Wir erwachen aus einem unruhigen Schlaf und ein erster Blick aus dem Fenster verspricht nichts Gutes. Aus der durchgängigen, grauen Wolkendecke nieselt es bereits und daher sind wir auch ein wenig betrübt. Unsere Laune wird beim Frühstück nicht besser, denn der Kaffee kommt aus der Tüte und auch der Rest schaut nicht besonders gut aus. Die klebrigen, süßen Baigels, Kuchen und Blätterteig-Teilchen sprechen uns nicht an und der Rest findet auch nicht unbedingt unseren Gefallen. Fassungslos beobachten wir, wie das Pärchen am Nebentisch Unmengen dieser Dinger in Servietten wickelt und in ihren Taschen verschwinden lässt.
Mittlerweile regnet es schon ordentlich und im Zimmer überlegen wir, was wir heute machen können. Wir studieren den Reiseführer und entscheiden uns dann für´s Aquarium. Eingepackt wie Mumien machen wir uns auf den Weg zur Metro-Station. Heute können wir auch bei Rot über die Straße gehen, weil kaum Autos unterwegs sind. Nach anfänglichen Problemen, weil eines unserer Tickets nicht funktioniert, schaffen wir es nach einem Austausch in die Metro. Die ist vollgestopft mit Läufern, die schon ihre Startnummern auf den Jacken tragen. Die armen Schw… müssen bei diesem Sauwetter in der Gegend rumlaufen, unser Mitleid haben sie auf jeden Fall schon mal.
Punkt 10:00 Uhr erreichen wir den Hafen bei 13,9°, wie auf einer Anzeige zu lesen ist. Auf dem letzten Stück vor unserem Ziel kommen wir an einer Straße vorbei, an der in Reih und Glied tolle Florettseidenbäume wachsen. Die Stämme der dicken Flaschenbäume sind übersät mit ihren Dornen und im Geäst hängen noch die Samenkapseln vom letzten Jahr. Auf einigen Bäumen sind die Kapseln schon aufgesprungen und die seidigen, weißen Fasern quillen heraus. Daher gehört diese Baumart auch zu den Wollbaumgewächsen, das schaut richtig hübsch aus. In den Stämmen speichern sie Wasser und sind oft dick angeschwollen, daher werden sie auch betrunkene Bäume genannt.
Vor dem Eingang des Aquàrium´s stehen schon Menschentrauben an der Kasse an, aber es geht dann doch rasch vorwärts. Pro Person werden hier 20,00 Euro genommen – wir entledigen uns noch der Jacken und los geht´s. In 35 Meerwasserbecken können mehr als 11.000 Tiere beobachtet werden, die fast 500 Tierarten angehören. Im ersten Becken verfolgen wir Schollen, wie sie pfeilschnell herum zischen und sich dann in Windeseile im Sand vergraben, sodass nur mehr die Augen sichtbar sind. Daneben starren uns die Moränen mit ihren offenen Mündern entgegen. Sie leben in einem schön gestalteten Bassin mit vielen Steinen, hinter denen sie sich verstecken können. Die roten Einsiedlerkrebse schützen ihren verletzlichen Weichteile, indem sie es in leere Schneckenhäuser stecken. Die müssen sie jedoch immer wieder wechseln, wenn es zu eng wird. Live können wir bei einem Streit beiwohnen, bis der Klügere nachgibt und sich in sein Haus zurückzieht.
Im „Mittelmeer“ bekommen wir aber neben den verschiedenen Korallen auch Kraken zu sehen, die aufeinander kleben und sich liebhaben. Andere streiten und wickeln sich gegenseitig ein. Die Becken sind sehr schön gestaltet und man hat den Eindruck, dass sich die Tiere hier auch wohlfühlen. Im „Ozeanarium“ können wir riesige Kammmuscheln, Mondfische, Kugelfische, Rochen und verschiedene Arten von Haien bestaunen. Über einen achtzig Meter langen Glastunnel „schwimmen“ wir auf einem Laufband mit diesen Monsterfischen durch das Meer. So mancher Hai öffnet sein Maul und zeigt seine Zähne. Dafür scheint es, als würden die Rochen lachen. Auch einen alten Bekannten treffen wir, den grauen Triggerfish, den haben wir auf den Azoren sehr oft verspeist. Der Drückerfisch hat festes, weißes Fleisch und wenig, dicke Gräten.
