Heute führt unsere Reise als erstes nach Langenargen zum Schloss Montfort. Anstelle einer verfallenen Burg wurde im 19. Jhdt. in fünfjähriger Bauzeit ein Schloss im maurischen Stil errichtet. Das Backsteinmauerwerk ist gestreift in rosa und gelb und ein mächtiger Turm mit zinnenartiger Bekrönung gibt dem Gebäude ein Burgähnliches Aussehen. Das Schloss ist nicht zu besichtigen, der Turm kann aber bestiegen werden. Und das haben wir heute vor. Dafür müssen wir aber erst mal die 142 Stufen erklimmen, die im Kreis nach oben führen.
Wow, hier oben ist es schön – wir haben das Gefühl, mitten im Bodensee zu stehen, so nahe ist das Schloss ans Wasser gebaut. Ein grandioser Ausblick auf die Bergwelt, die Städte und das Hinterland belohnt uns für die Anstrengung. Glasklar ist das Wasser und so können wir Tauchvorgänge von Haubentauchern hautnah erleben. Friedlich und ruhig ist es hier, bis eine kleine Reisegruppe kommt und die Stimmung zerstört.
Wir steigen wieder hinunter und erreichen mit einem Drehwurm wieder die Rezeption. Bevor wir zurück zur Parkgarage gehen, betrachten wir das Schloss noch von außen mit den verschnörkelten Mustern und Rundbögen.
Wir beschließen, nicht auf der Hauptverkehrsstrecke weiterzufahren, sondern nehmen die Landstraßen durch die Dörfer und Felder. Plötzlich entdecken wir auf einem abgeernteten Kukuruzfeld zwei Raubvögel. Wir halten auf einem Parkplatz auf der anderen Seite und schleichen uns an – nicht um die Vögel zu schießen, sondern für ein paar Fotos. Einer flüchtet, als er mich erblickt, aber den zweiten kann ich mit meiner Kamera super einfangen. Dann setzen wir unsere Fahrt fort bis zum Affenberg Salem.
Nach der Größe des Parkplatzes zu urteilen, kann hier ordentlich die Hölle los sein. Heute können wir aber noch sehr weit vorne parken. Unsere Begeisterung ist jetzt schon riesengroß, denn auf den Gutsgebäuden sind mehrere Storchennester angebracht und fast alle sind besetzt mit einem oder zwei Störchen. Eins, zwei, drei, ….. zehn, elf, nein, es sind zwölf Störche! So viele auf einen Haufen haben wir auch noch nicht oft gesehen! Mitte der Siebziger Jahre war der Weißstorch in mehreren Gebieten ausgestorben und so hat man unter anderem auch hier mit einer Wiederansiedlung gestartet. Affenberg ist auch eine Auffangstation für verwaiste Jungstörche, die erwachsenen Störchen einfach so untergeschoben werden können.
Bevor wir uns ins Vergnügen werfen, verdrücken wir zuvor noch eine kleine Jause, die hier in einem Selfservice-Stand angeboten wird.
Biotope wurden geschaffen, um einen Lebensraum für die Wasservögel zu sichern. Eines befindet sich hier, wo wir mit Futter aus der Kiste hier lebende Spiegelkarpfen füttern können. Leider dürften die schon so vollgefressen sein, denn viele von denen bekommen wir nicht zu Gesicht. Dafür tummeln sich Blässhühner, Schwäne und Haubentaucher im Weiher.
Wir spazieren weiter und tauchen in das Waldgebiet ein, wo auf 20 Hektar etwa zweihundert Berberaffen fast in freier Wildbahn leben. Ihre Heimat ist ursprünglich Algerien und Marokko, aber dort sind sie stark gefährdet und stehen auf der roten Liste. 1976 wurde der Park gegründet und ermöglicht den Affen hier ein naturnahes Leben, da das Klima auch sehr ähnlich ist.
