nachtclub und eine Diskothek. Es ist also für Kulinarisches und Unterhaltung gesorgt und aufgrund des Wochenendes ist es auch gesteckt voll hier.
Für uns aber neigt sich der Tag dem Ende, wir sind müde geworden und daher machen wir kehrt. Kurz nach 21:00 Uhr erreichen wir wieder den Parc del Poblenou und von hier geht es direkt ins Hotel zurück. Na, dann buenas noches.
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