Wir kommen zu den Belugafischen, sie gehören zur Familie der Störe und können bis zu acht Meter lang werden. Die Beleuchtung des Beckens lässt ihre Schuppen glänzen. Zwischen unseren Beinen huschen die kleinen Kinder herum, die mit Euphorie von einem Becken zum anderen huschen. Große Begeisterung erwecken natürlich die vielen Seepferdchen, die aneinander oder an den Farnen hängen. Uns gefallen auch die hellrosa farbigen Seeanemonen, die im Wasser sanft ihre Tentakel bewegen. Durch die Beleuchtung können die Besucher die fluoreszierenden Punkte, Streifen oder Flächen auf den Fischen toll sehen.
Wir sind am „Great Barrier Reef“ angekommen und treffen dort auf einen wahren Kindergarten. Der Grund sind die vielen bunten Fische wie die Kaiserfische, Regenbogenfische oder die Clownfische, die jeder kennt aus dem Kinofilm „Findet Nemo“. Auf die eine Sensation folgt die nächste, denn bei einem offenen Becken können die Kinder mit gekauftem Futter in Spritzen die Kois füttern. Hier herrscht natürlich reger Andrang und das nicht nur bei den Kids. Auch Chamäleons hocken in einem Terrarium auf den Ästen. Dachten wir, denn dann werden wir von einem neunjährigen Knirps aufgeklärt, dass es sich hier um einen Basilisken handelt, einem mystischen Tier, das zu den Leguanen gehört. Na, da haben wir wieder was gelernt.
Im nächsten Raum haben Liebhaber kleine Becken geschaffen unter dem Motto „Aquarium Care Program, Leben und Ernährung erhalten“, wo es megainteressante Fische zu sehen gibt. Zum Schutz vor Feinden haben die Glaswelse einen komplett durchsichtigen Körper. Im Aquarium daneben schwimmen fluoreszierende Fische. In einer Röhre wird der Lebenszyklus einer Qualle, gezeigt ähnlich einer Raupe, die zum Schmetterling wird. Die erste Lebensform, der Polyp, existiert am Meeresgrund, während die zweite Lebensform, die sogenannte Medusa, ein Leben in Freiheit auf offener See liebt. „Don´t forget to visit us“ heißt es dann, denn es gibt hier auch noch Humboldt-Pinguine aus der Antarktis zu besichtigen und zu ihnen gesellen wir uns eine Zeitlang. Sie tun uns schon ein wenig leid, denn das Terrarium ist nicht wirklich groß und im hinteren Eck macht ein Pinguin Schwimmbewegungen gegen die Glaswand. Der Vogel hat echt einen Vogel!
Als wir um 12:30 Uhr das Aquàrium de Barcelona verlassen, steht die Menschenschlange bis weit auf den Vorplatz an, um Einlass zu bekommen. Na hurra, das wird ja eine ordentliche Schieberei da drinnen.
Der Regen ist zwar weniger geworden, aber die Luft ist noch sehr frisch. Daher beschließen wir, vorerst mal hier zu bleiben und im Maremàgnum, dem Einkaufs- und Freizeitzentrum direkt daneben nach Essbarem zu suchen. „Welcome, shopping and dining at the marina, open 365 days“ – unglaublich, aber wahr. Aufgrund des schlechten Wetters ist auch hier die Hölle los, mal sehen, ob wir ein Restaurant mit freien Plätzen finden? Glück gehabt, da im Tapa-Tapa gerade ein kleines Tischerl geräumt wird, stürzen wir gleich dorthin.
