Auf gleichem Weg wie schon gestern spazieren wir wieder in die City von SAVERNE. Aufgrund des Bilderbuchwetters spiegelt sich die 140 m lange Fassade des Schlosses im Wasser der Zorn, der Fluss, der in Lothringen entspringt, parallel zum Rhein-Marne-Kanal das Städtchen Savèrne durchquert und schließlich im Rhein mündet. Es scheint, als hätte Frau Holle heute die Daunen ihrer Decken quer über den Himmel geschüttet, denn die weißen Flockerl verteilen sich hübsch über die blaue Fläche. Die Temperatur ist voll angenehm, also alles perfekt – wir freuen uns schon auf den heutigen Tag.
Alle Fotos, die gestern gemacht wurden, müssen erneuert werden, denn heute ist alles viel, viel schöner. Den Beginn macht der Einhornbrunnen am Plâce de la Licorne, der das Wappentier der Stadt trägt. Nur wenige Schritte daneben, am Plâce du Général De Gaule, der nächste Brunnen wo die Wasserfontänen zum Himmel hochschießen. Rundherum ein kleiner Park mit lauschigen Bankerl und Blick zur Vorderfront des Schlosses.
Wir bummeln die Grand Rue entlang, wo sich ein sehenswertes Ensemble von Renaissancehäusern aus dem 16. Und 17. Jhdt. befindet. Delikatessenläden, Bäckereien, Dekoläden oder Boutiquen haben hier ihre Türen für die Kunden schon geöffnet. Auch wir können den Verlockungen nicht widerstehen und schnuppern mal hier, mal dort kurz hinein. In einer Boutique unterhalten wir uns mit den beiden netten Verkäuferinnen in einem Misch-Masch aus Deutsch und Französisch. Sie sprechen sehr gerne Deutsch und probieren es auf jeden Fall mit ihren Kunden in deren Sprache zu sprechen, sagt die eine und die andere nickt zustimmend. Mir geht´s genauso und meistens schaff ich es irgendwie, dass ich das bekomme, was ich meine.
Nach einem Abstecher in der Pfarrkirche widmen wir uns wieder der tollen Häuserfront. Mittlerweile sind wir beim Rathaus angekommen, das um 1900 im Renaissance-Stil erbaut wurde. Direkt daneben sticht das reich verzierte Fachwerkgebäude Maison Katz inmitten der Grand Rue hervor. Henri Katz, der bischöfliche Steuereintreiber, ließ sich 1605 dieses reich verzierte Haus mit dem hübschen zweistöckigen Erker erbauen. Auffallend die dunklen, geschnitzten Fensterrahmen. Da starren uns Nackedeis, Fratzen und Ungeheuern an oder grinsen schelmisch in die Gegend. Heute beherbergt das Haus eine urige Winstub und gerne hätten wir unser Mittagsessen hier bestellt, aber der Laden ist jetzt gesteckt voll. Na ja, auch die Fußgängerzone lädt zum Verweilen ein und schräg gegenüber finden wir im Gastgarten des Cafés ein freies Platzerl in der Sonne. Bei einem Grand Café et un Éclair beobachten wir das Treiben rund um uns. Schönheit muss leiden, das ist so mancher eleganten Dame sicher bewusst, wenn sie in High Heels das abfallende Kopfsteinpflaster mühsamst entlang stöckelt. Jetzt zur Mittagszeit sind auch Scharen von Kindern unterwegs und deren Designer-Klamotten zeigen schon, dass wir uns hier in einer Schicki-Micki Stadt befinden.
Wir zweigen die nächste Seitenstraße ab, wo sich die ehemalige 1303 gegründete Franziskaner Klosterkirche befindet. Durch eine quietschende Tür kommen wir in den gotischen Kreuzgang des Klosters. Wow, der ist ja richtig schön. An den Wänden sind alte Malereien zum Teil noch sehr gut erhalten. Darunter die Anbetung der Heiligen Drei Könige. Der rote Sandstein glüht im Licht der Sonne und wirft hübsche Schatten auf den alten Fliesenboden. Der Kreuzgang führt um einen kleinen Kräutergarten und in der warmen Luft vermischen sich die Düfte von Thymian, Melisse Rosmarin & Co.
