Bonjour, guten Morgen, es ist kurz nach 07:00 Uhr und das Wetter ist traumhaft. Georg ist schon beim Kaffee-Sieden und weil das Deck heute mal trocken ist, beschließen wir, draußen zu frühstücken.

Eineinhalb Stunden später ist alle zusammengepackt und verstaut, Leinen los und schon schippern wir gemütlich aus dem Hafenbecken. Wir blicken nochmal rund um uns – au-revoir Chalon-sur-Saône, du bist eine traumhafte Stadt. Aber wir werden uns ja auf dem Rückweg wiedersehen und darauf freuen wir uns schon.  

Etwa viereinhalb Stunden Fahrt und 26 km liegen vor uns Richtung Tournus. Relaxed tuckern wir auf der Saône und werden ständig von schrecklichen Svens überholt. Die haben alle so einen Stress! Uns fällt auf, dass das Wochenende vorbei ist, denn die Ufer sind leer, zumindest, was die Angler betrifft. Jetzt gehört das Ufer der Vogelwelt und die Reiher, Schwäne und Enten genießen sichtlich die Ruhe und die angenehme Wärme. Die Sonne spiegelt sich im Wasser und taucht die Landschaft in ein schönes Licht. Die Raubvögel kreisen in den Lüften, vollziehen ihre Liebesspiele oder halten Ausschau nach Beute. Am Ufer erblicken wir einen Raubvogel, der genüsslich seinen Fisch verspeist. Es zwitschert und piepst wieder im Gebüsch und schnell lassen wir uns von der ruhigen Stimmung einfangen.

Am rechten Ufer stolzieren inmitten der Teichrosen Silberreiher, andere sitzen auf den Ästen. Von der gegenüberliegenden Seite kommt der Ruf des Kukuks und Wolfgang reißt es aus seinen Gedanken, denn der Klingelton seines Handies klingt ähnlich. Georg steuert ruhig das Boot den Kanal entlang, wo die Büsche bis tief ans Wasser hängen. Die Blüten der Pappeln wirbeln in der Luft herum und liegen dann wie eine Schneefläche auf dem Wasser. Auch am Himmel entstehen von den Wolken und Flugzeugen gezeichnet interessante Muster und Bilder. An den Ufern passieren wir immer wieder hübsche Villen, Ferienhäuser und oft richtige Schlösschen mit hübschen Gärten. Von so manchem Haus lässt sich das Alter erahnen, weil es von unten bis oben mit Efeu überwachsen ist. Radfahrer strampeln gemütlich neben dem Wasser und auf den Wiesen grasen genüsslich die Kühe, flankiert von weißen Kuhreihern.

Wir passieren den kleinen Ort Gigny-sur-Saône, wo die Schindeln vom Dach der Kirche Saint-Pancrace von der Sonne bestrahlt werden. Der Ort besitzt auch einen schnuckeligen Hafen und eine schöne Capitainerie. Es wartet bereits unsere erste Herausforderung des Tages, nämlich die Écluse de Ormes. Das ist nämlich eine große Schleuße und da warten bereits zwei Boote drinnen und hinter uns kommt schon das nächste. Brav ziehen wir die Schwimmwesten an und Wolfgang und Georg machen sich bereit mit den Seilen. Der Schleußen-Wächter winkt ihnen von seinem Aussichtsturm zustimmend zu. Also, alles wieder super gemacht und wir verlassen die Schleuße auf der anderen Seite wieder. Das letzte Stück bis zu unserem Ziel geht es fast schnurgerade dahin. Plötzlich kommt uns ein Piratenschiff entgegen, der seine Fahne gehisst hat, wir bleiben aber Gott sei Dank verschont.

Punkt 12:00 Uhr legen wir in Tournus an, wir ergattern den letzten freien Platz. Georg versucht seinen ersten Parkversuch und mit Hilfe von anderen Kapiten gelingt das anstandslos. Super gemacht, Drunken Sailer! Die Häuserzeile im Hafen und die Platanen-Allee bilden ein beeindruckendes Bild von dieser Stadt. Ich glaub, dass es uns hier auch gefallen wird. Nach einem kurzen, aber netten Tratscherl mit unseren Boot-Nachbarn orientieren wir uns auf einem Stadtplan und machen uns dann auf den Weg in die Altstadt.