So, nun stehen wir mit einer kleinen Gruppe vor einem hohen Zaun und erhalten von einem Ranger Anweisungen. Nicht laufen, nicht schreien und mindestens einen Meter Abstand zu den Affen halten und nicht anfassen. Dann bekommen wir jeder eine Handvoll speziell zubereitetes Popcorn in die Hand gedrückt und los geht´s. Es gibt keine Gitter mehr, lediglich eine Reling aus Holz, die den 600 Meter langen Spazierweg durch den naturbelassenen Wald ein wenig von den Affen abschirmen. Wir sind kaum einige Schritte gegangen, entdecken wir die ersten Tiere auf den Bäumen. Ein Stück weiter sitzen zwei davon und entlausen sich gegenseitig. Auf Schautafeln wird Interessantes über die Affen erzählt und mit Fotos anschaulich dargestellt. Für große und kleine Kinder sind viele interaktive Stationen angebracht, wo mit Fragen und Antworten Wissenswertes vermittelt wird. Da fragen uns zwei Affen „Wie unterscheiden wir uns im Gebiss?“ Lösung: Das Weibchen hat kleine Eckzähne und das Männchen mächtige.
Stündlich finden an einigen Plätzen Schaufütterungen statt und als wir den ersten Platz erreichen, warten schon viele Besucher. Da die Berberaffen das natürlich auch wissen, haben sich einige Tiere bereits versammelt und lassen sich von den Besuchern mit dem ungesalzenen Popcorn füttern. Wir betrachten erst mal das Geschehen und als die anderen ihre Munition verschossen haben, setzen wir uns auf die Planken und strecken den Tieren eine Hand entgegen. Sekundenschnell holt sich der Affe ein Popcorn nach dem anderen. Das ist so ein berauschendes Gefühl, dass wir uns wie Kinder fühlen. Wer hier wen begafft, das ist nicht ganz klar, die Affen kommen auf jeden Fall mit dem Rummel gut zurecht.
Dann ist es soweit, die Rangerin kommt mit ihrem Kübel und verteilt auf dem Gelände Obst, Gemüse und Salat. Die Affen kommen aus allen Richtungen gelaufen und stürzen sich auf das Futter. Sie sind vegetarische Fleischfresser, denn neben dem Gemüse vertilgen sie auch Spinnen, Heuschrecken, Raupen oder Skorpione. Während wir das Fressen der Tiere beobachten, erhalten wir spannende Informationen und Amüsantes über die Berberaffen. Sie leben auch hier in Sozialverbänden von etwa 80 Tieren und jedes Tier muss sich an die Rangordnung halten. Mit Fragespielen wird kindgerecht erarbeitet, welches Tier ein Weibchen oder ein Männchen ist und wer davon der Chef. Wir erleben die Affen in nahezu natürlicher Umgebung und können ihr Verhalten beobachten. So ist zum Beispiel das Tier hinter uns, das sich liebevoll um das Kleine kümmert, nicht wie wir vermuten das Weibchen, sondern der Papa. Die Männchen lernen dem Nachwuchs, wie sie sich in der Gruppe zu verhalten haben. Ach, ist das Baby süß, es klettert auf den Bäumen herum und Plumps kullert es auch schon wieder herunter. Schnell umgedreht und weg ist es wieder. Die Kameras klicken ununterbrochen und wir alle können von dem Schauspiel gar nicht genug kriegen. Wir nehmen Abschied von den Halbstarken und spazieren weiter.
So, wir sind am Ende des Rundganges angekommen und verlassen das Gehege wieder. Vorbei am Tümpel erreichen wir das Gelände, wo in etwa einer Viertelstunde die Fütterung der Störche stattfindet. Die fehlende Zeit müssen wir leider in der Sonne braten, weil es hier keinen Schatten mehr gibt.
