06:00 Uhr Tagwache! Husch, husch – wir sind die ersten Gäste im Frühstücksraum. Gemütlichkeit ist morgen wieder angesagt, jetzt muss es schnell gehen.

Jacke an, Rucksack umgeschnallt und raus zur Bushaltestelle – eine Minute später und wir hätten dem Bus nur noch nachwinken können.

Es ist noch diesig und nieselt, die Augen sind noch zugeschweißt, echt grauslich, aber wir haben heute den traditionellen Hamburger Fischmarkt am Programm.

Der Markt, den es seit 1703 gibt, lockt jeden Sonntag von 05:00 – 09:30 Uhr Tausende Besucher ins Hafenbecken an die Elbe. Ein Muss für jeden Hamburg-Touristen! Ein Stand reiht sich an den anderen, dazwischen wieder die Marktwägen und es wird geschrien, was das Zeug hält. Egal ob Fisch, Nudeln, Käse, Obst, Blumen, Schmuck, Klamotten oder Souvenirs, es gibt nichts, was es hier nicht gibt. Ob Schnäppchen oder nicht, das muss jeder selber entscheiden. Die Marktschreier tun auf jeden Fall alles, um ihre Produkte in die Menge zu bringen. Nur gut, dass wir zwei Ohren haben, so können wir dem Fischverkäufer auf der einen und dem Obsthändler auf der anderen Seite gleichzeitig zuhören.

 Wie Perlen auf einer Kette aufgereiht stehen die Menschen vor dem Verkaufswagen des Nudelverkäufers. Es wurde schon jedem Kunden ein Sackerl in die Hand gedrückt und mit lauten Lobpreisungen für seine Produkte füllt der Marktschreier nach und nach alle Beutel. „Komm her hier, das pack ich dir noch dazu, gratis und nur heute“, so kocht er die Leute ein. Beim Obsthändler gibt es gratis Körbe, die befüllt werden. Ein wortreiches Spektakel, das uns hier geboten wird. Auch kulinarisch kommt man hier auf die volle Rechnung, denn gerade heute bei diesem Wetter finden warme Getränke und Aufläufe reißenden Absatz.

Leider entwickelt sich der morgendliche Nieselregen zu einem ordentlichen Schütter und daher verlassen wir diese Stätte  und marschieren im Laufschritt wieder zur U-Bahn.

Einige Stationen später haben wir unser nächstes Ziel schon erreicht, das Miniatur Wunderland. Im Herzen der Speicherstadt befindet sich die größte digital gesteuerte Modelleisenbahn der Welt, gegründet von Frederik Braun. Ich bin an und für sich kein Fan von Modelleisenbahnen, aber was wir hier vorfinden, das übertrifft weit die Vorstellungen. Ich weiß gar nicht, wie ich die vielen Eindrücke überhaupt niederschreiben soll. Vorweg gesagt, das Miniatur Wunderland in einem Tag zu besichtigen, das ist komplett unmöglich! Und noch eines, wenn möglich, dann NICHT bei Schlechtwetter besuchen! Da kommt es zu Staus, wo man nicht mehr weiß, wie man aus dem Knäuel von Menschen wieder heraus kommt. Das ist nämlich uns passiert. Anfangs geht‘s noch so halbwegs, aber im Laufe des Nachmittags kommt alles zum Erliegen. Bei so manchen Anlagen müssen wir uns anstellen, um das Geschehen aus der ersten Reihe verfolgen zu können.

Aber alles der Reihe nach. Wir brauchen uns an der langen Schlange vor dem Eingang nicht anstellen, da wir bei der Urlaubsbuchung schon den Eintritt mitgekauft haben. Also einfach vorbei an den neidisch Schauenden und auf zum Eingang für reservierte Tickets.

Auf 1.300 m² Modellfläche sind zur Zeit 13.000 m Gleise verlegt, 930 Züge mit 14.450 Waggons tuckern durch die Anlage und 215.000 Fingernagelgroße Figuren bestimmen das Geschehen. Und vieles andere mehr wurde in über 580.000 Arbeitsstunden von mehr als 230 Mitarbeitern in liebevollster Kleinstarbeit aufgestellt. Alle 15 Minuten erleben die künstlichen Städte mit hübschem Sonnenuntergang den Wechsel von Tag auf Nacht und umgekehrt. 250.000 Lämpchen beleuchten dann Häuser, Autos und Straßen. Fast an jeder Attraktion können große und kleine Besucher mittels Schalter das Geschehen mitbestimmen. Schwerpunktmäßig wurden bisher sieben Abschnitte nachgestellt: Hamburg, Harz, Knuffingen, Amerika, Skandinavien, Österreich und die Schweiz. Frankreich, Italien, England und Afrika im Kleinformat sollen in den nächsten Jahren folgen.

Als erstes kommen wir in die Schweiz, wo der über 6 m hohen Gipfel des Matterhorns hochragen. Da man dafür einen Deckendurchbruch machen musste, fühlen wir uns als Bergsteiger. Am Gipfel angekommen bietet sich ein toller Blick über die Bergwelt, äh, Anlage. Das nächste Highlight liegt nicht weit daneben. In der Schokoladenfabrik Lindt & Sprüngli werden per Knopfdruck Schokonaps ausgespuckt. Da hier die Kids in Schlange stehen, gehen wir weiter und besuchen das Open-Air-Konzert von DJ Bobo mit 21.000 kleinen Besuchern.