Dabei kommen wir am Maison du Roi Guillaume vorbei, es stammt aus dem 16. Jhdt., besitzt ein schönes Gesims und Figuren an den Hausecken. Das Gässchen steigt steil an und am Ende befindet sich die Ancienne Église Saint Valérien, das alte, schwere Holztor ist aber verschlossen. Auf einer Tafel können wir lesen, dass sie von 1008 – 1028 erbaut wurde. Geweiht ist sie dem ersten Missionar der Stadt, der im Jahr 178 hier als Märtyrer hingerichtet wurde.

Weiter geht es zum Maison du Roi Guillaume – es stammt aus dem 16. Jhdt. und besitzt ein schönes Gesims und Figuren an den Hausecken. Das Gässchen steigt steil an und am Ende befindet sich die Ancienne Église Saint Valérien, das alte, schwere Holztor ist aber verschlossen. Auf einer Tafel können wir lesen, dass sie von 1008 – 1028 erbaut wurde. Geweiht ist sie dem ersten Missionar der Stadt, der im Jahr 178 hier als Märtyrer hingerichtet wurde.

Tournus vermittelt mit den hübschen, alten Häusern noch heute eine mittelalterliche Atmosphäre und schon beim Anblick erzählen sie ihre Geschichten. Wir folgen den malerischen Gassen durch Tournus und erreichen den Place de l´Abbaye. Im Restaurant „Le Rendez-Vous de l’Abbaye“ stellt uns der Kellner zwei Tische zusammen, damit wir gemeinsam Platz finden. Zu einem Glas Bier bestellen wir diesmal dreimal das Tagesmenü und einmal Lasagne, da das Tagesmenü nicht mehr ausreicht.

Wir sind mit dem Essen fertig, als um 14:00 Uhr erste Tropfen vom Himmel kommen. Das richtige Wetter für einen Besuch der Abbaye. Wir kaufen in der Tourist Info die Eintrittstickets und einen Führer und flüchten ins Innere der Abteikirche.

Sie wurde 1019 dem heiligen Philibert geweiht, dessen Reliquien hier liegen. Als erstes besichtigen wir den Klostergarten mit dem kleinen Brunnen, umgeben von einer Buxbaum Hecke. Er ist flankiert auf zwei Seiten mit dem Kreuzgang, wo wir verschiedene Ausstellungsstücke genauer betrachten können. Von dort gehen wir zur Hauptkirche, wo sich an der Arkade die Relieffigur von Gerlannus befindet. Der Mann mit Bart und Hammer war vielleicht der Abt der Kirche oder der Erbauer, das weiß man nicht so genau.

Eine zweigeschossige, dreischiffige Vorkirche ist mit der Hauptkirche mit Bögen verbunden. Wir steigen vierzig Stufen hoch zur Chapelle St. Michel. Hier sitzt gerade eine Schulklasse auf dem Boden und erhält spielerisch Infos über die 12,5 Meter hohe Kapelle. Besonders beeindruckend sind das steinerne Tonnengewölbe und die hölzernen Treppen.

Die Kids sind weitermarschiert, jetzt können wir in Ruhe den Saal betrachten und kehren danach zur Basilika zurück. Im Vorschiff befinden sich noch Spuren von Wandmalereien aus dem Mittelalter. Hier wurden einst die Pilger empfangen. Nun betreten wir das Hauptschiff und sind fasziniert von der schlichten Schönheit. Steinsäulen tragen das Quertonnengewölbe, eine architektonische Meisterleistung für die damalige Zeit. Große Fenster lassen viel Licht von außen herein und fluten den Innenraum mit Helligkeit. Auf dem rötlichen Steinboden stehen einfache dunkle Stühle und das war´s. Wir sind echt beeindruckt von dem schlichten Innenraum.