Mit einem Kübel beladen betritt die junge Rangerin das Gelände und erklärt uns den Grund für die Ansiedelung der Störche hier. Aufgrund der Trockenlegung von Landschaften hat der Storch nicht mehr genügend Nahrung gefunden zur Aufzucht seiner Jungen, sodass er für die ein bis zwei Jungen nicht mehr sorgen konnte. Durch die Zufütterung hier, bringen diese Storchenpaare sogar drei bis vier Störche zur Welt. Ein weiteres Problem besteht beim Zug in die Überwinterungsgebiete, da viele Störche nicht mehr nach Europa zurückkehren. Strommasten und -leitungen werden von den Jungen noch nicht als Gefahr erkannt und werden den Tieren oft zum Verhängnis. Im Regelfall wird ein Storch um die zwanzig Jahre und manchmal auch älter. Sie bleiben ihrem Horst treu, kommt ein Partner zu spät, wird er durch einen neuen ersetzt.
Es geht ein Raunen durch die Gruppe, als sie den Inhalt ihres Kübels, nämlich tote, männliche Eintagsküken auf der Wiese verteilt. Jetzt warten wir alle gespannt auf die Störche, dass sie sich auf das Futter stürzen. Wir warten und warten und warten und es kommt keiner. Sechzehn Störche sind zurzeit am Horst am Affenberg, aber im Gegensatz zu Mittag sind alle Nester jetzt leer und es ist auch weit und breit keiner zu sehen. Dann bekommen wir erzählt, dass bis letzte Woche noch zwei Fütterungen am Tag stattgefunden haben, morgens und abends, dann wurde umgestellt auf nur eine um 14:00 Uhr. Das hat sich aber bei den Störchen noch nicht herumgesprochen und sie haben sich auf die Jagd gemacht, wenn hier nix serviert wird. Wahrscheinlich kommen sie noch morgens und abends und warten hier vergeblich. Schade, wir sind schon sehr neugierig gewesen.
Wir hätten noch Stunden hier in Affenberg verbringen können und die Tiere beobachten und vielleicht wären dann doch noch die Störche aufgetaucht, doch wir schlendern zum Auto zurück und machen uns auf den Weg nach Meersburg.
Es ist halb drei Uhr und das Thermometer zeigt 28 Grad an, als wir das Auto am Parkplatz im Hafen von Meersburg verlassen. Wir betreten die Stadt heute durch das Unterstadttor und spazieren entlang der Seepromenade. Recht weit kommen wir nicht, denn wir ergattern den letzten Tisch in einem Café und bestellen uns Eis. Während wir jeden Löffel davon genießen, beobachten wir die vorbeiflanierenden Menschen. Es ist viel los, doch Hektik herrscht keine. Am Ufer des Sees sind auch alle Rastplätze unter den Ahornbäumen besetzt und die Menschen schwelgen im lauen Lüftchen.
Die nächsten Gäste freuen sich über die nun freiwerdenden Plätze und wir schlendern weiter. In der Hafeneinfahrt ragt die Magische Säule von Peter Lenk hoch in den Himmel hinauf. Wir haben den Künstler schon in Konstanz kennengelernt, denn auch dort schmückt ein Werk von ihm den Hafen. Sehr skurril hält er mit provokativen Figuren Persönlichkeiten der Stadt fest, so schmückt das Ende eine Möwe mit dem Gesicht der Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff. Wir drehen einige Runden um das Kunstwerk, Begeisterung ruft es in uns nicht hervor. Das Bankerl darunter gefällt uns da schon besser, denn von da können wir das Treiben hier schön auf uns wirken lassen. Zwei Ausflugsschiffe verlassen den Hafen und sind in wenigen Minuten nicht mehr sichtbar. Das Wasser plätschert beruhigend an die Mauer und das Geschrei der Wasservögel erfüllt die Luft. Während Möwen sich gegenseitig spielend attackieren, geht es bei den vier Kormoranen friedlicher zu. Sie sitzen auf einer Reling lassen die Flügel trocknen und genießen das Lüftchen.