Im Mai 2011 wurde die Welt des Knuffinger Airports eröffnet, eines der aufwändigsten Projekte des Miniatur Wunderlandes. Spätestens hier wird jeder zum Kind, denn die Start- und Landesimulationen der mehr als 45 Flugzeuge sind so spektakulär, dass wir uns lange nicht losreißen können. Das Gewusel der vielen Fahrzeuge und der echte Fluglärm vervollständigen das Geschehen. Alle halbe Stunde landet als Highlight eine Spaceshuttle-Raumfähre, die von einem Konvoy blinkenden Feuerwehrautos eskortiert wird. Einfach ein Wahnsinn!

Irgendwo in Hamburg bricht in einem mehrstöckigen Wohnhaus ein Brand aus. Mit Ta-Tü kommen Polizei, Feuerwehr und Rettung angesaust und bringen die Welt wieder in Ordnung. Nicht weit daneben befindet sich eine Jet-Tankstelle, an der die Preise täglich einer echt existierenden Tankstellen angepasst werden. Wir beobachten eine Weile das Geschehen auf den Straßen. Wie im echten Leben schalten da die Ampeln um und den Verkehrsregeln entsprechend halten oder fahren die Mini-Autos.

Mittlerweile haben wir total die Orientierung verloren, aber ist eh wurscht. Wir sind so fasziniert von den dargestellten Szenen und der Liebe zum Detail. Neben einem Sonnenblumenfeld wurde eine Wasserleiche im Fluss gefunden und die Polizei ist dabei, den Mordfall zu klären. Nicht weit davon entfernt, im Blumenfeld selber, vergnügt sich ein Liebespaar. Kann ja sein, dass die beiden vielleicht sogar Zeugen des Mordfalles waren!

Bei so viel Action gerät die Eisenbahn zeitweise ganz in den Hintergrund. Wir haben das „Glück“ auch mitverfolgen zu können, wie ein Zug entgleist und von einem Mitarbeiter vorsichtig „untersucht“ und dann wieder in die Schienen zurückgesetzt wird. Auch den Burschen im Leitstand schauen wir kurz über die Schultern. Die Wand vor ihnen ist tapeziert mit Schaltplänen und Überwachungskameras, die das Geschehen beobachten und aufzeichnen. Also, immer freundlich lächeln! Durch die Glasfronten der Werkstatt kann man auch hier die Arbeiten ein wenig begutachten. Echt spannend und hochinteressant.

Zu guter Letzt erreichen wir den Abschnitt Amerika mit dem Grand Canyon, den Rocky Mountains, dem Yosemite Nationalpark, Las Vegas mit 33.000 Lichtern und als i-Tüpfchen Cape Canaveral, wo regelmäßig das Space Shuttle abhebt.

33.000 Liter Echtwasser werden benötigt für das Becken in Skandinavien, das von 25 Schiffen befahren wird, unter anderen auch der AIDA. Im 6-Minuten-Rhythmus wird Ebbe und Flut simuliert. Stabkirchen, das tiefverschneite Kiruna, die acht Meter lange Storebelt-Hängebücke und Pippi Langstrumpf´s Villa Kunterbunt sind nur einige Details aus dem Norden.

Leider werden die Menschmassen immer mehr und die Füße brennen uns schon, daher beschließen wir schweren Herzens nach fast fünf Stunden das Miniatur Wunderland zu verlassen.

Wir kehren ins Hotel zurück und gönnen uns ein Nachmittags-Nickerchen, denn wir wollen am Abend fit sein. Als Krönung unseres Hamburg-Trips haben wir Tickets für das Musical „König der Löwen“ gekauft und darauf freuen wir uns schon sehr.

Ein kostenloser Schiff-Shuttledienst bringt uns von den Landungsbrücken auf die andere Seite der Elbe zum Stage-Theater. Wir gönnen uns noch einen Drink und dann warten wir gespannt auf die Vorstellung. Das Disney-Musical „Der König der Löwen“ wurde 1997 in New York uraufgeführt und seit 2001 begeistert es auch Millionen von Besuchern in Hamburg. Das derzeit weltweit erfolgreichste Musical hat mehr als 26 internationale Awards abgeräumt und es ist kein Ende in Sicht.

Der Vorhang hebt sich, die ersten afrikanischen Rhythmen erklingen und schon läuft Gänsehaut über unseren Rücken. Dann stolzieren die ersten Tiere anmutig auf die Bühne. Wow! Atemberaubende Masken und fantastische Kostüme zieren die Schauspieler und die Darsteller der Giraffen stehen zudem noch auf hohen Stelzen. Toll, was das für eine Farbenpracht ist! Vor unseren Augen entsteht die bunte Tierwelt der wunderschönen Serengeti. Dazu die tollen Stimmen, die emotionalen Songs von Elton John und Time Rice und die authentischen afrikanischen Geräusche – einfach ein Wahnsinn! Kein Wunder, dass das Musical so erfolgreich ist, es zieht sowohl die Kleinen als auch die Großen in seinen Bann.

Die Fabel erzählt das Erwachsenwerden von Simba, der auf der Suche nach dem eigenen Platz im Leben ist. Dabei begegnet er nicht nur Glück und Liebe, sondern auch Eifersucht und Intrigen, durchlebt Ängste und macht die Erfahrung, Verantwortung nicht nur für sich, sondern auch für andere zu übernehmen. Er findet Freunde, die ihm durch ihre sorgenfreie Lebensphilosophie „Hakuna Matata“ (glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist) im ewigen Kreislauf des Lebens helfen, seinen Platz als König zu finden.

Die Vorstellung hat uns in seinen Bann gezogen und viel zu schnell ist die Zeit vergangen. Das Musical ist zu einem unvergesslichen Erlebnis geworden. Und alle, die es noch nicht kennen, unbedingt ansehen, das ist ein Pflichttermin!

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