Der älteste Teil der Kirche ist die Krypta aus dem Jahr 875 und da steigen wir jetzt hinunter. Hier sind die Mauern unverputzt und wir können jeden Stein und auch Holzreste sehen. Eigentlich hätten wir bombastische Mauern und Säulen erwartet, aber hier stehen zwei Reihen zierliche Säulen mit hübsch verzierten Kapitellen. Ein Umgangschor führt zu mehreren Kapellen und hier sind auch Reste von Fresken sichtbar. Im Westen der Krypta befindet sich der Brunnen, der für die Wasserversorgung errichtet wurde. Auf einer Infotafel lesen wir noch, dass es sich hier um die drittälteste Kirche Frankreichs handelt.

Zurück in der Kirche widmen wir uns jetzt noch ein wenig den Mosaiken, die im Chorumgang zu sehen sind. Hier wurden die Pilger herumgeschleußt, die vor den Reliquien des Heiligen Philibert Andacht hielten. Die Mosaike stammen aus dem 12. Jhdt. und wurden im Zuge der Restaurierung 2001 freigelegt. Auf Medaillons werden Monate und Tierkreiszeichen dargestellt, von denen nur noch vier von den einst zwanzig erhalten sind. Seitlich der Kirche ist noch die Schwarze Madonna mit Kind aus schwarzem Zedernholz betrachtenswert. Schwarz ist sie ja nicht mehr wirklich, weil sie im 17. Jhdt. vergoldet wurde. Wir verlassen die Kirche und schlendern einmal um das Gebäude herum und lassen noch unseren Blick über die wehrhafte Fassade mit den Schießscharten schweifen. Im Westen ist sie 28 Meter hoch und hatte zur Zeit der Errichtung um das Jahr 1000 zwei niedrige Türme. Der Nordturm wurde erst um 1150 erhöht. Sie hat die Religionskriege und mittelalterlichen Unruhen überstanden und gehört heute zu den bedeutendsten frühromanischen Kirchen nicht nur in Frankreich, sondern in ganz Mitteleuropa. Wow, diese Besichtigung hat sich wirklich gelohnt und können wir wärmstens weiterempfehlen.

Wir drehen eine Runde im Jardin de la Légion d´Honeur und versteckt von alten, mächtigen Bäumen stoßen wir auf Jeanne d´Arc mit erhobener Brust und einem Schwert in der Hand. Auf dem Sockel eingraviert steht das Datum 23. Jänner 1814, eine Auszeichnung von Napoleon. Kleine Beete mit Blumen und mittelalterlichen Kräutern komplettieren den hübschen, kleinen Park. Wir verlassen ihn dann wieder durch das schöne Gatter.

Der Regen hat uns verschont und daher folgen wir dem Rundweg weiter durch die Stadt und kommen in der Nähe der Abtei zum Tour du Portier. Der Turm war der Zugang von der Stadt zum Kloster und wurde im Jahr 937 nach dem Einmarsch der Ungarn erbaut. Wir folgen der Rue de la République, wo sich eines der letzten Fachwerkhäuser der Stadt befindet, genannt Logis de la Teste Noir. Die erste Etage ragt in die Straße ein, das ersparte früher Steuern, denn diese wurden berechnet nach der Grundfläche am Boden. Wir irren in den Gassen umher und in beinah jeder ist etwas Besonderes zu entdecken – alte Häuser mit schön geschnitzten Balken, Türen und Brunnen. In der Rue du Bief Potet ist die Zeit stehengeblieben und uns gefällt das Ensemble mit den windschiefen Häusern, wo der Putz von den Wänden fällt. Auch die Spülsteine sind noch zu sehen. Es gab hier keine Kanalisation, sodass das Abwasser der dort befindlichen Lohmühlen direkt in den Fluss geleitet wurde. Sie dienten zur Zerkleinerung der pflanzlichen Gerbmittel. Der Straßenzug Rue de l’Hôpital verzaubert uns mit den bunten Hausfassaden total. In der Nr. 21 befindet sich das Hôtel Dieu – Greuze Museum, aber wir haben heute keine Zeit uns die archäologischen Sammlungen, die alten Krankensäle und die Apotheke aus dem 17. Jhdt. anzusehen.  