Und das mit toller Aussicht auf das World Trade Center und dem Torre Jaume I aus Stahlfachwerk, der mittlere Turm einer Luftseilbahn die vom Hausberg Barcelonas, dem Montjuïc bis zur Avinguda de Miramar führt. In der Tapa-Bar bestellen wir zu Bier (leider kriegen wir deutsches serviert) Kartoffel-Käse-Omelette, Fleischbällchen, gedünstete Champignons, Scampi mit Speck und griechischen Salat.
Nach dem Essen schlendern wir ein noch ein wenig im Hafengebiet herum und betrachten die Yachten, Schiffe und die tollen, alten Gebäude. Die Möwen streiten sich um die Pommes, die sie aus den Mistkübeln fischen.
Am Plaça del Portal de la Pau thront das beeindruckende Gebäude der Hafenverwaltung. Gegenüber steuert der bronzene Kolumbus hoch oben vom Mirador de Colom den Verkehr. Nein, Blödsinn, obwohl das hier echt notwendig wäre, bei dem vielen Durcheinander. Nicht weit davon entfernt, parkt eine Flotte Polizeiautos und die Polizisten versuchen, die vielen hupenden Autos in Kontrolle zu kriegen. Kein Wunder, dass hier das hektische Treiben vorherrscht, schließlich befinden wir uns hier am Beginn des Prachtboulevards Las Ramblas.
Das Wort „Rambla“ kommt aus dem Arabischen und bedeutet sandiger Boden, ausgetrocknetes Flussbett, das benutzt werden kann als Weg. Die 1,2 Kilometer lange Flaniermeile ist wellenförmig gepflastert mit weißen und rosa Fliesen und endet beim Plaça de Catalunya. Zu beiden Seiten wird sie flankiert von einer prächtigen Platanen-Allee aus dem 19. Jhdt., dahinter ein schmaler Fahrstreifen und eine mächtige, historische Häuserzeile. Die Rambla ist in mehrere schwerpunktmäßigen Abschnitte unterteilt. Wir befinden uns gerade am Ende, der Rambla de Santa Mónica, mit dem Teatre Principal. Eines der bekanntesten Opernhäuser der Welt, das Gran Teatre del Liceu ist an der Rambla dels Caputxins zu finden. Berühmt auch das Café de l´Òpera, eines der ältesten Häuser von Barcelona. Es folgt die Rambla Sant Josep, die auch Rambla de las Flores genannt wird. Hier reiht sich ein Blumenstand an den anderen und die leuchtenden Sonnenblumen, Lilien, Gerberer und viele andere Blumen sind jetzt bei dem grauen Wetter ein richtiger Hingucker. Auch der imposante Mercat St. Josep oder auch La Boqueria genannt befindet sich hier, aber dazu später.
Gegenüber dem Eingang befindet sich das Museu de l´Eròtica und vom kleinen Balkon buhlt eine maskulin aussehende Marilyn Monroe in Weiß gekleidet um Besucher. Am Plaça de la Boqueria befindet sich ein tolles, kreisförmiges Straßenmosaik vom katalonischen Maler Joan Miró.
Souvenir- und Zeitungsstände laden die flanierenden Menschen auf der Rambla dels Estudis ein ihr Geld loszuwerden. Früher war hier die Universität ansässig, daher auch der Name der Rambla.
Der letzte Abschnitt, die Rambla de Canaletes verdankt seinen Namen dem gusseisernen Font de Canaletes von 1860. Wer aus dem Brunnen trinkt, kehrt nach Barcelona zurück, besagt eine Legende. Wir haben das leider versäumt, doch die Stadt hat noch so viel zu bieten und außerdem wollen wir sie mal bei Sonnenschein sehen. Wir kommen auf jeden Fall wieder.
Eines haben aber die Ramblas gemeinsam, sie zieren mächtige, historische Häuser mit tollen Fassaden, wovon der Großteil mit Stuck, Bemalungen oder Fliesen verziert ist. Immer wieder begegnen wir auf unserem Spaziergang tollen Laternen und Brunnen aus Eisen.
