Unser erstes Ziel führt uns in Serpentinen hoch nach La PETITE-PIERRE, ein Kleinod inmitten der bewaldeten Nordvogesen. Das reizende 600 Seelendorf wird beherrscht von der Burg Lützelstein aus dem 12. Jhdt. Nach mehrmaligen Umbauten wurde sie 1872 geschlossen, beherbergt heute interessante Ausstellungen und ist Sitz des Regionalen Naturparks Nordvogesen.

Besonderes Augenmerk legen wir aber auf die Mariä Himmelfahrtskirche (1417), die sich unmittelbar daneben befindet. 1864 wurden hier wunderschöne, mittelalterliche Fresken freigelegt, unter anderem Adam und Eva im Paradies, Christi Himmelfahrt oder die Krönung der Jungfrau Maria. Wir finden großen Gefallen an den Fotografien und genauen Erklärungen nicht nur der Fresken, sondern auch der vielen Grabsteine der Grafen von Lützelstein.

Nach dem kulturellen Teil finden wir auf der Aussichtsterrasse des Hotel Restaurants Aux trois Roses einen schönen Platz. Mit Blick auf die Altstadt, dem sogenannten Staedtel, lassen wir es uns so richtig gut gehen. Serviert wird hier von Kellnern der alten Schule und sie erinnern uns an den Film Dinner for one. Sowohl die Kleidung, das Hangerl überm Arm, als auch die leicht vorgeneigte, ehrfürchtige Haltung den Gästen gegenüber. Fehlt nur noch das Fell mit dem Tigerkopf.

Nur wenige Kilometer südlich von La Petite-Pierre ist eine Sehenswürdigkeit der besonderen Art zu finden, die berühmten Felsenwohnungen in GRAUFTHAL. Das Dorf, entstanden im 12. Jhdt. rund um die Benediktinerabtei, und die in den roten Sandstein gegrabenen Höhlen dienten im Mittelalter den Nonnen zur Lagerung ihrer Lebensmittel und Holzvorräte. Später wurden sie von den Arbeitern zu Wohnhäusern umgebaut, indem man sie mit Frontfassaden versah. Zu Beginn des 19. Jhdts lebten 37 Menschen dort und die letzte Bewohnerin, Katharina Ottermann, die auch Felsenkäth genannt wurde, starb 1958 und schaffte es sogar in die Zeitung.

Heute sind die hellblau getünchten Häuser denkmalgeschützt und als Museum eingerichtet. Die heute liebevoll mit alten Mobiliar und Gebrauchsgegenständen eingerichteten Räume täuschen ein wenig über die wahren Lebensumstände hinweg. Mit einer Beschreibung bewaffnet, schauen wir uns die winzigen und bedrückend niedrigen Räume an. So hübsch sie von außen auch anzusehen sind, ist es kaum vorstellbar, wie armselig und auf engstem Raum hier damals gehaust wurde. Die Porosität des Sandsteins hat eine ständige Feuchtigkeit zur Folge und das Einsickern von Wasser hat Teile der Häuser zum Einsturz gebracht. An den Wänden ist deutlich sichtbar, dass die Koch- und Feuerstellen zudem für reichlich Rauch gesorgt haben.

Etwas bedrückt setzen wir unsere Fahrt fort ins nahe gelegene NEUWILLER-LÈS-SAVERNE, bekannt aufgrund seiner zwei großartigen Kirchen. Um 720 wurde die Abteikirche St. Peter und Paul gegründet, vereint viele Stilrichtungen und gehört heute zu den wertvollsten, was die Kunst betrifft. Und das will auch bewahrt werden, daher unterzieht man sie gerade einer Renovierung. So müssen wir uns mit einem Kurzbesuch begnügen, da der Großteil nicht zugänglich ist. Nördlich der Kirche sind noch archäologische Überreste ehemaliger Klosterbauten zu sehen und ein toller Brunnen.

Da es sich jetzt zeitlich noch ausgeht, fahren wir noch nach SAVÈRNE und finden noch Platz am Stellplatz, der nicht weit von Altstadt entfernt liegt. Um einen ersten Eindruck von der Stadt zu bekommen, stapfen wir auch gleich los. Vorbei am Rohan Schloss erreichen wir in Nullkommanix die Grand´ Rue. Gleich am Anfang der Fußgängerzone thront gemächlich ein Einhorn auf dem gleichnamigen Brunnen.

Einer Legende nach soll ein Einhorn ihr Horn in das Wasser getaucht haben und seitdem gilt es als heilkräftig. Schräg gegenüber plätschert es auch, denn da liegt der Rhein-Marne-Kanal. Wir lassen ihn aber heute links liegen und spazieren weiter bis zur Eglise Notre-Dame-de-la-Nativite. Wir betreten durch das Tor des fünfgeschossigen, romanischen Glockenturms das Innere und im ersten Moment erschlägt uns die Dunkelheit. Langsam gewöhnt sich das Auge an die Düsternis und aufgrund der punktuellen Beleuchtung kommen die Kanzel oder das reich verzierte Taufbecken und schön zur Geltung. Der Titus im Kessel, der einer Überlieferung nach mit kochendem Öl gemartert wurde, glüht im Schein des Lichts regelrecht. Auch die Farben der tollen Glasfenster kommen toll zur Geltung.

Auf dem Weg zurück zum Stellplatz finden wir auf der Suche nach Futter noch ein freies Tischerl im Restaurant La Marne. Direkt neben der Schleuse des Rhein-Marne-Kanals sitzen wir in der romantischen Stimmung inmitten fast nur Einheimischer und lassen es uns so richtig gut gehen.

Müdigkeit kommt langsam hoch und wir machen uns auf den Weg zurück zum Auto. Morgen ist auch noch ein Tag, auf den wir uns mit großer Erwartung freuen.



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