Dann erreichen wir den Place de l’Hôtel de Ville, wo am Ende das Rathaus aus dem 17. Jhdt. thront. Eine schöne Doppeltreppe mit schmiedeeisernen Gittern führt zum Eingang hoch. Davor steht in der Mitte des Platzes das Denkmal des Malers Jean-Baptiste Greuze, der hier 1725 geboren ist. Auf der gegenüberliegenden Seite befinden sich zwei nennenswerte Häuser, ein hellrosa farbiges aus dem 15. Jhdt. mit Arkaden und darüber eine schöne gotische Fassade. Auf der anderen Seite das gelbe sogenannte Logis de l´Escargot, Schneckenhaus, aufgrund des schneckenförmigen Ecktürmchens.

Gemütlich schlendern wir weiter und als nächstes Ziel haben wir das Palais de Justice am Place des Casernes am Plan. Der ehemalige Justizpalast, errichtet von 1733 -1736 und hier befanden sich einst die Unterkünfte und der Stall, heute sind Ausstellungs- und Besprechungsräume und die Musikschule zu finden. Das langgezogene, schlichte Gebäude wirkt sehr nüchtern und schmucklos, was man aber nicht von den Gassen selbst behaupten kann. Überall ranken Rosen bis zu den Fenstern hoch, Blumentöpfe auf den Treppen und Fensterbänken. Selbst die Natur hat das ihrige beigebetragen und lässt durch die kleinsten Ritzen Gräser und Unkraut wachsen.

Entlang der Rue Désiré Mathivet entdecken wir mittelalterliche Verkaufsstände. Die Händler hängten jeden Morgen die Fensterläden aus, sie wurden auf die steinernen Vorsprünge gelegt und darauf dann die Waren präsentiert. In dieser Straße befindet sich auch die Église Sainte Madeleine aus dem 12. Jhdt. Das Portal der Kirche ist flankiert von verzierten Säulen, sonst ist sie sehr schlicht gehalten. Ein Stück oberhalb ist das Wappen von Tournus zu erkennen. Wir treten ein und lassen uns andächtig auf einer Bank nieder. In Wahrheit möchten wir unseren Rücken ein wenig entspannen und uns abkühlen. So einfach, wie die Kirche außen ist, ist sie auch drinnen. Über dem kleinen, steinernen Altar befinden sich zwei färbige Fensterbilder, die die Heiligen Nicolas und Matthew darstellen.

Etwas ausgeruhter setzen wir unseren Spaziergang fort. Auffällig sind die vielen Schriftzüge auf den Hausfassaden, die bezeugen, dass sich darin mal ein Geschäft befunden hat. Und davon gibt es sehr viele, auf einigen Fenster oder Türen befinden sich Schilder „A Vendre“ – zu verkaufen. Auf den ersten Blick schaut ja alles sehr hübsch aus, betrachtet man aber Details näher, ist das Alter erkennbar. So manches Fenster steht offen und wir können einen Blick hineintun und Oma und Opa beim Kaffee-Klatsch beobachten. Sie fühlen sich aber wohl und scheinen zufrieden zu sein.

Gegen 16:00 Uhr sind wir zurück an der Anlegestelle und trinken in einer Bar am Quai de Verdun Bier oder Café-Frappé. Auch kulinarisch gibt etwas Interessantes über Tournus zu berichten – hier gibt es vier Restaurants mit einem Michelin-Stern. Somit besitzt die Stadt weltweit die größte „Sterne-Dichte pro Kopf“. Der Ausflug hierher hat sich auf jeden Fall gelohnt und wir haben viel Interessantes gesehen und gelernt. Das Wetter war auf unserer Seite und vor Regen sind wir verschont geblieben.

Eine Stunde später trotten wir zurück zum Boot, mützen erst mal eine Weile und bereiten uns dann einen lecker Salat zu. Nach einer wohltuenden Dusche setzen wir uns gemütlich auf´s Deck, trinken noch Bier und Cider und dann ziehen wir uns in unsere Kabinen zurück. Bonne nuit Sandra, bonne nuit Georg, bonne nuit Sabine, bonne nuit Wolfgang!