Es ist Punkt 12:00 Uhr und so schnell können wir gar nicht schaun, sind alle Fenster und Türen wieder verschlossen und mit einem Schlag sind auch die Menschenmengen verschwunden. Ohne lange zu suchen, schlendern wir wieder zum Restaurant La Marne und bestellen uns wieder eine Tarte Flambée. Nachdem es davon ja verschiedene Arten gibt, müssen wir uns eh durchkosten. Und jetzt wissen wir auch, wo die Leute, die vorhin auf den Straßen unterwegs waren, alle hingekommen sind – sie sind nämlich hier. Der Gastgarten ist wieder voll belegt und wir haben das Glück auf unserer Seite, als gerade ein kleines Tischerl frei wird. Auch heute essen wir wieder vorzüglich und können währenddessen zusehen, wie eine tolle Yacht im Rhein-Marne-Kanal in der Schleuse gehoben wird. Liegt es daran, dass die feinen Herrschaften sich das Boot ausgeliehen haben, die Fahrkünste nicht gut genug sind oder aufgrund der vielen Zuseher, denn der Kapitän schrammt mit dem schönen Schiff ordentlich an der Kaimauer.
Saverne wird auch Ville des Roses genannt, denn in der Roseraie, den um 1900 angelegten Rosengarten, wurden damals über zweitausend Sorten gepflanzt. Heute sind es noch immerhin 550 verschiedene Arten auf einer Fläche von 1,5 Hektar. Jedes Jahr wird hier im Juni ein großes Rosenfest veranstaltet und während des Sommers Konzerte gespielt. Da auch hier Mittagspause gemacht wird, erhaschen wir lediglich einen Blick über die Steinmauer.
Au revoir Saverne – wir verlassen die Stadt und fahren in südwestlicher Richtung zu den im Ruinen vom CHATEAU DU HAUT-BARR, das im Dreißigjährigen Krieg geschleift wurde. Das Schloss, erbaut im Jahr 1123 thront auf drei Sandsteinfelsen, die baulich miteinander verbunden wurden. Aufgrund seiner Lage wird sie auch Auge des Elsass genannt, denn an klaren Tagen soll sogar der Münster von Straßburg sichtbar sein. Wir schlengeln uns in Serpentinen 470 Meter den Berg hinauf zum Parkplatz. Hier stehen wir nun zu Füssen der mächtigen Burgmauer und unser Blick schweift ehrfürchtig zu den Ruinen hoch. Der Weg durch das breite Tor führt als erstes zum Restaurant, das die Stadt Saverne 1901 dort errichten ließ. Vorweg genommen, essen wir dort nach der Besichtigung einen hammermäßigen Zwetschkenkuchen. Rechterhand findet die einzig vollständig erhaltene romanische Burgkapelle im Elsass unsere Bewunderung. Köpfe zieren den äußeren Bogenfries und im Inneren ist die alte Ausstattung einen Besuch wert.
Jede Burg hat ihre Schauergeschichten und natürlich auch Haut-Barr. Der Bischof von Straßburg wollte die Felsen mit einer Holzbrücke verbinden, die aber jedes Mal kurz vor Fertigstellung zusammengebrochen war. Da bot der Teufel seine Hilfe an, wenn er dafür die erste Seele bekäme, die die Brücke überquert. Und das soll ausgerechnet ein streunender Hund gewesen sein. Wahr oder nicht wahr, das ist hier die Frage, auf jeden Fall wird die Brücke seit dem Pont du Diable genannt. Und über diese frei schwebende Teufelsbrücke gelangen wir zur Ruine einer fünfeckigen Umfassungsmauer. Einige Doppelbogenfenster und auch Schießscharten sind noch sehr gut erhalten. Von hier oben haben wir einen Wahnsinns-Ausblick auf Saverne, die bewaldeten Vogesen und die Streuobstwiesen mit den Kühen. Es duftet nach wildem Thymian und die Hagebutten der Wildrosen leuchten in sattem Rot. Die idyllische Ruhe wird kurz gestört durch das Brummen eines Militärhubschraubers.
Wieder zurück spazieren wir an einer Zisterne vorbei zum Nordfelsen. Leider ist hier die Treppe nach oben gesperrt, sodass uns die Aussicht von dieser Seite verwehrt bleibt. Na ja, dann machen wir uns halt wieder auf die Reise.
Wir fahren mit unserem Gefährt wieder auf den kleinen Straßen durch die Pampas, vorbei an Wiesen und Feldern und durch die kleinen Orte. Dann erreichen wir den Randbezirk von Straßburg und finden auch auf Anhieb den Campingplatz. Es ist uns eh schon etwas komisch vorgekommen, dass hier in der Gegend nix los und jetzt wissen wir auch warum. Der Campingplatz ist bis Juli 2015 wegen Umbau geschlossen. Und die Hauptstadt des Elsass hat keinen Zweiten. Daher verlassen wir die Stadt wieder und fahren in die Pampas, von wo wir gekommen sind.
Am Campingplatz 30 km südwestlich gelegenen Molsheim bekommen wir dafür einen hübschen Platz unter Bäumen, zwar inmitten von holländischen Pensionisten, aber das sind ganz nette Gesellen. Am Abend versammeln sie sich im Rudel und kochen gemeinsam ohne dabei riesen Lärm zu machen, sodass wir in Ruhe schlafen können.
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