Wir biegen von der Ramblas seitlich weg in die Carrer Nou de la Rambla, um uns Tickets für den Palau Güell zu besorgen. Leider stehen wir vor verschlossenen Türen, weil die Terrasse aufgrund des Regens nicht zugänglich ist. Schade, denn gerade das Dach mit den berühmten Schornsteinen ist besonders sehenswert. Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben und wir sind noch einige Tage hier, vielleicht haben wir noch Glück und bekommen besseres Wetter. Wir spazieren weiter, biegen mal hier mal dort in eine Gasse ein und betrachten die Häuserzeilen mit so manch hübschen Hinterhof.
Wir queren die Rambla del Caputxins und schlendern die Passage Madoz entlang, wo wir im Restaurant La Crema Canela eine Kaffeepause einlegen. Ein hübsches Tischerl vor der Tür mit Blick auf die Gasse lädt uns zum Verweilen ein. Noch bevor wir und niedergesetzt haben, macht uns der Kellner drauf aufmerksam, keine Handys oder Fotoapparate auf den Tisch zu legen, denn es wird leider sehr viel geklaut. Danke für die Info! Wir bestellen uns zum Espresso gebackene Topfentorte mit Tomaten-Vanille-Marmelade und Kompott aus Cherry-Tomaten. Vorweggenommen, so was Leckeres haben wir schon lange nicht mehr gegessen. Bevor wir des Weges weitergehen, suchen wir noch die Toilette auf, um unnötigen Ballast loszuwerden. Der Kellner hält mir die Tür auf und das finde ich so zauberhaft, dass ich ihm mein schönstes Lächeln schenke. Liebevoll und entzückend ist auch das Innere des Restaurants gestaltet, sodass ich gar nicht mehr weggehen möchte. Altes Mobiliar und Vintage-Deko und Geschirr werden beleuchtet von warmem Licht und machen die Räume richtig gemütlich.
Nur wenige Schritte vom Restaurant schreiten wir durch eine Arkade und landen auf dem Plaça Reial. Fassungslos stehen wir da und drehen uns einmal um die Achse, um diesen tollen Platz auf uns wirken zu lassen. Nie hätten wir vermutet, dass sich mitten im Häusermeer ein so schöner Platz befindet. Einst befand sich hier ein Kloster, dass aber nach einem Brand nicht mehr aufgebaut wurde. Umgeben wird der königliche Platz von viergeschossigen Gebäuden mit umlaufenden Arkaden. Sie beherbergen viele Bars, Restaurants, Cafés und Geschäfte, wo es sich viele Menschen gemütlich machen. Die Mitte des Plaça Reial ziert der Drei-Grazien-Brunnen, flankiert von zwei Laternen, die von Antoni Gaudí erschaffen wurden. Zur typischen, spanischen Atmosphäre tragen die vielen Palmen bei, die hier prächtigst gedeihen. Und es geht hier gewaltig die Post ab, denn es tummeln sich viele Menschen jeden Alters auf dem beliebten Platz.
Als nächstes erreichen wir den Plaça de Sant Jaume, wo sich die zwei wichtigsten, politischen Gebäude der Stadt befinden. Einerseits der Palau de la Generalitat, der Palast der Landesregierung und gegenüber das Ajuntament, das Rathaus. Über dem Eingangstor des Regierungspalastes kämpft der heilige Georg mit seinem Drachen und bedeckt wird das Gebäude von einer hübschen Kuppel gedeckt mit Fliesen in Orange, Blau und Grün. Am Rathaus weht die Flaggenparade von Spanien, Katalonien und Barcelona – markant sind die vier dorischen Säulen aus dem 2. Jhdt. Der Platz ist dunkel gepflastert mit hellen Einlegearbeiten und ist Austragungsort vieler Konzerte und kultureller Veranstaltungen. Wir biegen rechterhand des Palau de la Generalitat in die Carrer des Bisbe ein und wir stehen vor der neogotische Bischofbrücke (Pont del Bisbe), die den Palast mit dem Casa dels Canonges (Kanonisches Haus) verbindet. Wunderschön sind die verschnörkelten Elemente und ich bin auch entzückt von den steinernen Wasserspeiern am Palast.
