Vier Jahre sind es her, seit Wolfgang und ich zwei Wochen auf den Kanalinseln verbracht haben und diese Inseln uns vollkommen begeistert haben. Wie auf vielen unserer Reisen sagen wir jedes Mal, das schauen wir uns das nächste Mal an. Wolfgang´s Eltern haben unsere Berichte und Fotos auch sehr gefallen – nur allein dorthin zu reisen, das scheuten sie dann doch. Helga und Ernst sind so herzensliebe Menschen und da kamen wir auf die Idee, sie zu fragen, ob sie mit uns auf Reisen gehen möchten.
Nun ist es soweit. Die Planungen haben nicht viel Zeit in Anspruch genommen, da wir ja schon mal dort waren. Flug, Hotel und Mietauto sind reserviert, jetzt brauchen wir nur noch anzureisen. Die Koffer sind gepackt, die Haustüre zugesperrt und los geht´s. Wir parken unser Auto in Urfahr und holen Helga und Ernst ab. Die beiden sind schon ordentlich aufgeregt und wir freuen uns auf den gemeinsamen Urlaub. So stapfen wir zur nahe gelegenen Straßenbahn und im Nu erreichen wir den Linzer Bahnhof. Im Supermarkt versorgen wir uns noch mit Getränken und einer Jause, um die Mittagszeit überbrücken zu können.
Um 11:30 Uhr besteigen wir den Zug nach Wien und sind nun auf der Suche nach freien Plätzen. Auf eine Reservierung haben wir verzichtet, weil wir dachten, dass das an einem Freitagmittag nicht notwendig ist. Wow, aber hier tut sich einiges, doch mit etwas Geduld finden wir dann Plätze, auf denen wir gemeinsam sitzen können.
Zwei Stunden später kommen wir am Flughafen Schwechat an und kämpfen bis zu den Eincheck-Schaltern vor, wo wir selbständig einchecken. Danach schlendern wir zur Passkontrolle und gehen bei der Gesichtskontrolle einer nach dem anderen durch. Da Helga lange Zeit nicht kommt, dachten wir, dass es Probleme gibt. Denkste, sie hat mit dem Grenzbeamten geschäkert. Dann gönnen wir uns noch Kaffee und heimischen Kuchen, bevor wir uns zur X-Ray Security begeben. Ruck-zuck sind wir auch da durch – bis auf Ernst, der wird aufgrund seiner künstlichen Hüfte abgetastet und auch noch auf Schmauchspuren gecheckt.
Mit zwanzig Minuten Verspätung hebt unser Flieger von Wien Schwechat ab und vor uns liegen laut Durchsage des Piloten 01:50 Stunden Flugzeit nach London Gatwick. Wir sitzen über den Flügeln und das orange Logo der Easy Jet harmoniert schön mit dem blauen Himmel und den fluffigen Schäfchenwolken. Kurz vor 18:00 Uhr lokale Zeit setzt der Flieger auf und jetzt heißt es ab zur E-Kontrolle. Dafür wird der Pass gescannt, während man in eine Kamera schaut – beim OK öffnet sich die Schranke automatisch zum Durchgehen. Bei uns geht das aber nicht so easy, da wir vergessen, die Brillen abzunehmen und zwei Dinge gleichzeitig zu machen, na ja, das ist nicht so einfach.
So, jetzt sputen wir zum Gepäckband, da uns Easy Jet leider unsere Koffer nicht durchchecken konnte. Nachdem wir sie wieder gut empfangen haben, geht´s mit dem Lift einen Stock höher und da stehen wir vor der Self-Service-Gepäckaufgabe. Sowas haben wir auch noch nie gemacht. Nach anfänglichen Schwierigkeiten schaffen wir es aber, dass wir alle unsere Koffer wieder los werden. Man braucht ja nur den Anleitungen auf dem Förderband zu folgen!
