Der gestrige Tag war lang und anstrengend und daher stehen wir heute spät auf. Danach brunchen wir gemütlich, packen, fahren zum Flughafen und checken unser Gepäck ein.

So jetzt heißt es, ab in the city, den letzten Tag genießen. Der Herrgott spuckt heute mal nicht herunter und daher fahren wir nochmal zur Speicherstadt. Sieht doch im trockenen gleich ganz anders aus!

Wir spazieren nochmal über die Brücken, die roten Backsteinhäuserfronten entlang und genießen das elegante Ambiente. Die wie mit einem Lineal gezeichnete Zeile sieht so toll aus. Die Häuser wurden alle renoviert und im alten Stil erhalten. Die über 100-jährigen Lagerhallen spiegeln sich im ruhig stehenden Wasser.

Fast ums Hauseck kommen wir zum Sandtorhafen in der HafenCity. Die Stiftung Hamburg Maritim zeichnet sich für die Renovierung und Erhaltung nach historischem Vorbild verantwortlich. Das historische, 380 m lange künstlich geschaffene Hafenbecken bietet für ca. 25 historische Schiffe einen Liegeplatz. Heute können wir zum Beispiel die „Pippilotta“ aus Rotterdam bestaunen, ein echt toller Segler.

Hier am Kai trifft Geschichte und Moderne aufeinander, denn beide Seiten werden flankiert von monströsen Bauten mit Luxuswohnungen.

Unser Spaziergang führt uns ans Ufer der Elbe weiter, wo sich seit Sommer 2009 der mächtige, hochmoderne Glaspalast von Unilever befindet. Angestellte und Konsumenten können im Shop Unilever-Produkte kaufen, im Langnese Café auf der Sonnenterrasse dem Stress entfliehen und im Dove Spa sich verwöhnen lassen. Was wünscht man sich mehr – nur leider haben wir ja keine Zeit!

Wir stiefeln wieder zurück, am Sandtorhafen vorbei und kommen zum hübschen Fleet Schlösschen. Das ehemalige Zollhäuschen auf Stelzen dient heute als Bistro mit besonderem Charme. Wir betreten das winzige Lokal und sind auf den ersten Blick total verzückt. Der Raum bietet für höchstens 25 Gäste Platz, die es sich auf gemütlichen Holzbankerl oder ausgeleierten Sessel bequem machen können. Alles ist zusammen gewürfelt und komplett abgenützt. Das Interieur und die Dekoration stammen aus Großmutters Zeiten und wir haben das Gefühl, als wäre damals die Zeit stehen geblieben. Wir bestellen uns zweierlei Salat und den bekommen wir in angeschlagenen Tellern serviert, dazu Besteck, wo kein Teil zum anderen passt. Das macht aber dem tollen Salat keinen Abbruch, denn die gefüllten Salatschüsseln werden nicht leer, obwohl wir essen und essen. Komplettiert wird das Ambiente durch tolle chillige Musik, die den Aufenthalt hier zu einem Genuss machen. Obwohl das Fleet Schlösschen etwas abseits vom Geschehen liegt, ist es wahrlich ein Geheimtipp.

Mit vollen Bäuchen spazieren wir weiter Richtung Innenstadt und machen einen kurzen Abstecher zu den Deichtorhallen. Die beiden Gebäude wurden 1911 bis 1913 im Backsteinstil als Markthallen errichtet und zählen heute zu den größten Ausstellungshäusern Europas für Fotografie und zeitgenössische Kunst.

Einige Straßen weiter finden wir das unter Denkmalschutz stehende Chilehaus, ein zehnstöckiges Kontorhaus. Das Backsteingebäude verfügt den spitzesten Fassadenwinkel und erinnert an einen aufragenden Schiffsbug. Nachdem das Gebäude saniert und modernisiert wurde, gehört das Haus heute zu den begehrtesten Büroadressen der Stadt. Im Erdgeschoß beherbergt es das Restaurant Slowman, das von Christian Rach im Frühjahr 2010 in einer Real-Life-TV-Doku mit dem passenden Team gegründet wurde. Er bietet jungen Menschen trotz schlechter Schulnoten und ungerader Lebensläufe die Möglichkeit auf eine gastronomische Ausbildung.

Das Chilehaus besitzt einen geräumigen Innenhof, wo wir kurz pausieren und im Garten eines Cafés einen Espresso genießen. Währenddessen lassen wir die Klinkerfassade mit den weißen Fenstern und türkisen Geländern auf uns wirken. Übrigens das ganze Gebäude hat 2.800 Fenster!

Den Name bekam das Bürohaus von seinem Auftraggeber, dem Kaufmann Henry B. Slowman, der ein beachtliches Vermögen durch Salpeterhandel mit Chile erwirtschaftete.

Die unmittelbar neben dem Chilehaus befindliche U-Bahn bringt uns danach ins Stadtzentrum auf den Rathausplatz. Im Innenhof des Rathauses plätschert der schöne Hygieia Brunnen. Hygieia, die Göttin der Gesundheit und Reinheit steht auf einem Drachen, der wiederum die Choleraepidemie von 1892 symbolisiert. Aus der Schale, die sie in der Hand hält, strömt das reinigende Wasser herab. Auch die anderen Bronzefiguren, die den Brunnen umrahmen, stellen den Nutzen des Wassers dar. Interessant ist auch, dass der Sockel mehrere Öffnungen besitzt, durch die Frischluft angesaugt wird und in die Belüftungssysteme des Rathauses geleitet werden.

Auf gemütlichen Korbsesseln im Innenhof genießen wir die Sonnenstrahlen, die sich langsam durch die Wolkendecke graben. Also, es gibt sie ja doch in Hamburg – die Sonne! Wir beobachten noch eine Weile das Geschehen, bis es Zeit wird, die Heimreise anzutreten.

Der Zug bringt uns zum Flughafen, eingecheckt haben wir ja bereits, also sitzen wir die verbleibende Zeit bis zum Abflug noch ab.

Pünktlich erreichen wir Wien, der Taxler zeigt uns – von uns ungewollt – noch Fischamend und dann steigen wir vorm Hotel in unser Auto um.

Müde, aber voller Eindrücke kommen wir wieder wohlbehalten zuhause an.

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