Wir gehen die wenigen Schritte wieder zurück und biegen in die nächste Gasse ein. Einmal rechts, einmal links und hier befinden sich in der Carrer des Paradís Nr. 10 Reste des Augustus-Tempels. Im 15. Jhdt. wurden die letzten Säulen und Fragmente in den Häuserbau integriert. Vor dem Eingang befinden sich noch ein Mühlstein und eine Tafel, die die höchste Erhebung der einstigen römischen Stadt markiert.
Weiter auf unserer Entdeckungsreise durch die Gassen kommen wir zum Plaça de Garriga i Bachs, wo sich ein Märtyrer-Denkmal befindet, das an den Aufstand gegen Napoleon erinnert. Kachelbilder zeigen Szenen von Exekutionen.
Wir sind bei der Catedral de la Santa Creu i Santa Eulàlia am Pla de la Seu angelangt, aber bevor wir uns dieser widmen, lösen wir erst mal Tickets für den Kreuzgang. Im Inneren liegt ein hübscher Garten mit einem Brunnen und Palmen. Und noch etwas Skurriles gibt es hier, nämlich Gänse und es sollen angeblich dreizehn sein. Die Kathedrale ist der Heiligen Eulàlia geweiht, eine Gänsehirtin und sie war erst dreizehn, als sie im Jahr 303 dem Märtyrerin-Tod starb. Jeden 12. Februar gedenkt man ihrer. Die gefiederten Freunde fühlen sich hier pudelwohl, denn fast alle sitzen schlafend am Rand des Beckens, wahrscheinlich eingelullt vom Plätschern des Wassers.
Beim Eintreten in die Kathedrale empfängt uns beschauliche Orgelmusik und bevor wir mit dem Rundgang loslegen, machen wir es uns kurz auf den alten Kirchenbänken bequem. Und man sitzt wirklich ganz gut. Weihrauchduft liegt in der Luft und erfüllt den hohen Innenraum, der dezent beleuchtet ist. Trotzdem wirkt sie sehr gemütlich, elegant und nicht überladen. Dafür ist das Chorgestühl eine Wucht mit den hohen, filigranen, geschnitzten Türmchen und die goldenen Wappen an den Lehnen. Toll auch die hölzerne Kanzel und die Orgel, wo der Staub die dreidimensionalen Schnitzereien schön zur Wirkung bringt. Beeindruckend auch das Grabmal der Heiligen Eulàlia mit den unzähligen Figuren.
Mit einem Lift fahren wir auf den begehbaren Dachfirst hoch und trotz des eingenebelten Horizonts haben wir einen schönen Rundumblick auf das Dächermeer von Barcelona. Unzählige Türme und Kräne prägen das Stadtbild, wobei die meisten Kräne bei der Sagrada Familia aufgestellt sind. Wir können sogar bis zur Montjuïc-Seilbahn im Hafen, die Kreuzfahrtschiffe und die Kolumbus-Statue sehen. Bei genauerem Betrachten können wir in so manch einen Dachgarten oder versteckte Laube gucken. Eigentlich herrscht hier ein volles Dächer-Wirr-Warr, aber aufgrund der hellen, mediterranen Farben von Sandgelb bis Rotbraun ergibt das ein wunderschönes südländisches Bild.
Wieder zurück im Inneren der Kirche widmen wir uns noch dem kleinen Museum, wo neben mittelalterlichen Bildern, Statuen der Santa Eulàlia auch die mächtige, kostbare Monstranz der Kathedrale ausgestellt ist. Sie besteht aus purem Gold und Silber und wertvollen Edelsteinen und wurde vorwiegend von Gönnern finanziert.
Wir verlassen die Kirche, biegen einmal um die Ecke und da steht der Geigenspieler, dessen Ave-Maria wir im Inneren gehört haben und dachten, dass die Musik vom Band kommt. Wir lauschen noch eine Weile seinem Spiel, gönnen ihm dann einige Euros und schlendern weiter.