In der Unterstadtstraße flanieren wir durch die Häuserzeile auf der anderen Seite zurück. Ein Laden nach dem anderen, dazwischen Bars, Restaurants und Weinstuben und auch hier herrscht reges Treiben. Vor dem Gebäude des Meersburger Winzervereins steht ein Hänger und wir können zusehen, wie er mit frischem Trester gefüllt wird. Auf einem Schild ist zu lesen, dass heute Müller-Thurgau Bacchus gepresst wird. Das duftet, da möchte man gleich ein Glaserl Wein. Eine Zeitlang wohnen wir dem Spektakel bei, dann erklimmen wir die seitlichen Treppen hoch, vorbei an einem schönen Spielplatz bis zum Neuen Schloss. Es wurde im Auftrag der Konstanzer Fürstbischöfe als repräsentative Residenz errichtet und 1762 vollendet. Heute beherbergt es in der Belétage die Staatsappartements und das Schlossmuseum. Neben der Dauerausstellung ist gerade die Ausstellung „Sehnsucht in die Ferne“ zu besichtigen, die die Reisen von Annette von Droste-Hülshoff beschäftigt.
Wir erreichen den hübschen Barockgarten über dem Belvedere-artigen Aufgang, durchschreiten das prächtige schmiedeeiserne Tor und dann öffnet sich der wunderschöne Blick auf die gepflegten Beete und perfekt geschnittenen Buchsbäume. Nein, das Schloss Café lassen wir links liegen, jetzt ist Kultur angesagt. Wir besorgen uns die Tickets und dann legen wir los. Im Treppenhaus ist ein beeindruckendes Deckenfresko von 1761 zu besichtigen. Es thematisiert die Verherrlichung des Fürstbischofs und seines Landes. Die weißen Seitenwände sind mit beeindruckenden Stuckelementen verziert.
Wir betreten einen Raum nach dem anderen und der Fischgrät-Holzboden knarrt unter unseren Füssen. Sie sind ausgestattet mit wertvollen Wandteppichen, Deckenfresken und vergoldeten Stuckelementen. Der Spiegelsaal ist doppelt so hoch wie die anderen Räume und die Spiegelfenster sollen den Eindruck vermitteln, als wäre der Raum größer, als er wirklich ist.
1741 – 43 wurde die Schlosskirche im Rokokostil geschaffen, wo sich einst der Pferdestall mit darüber gelegener Sattelkammer befand. Das Deckenfresko zeigt illusionistische Kuppeln und Gewölbe. Einer mittelalterlichen Legende zufolge, soll die Weihe der Kirche Christus selbst vorgenommen haben.
Die Zeit ist fortgeschritten und um Meersburg nicht wieder bei verschlossenen Türen zu haben, beenden wir unser Programm und verlassen das Schloss wieder. Wir schlendern durch die Gassen, schmökern mal hier, mal dort in einem kleinen Laden, erstehen auch das ein oder andere. Schlussendlich landen wir wieder in der Weinstube, in der wir gestern schon so gemütlich gesessen sind. Wir bestellen wieder Wein und zu essen Wurstsalat und eine Winzervesper (bei uns zuhause sagt man dazu Brettljausn). Die warme Abendsonne schmeichelt uns auf der Haut, der Wein ist lecker und das Essen schmeckt gut, was will man mehr? Nix.
Die Fahrt zurück nach Lochau wird wieder begleitet von einem traumhaften Sonnenuntergang, die Sonne zaubert ein warmes Licht über die Landschaft und entspannt fahren wir gemütlich in der Kolonne zu unserer Unterkunft.
Wir liegen schon gemütlich im Bett und lesen noch ein wenig, als es plötzlich draußen zu krachen beginnt. Neugierig gucken wir aus dem Fenster und sehen, dass in Lindau ein spektakuläres Feuerwerk abgeschossen wird. Danke mein Schatz, dass du mir so was Schönes zum Hochzeitstag schenkst, doch den haben wir doch erst in zwei Tagen?