Vor dem Placita de la Seu, dem Platz vor der Kathedrale nehmen wir auf einer alten Steinbank Platz und lassen unseren Blick über die umwerfend schöne, reich verzierte Fassade des Gotteshauses schweifen. Sie wurde erst im 18. Jhdt. errichtet, da die Kirche mehrmals zerstört und wiederaufgebaut wurde. Auf einem einst römischen Tempel entstand das erste Gotteshaus, das 717 kampflos den Mauren überlassen wurde und achtzig Jahre als Moschee diente. Als knapp hundert Jahre danach die Mauren besiegt wurden, beseitigte man alle muslimischen Spuren, selbst die wertvolle Gebetsnische wurde zerstört. Leider fiel die Kirche später einem Brand vollständig zum Opfer, wurde neu aufgebaut und 1448 fertiggestellt. Die Türme und die Fassade wurden im Laufe der Jahrhunderte hinzugefügt, der Glockenturm besteht aus filigranen Schmiedearbeiten.
Auf dem Platz herrscht reger Andrang und im Getümmel geben zwei junge Burschen ihre Breakdance-Künste zum Besten und stauben dafür reichlich Applaus und Kohle ab.
Bevor wir unseren Rundgang durch die Stadt fortsetzen, widmen wir uns noch kurz dem Casa de l’Ardiaca, dem historischen Stadtarchiv, dass sich neben der Kathedrale befindet. Auf dem Haus der Fassade gibt es einen Hingucker, nämlich einen legendären Briefschlitz aus Marmor, auf dem fünf Schwalben und eine Schildkröte zu sehen sind, Symbole der Gerechtigkeit.
Im ältesten Viertel Barcelonas, dem Barri Gòtic kommen wir zum Plaça del Rei, dem königlichen Platz. Der Platz bildete einst den Innenhof eines königlichen Palastes, angedockt an die Stadtmauer. Königlich wirkt der Platz heute nicht mehr, aber er hat trotzdem sein Flair.
Im Caffè Farggi lachen uns zwar die Vitrinen mit den unzähligen Eissorten an, aber wir gönnen uns Vitamin-Smooties mit Gurke, Lemongras und Apfel. Während der Zubereitung können wir zusehen, wie frische Waffeln produziert werden. Mit einem Riesen-Löffel holt die Köchin aus einem 3-Kilo-Glas Nutella und katapultiert einen Klumpen auf die Waffel, noch frische Erdbeeren drauf und fertig ist die Leckerei. Wennst das gegessen hast, dann ist dein Magen fertig. Jetzt ist unsere Geldbörse fertig, denn für die beiden Drinks berappen wir satte 12,20 Euro! Na dann – auf die Gesundheit!
Wir schlendern weiter durch die Gassen und erreichen wieder den Plaça Reial und gerade noch rechtzeitig erleben wir live, wie sportliche Jungs ein Castell probieren. Dabei handelt es sich um einen traditionellen mehrstöckigen Menschenturm. Ein Stück daneben bereiten sich die nächsten vor, ihre Künste zu präsentieren. Hier pulsiert das Leben und das trotz des grauslichen Wetters. Schade, unsere Finger sind schon sehr kalt und wir müssen in Bewegung bleiben, damit wir nicht komplett auskühlen. Blos recht weit kommen wir nicht, denn Hunger macht sich bemerkbar und wir kehren wieder ins Restaurant „La Crema Canela“. Zweimal werden wir darauf aufmerksam gemacht, dass die Küche erst um 20:00 Uhr aufmacht, egal, das sitzen wir ab. Wir bestellen uns zwei Cerveza und erhalten Estrella serviert, schmeckt leicht süßlich, passt aber super zum Rinder-Carpaccio.
Bevor wir das Restaurant verlassen, suchen wir noch die Toilette auf und der Weg dorthin führt fast durch die Küche. Danke, das Essen hat toll geschmeckt, aber ich bezahl lieber meine Rechnung, denn der Abwasch freut mich heute nicht mehr.
Gegen 21:00 Uhr beschließen wir unseren Besichtigungstag und schlendern über den Plaça de Sant Jaume Richtung Metro und von dort fahren wir zu unserer Haltestalle Poblenou. Den Weg zum Hotel kennen wir schon und im Nu sind wir in unseren vier Wänden angekommen.
Download der KML-Datei