Wieder geht´s einen Stock höher zu den Departures und davor wieder zu den Security-Checks. Jacke ausziehen, Gürtel ausfädeln, Kosmetika auspacken, Kamera und Handy und alles andere in die Kisten legen. Dann dürfen wir nach Aufforderung durch den Scanner gehen und wie schon in Wien schlägt auch hier bei Ernst der Alarm wieder an. Er hat vergessen, seine Ersatzbrille aus der Brusttasche des Hemdes raus zu nehmen. Da wir ursprünglich eineinhalb Stunden Zeit zum Umsteigen gehabt hätten, aber aufgrund des verspäteten Abfluges jetzt an Zeit verloren haben, müssen wir uns sputen, um rechtzeitig zum Gate zu kommen. Wir sind aber ein wenig ratlos, da sich hier nur der Duty-Free Bereich befindet und von den Gates nichts zu lesen ist. Wir fragen eine Verkäuferin nach dem Weg und in Kurven werden wir durch die Geschäfte durchgeleitet und überall wird um die Gunst der Kunden gebuhlt. Sorry, wir haben heute keine Zeit, sondern müssen im Laufschritt weit nach hinten stapfen. Die Menschenmenge wird immer dichter und wir müssen uns vorbeidrängeln, bis wir beim richtigen Gate sind. So, die nächste Kontrolle, auch die dürfen wir ganz allein absolvieren und es heißt wieder „bitte recht freundlich“. Nur gut, dass ich noch beim Friseur und bei der Kosmetik gewesen bin. Die Passagiere werden nun getrennt nach ihren Sitzplatznummern, ein Teil steigt vorne ein und der andere muss ein Stockwerk tiefer und wird zum hinteren Eingang geleitet. So, jetzt haben wir es endlich geschafft.
Um 19:15 Uhr rollt der Flieger auf die Startbahn und dabei „bellt“ das Getriebe wie ein heißerer Hund, sollten wir uns Sorgen machen? Na hoffentlich net. Laut Durchsage des Piloten sollte unser Flug vierzig Minuten dauern and the weather is good.
Jersey begrüßt uns mit einer wunderschönen Abendstimmung und schon beim Landeanflug ist zu sehen, wie sattgrün die Insel ist.
Unsere Koffer sind bei den ersten dabei (oh Wunder!) und in Nullkommanix verlassen wir das Flughafengebäude, wo wir schon von einem Fahrer der Autovermietung „Car Del Mar“ erwartet werden. Er bringt uns zur Autoausgabe, wo ein schöner blauer Opel auf uns wartet. Wir bekommen noch den Weg zu unserer Unterkunft erklärt und nachdem Wolfgang die Autoeinstellungen erledigt hat, geht´s los – im Auto links sitzend und auf der linken Straßenseite fahrend.
Wohlbehalten erreichen wir das St. Magloire Guesthouse in der Rue Du Crocquet in Saint Aubin. Wolfgang setzt uns vor der Haustüre ab und dreht mit dem Auto noch ein paar Runden, bis er oberhalb am Berg einen Parkplatz findet. Er verständigt den Hausherrn, der dann gemütlich die Gasse hochkommt und uns ins Haus lässt. Nachdem wir den Bürokram erledigt haben, bringt er uns zu den Zimmern im ersten bzw. zweiten Stock. Sie sind geschmackvoll und liebevoll eingerichtet und finden sofort unseren Gefallen. Wir verstauen nur rasch die Koffer und stapfen sofort wieder los, um den Ort zu erkunden. Auf unserem Spaziergang entlang des Hafens sammeln wir die ersten Eindrücke, während es langsam dämmrig wird. Die lange Bucht ist geschmückt wie zu Weihnachten von einer Lichterkette, die den Ort in mystisches Licht taucht. Auch das St. Aubin Fort wird angestrahlt und das düstere Licht lässt das Meer rundherum schimmern. In der Ferne sind die Lichter von der Hauptstadt St. Helier zu sehen, die Hauptstadt von Jersey werden wir morgen besuchen. Nach einem kurzen Abstecher in die Sacred Heart Church schlendern wir wieder Richtung Unterkunft zurück.
Bevor wir uns aber zur Nachtruhe begeben, genehmigen wir uns noch einen Gute-Nacht-Trunk in der St. Aubins Wine Bar. Helga und ich trinken Cider und die Herren genehmigen sich Bier. Da wir das nicht behirnt haben, uns über die Füllmenge des Glases Gedanken zu machen, bekommen wir Frauen unseren Cider in einem 0,4 l Glas. Macht nix, er schmeckt eh super! Und für Unterhaltung ist auch gesorgt, denn aus dem Fernseher an der Wand kommen News und Spiele der Fußball-WM. Direkt neben unserem Tisch spielen leicht angesäuselte Männer Billard und auch an der Bar sitzen die Gäste aufgefädelt und plauschen.
Kurz vor Mitternacht, nein, das ist ja unsere Zeit zuhause, also kurz vor 23:00 Uhr kommen wir wieder zu unserem Guesthouse zurück. Wir vereinbaren noch eine Treffpunktzeit für morgen früh und dann verschließen wir unsere Zimmertüren von innen. Wir verstauen schnell unseren Krempel und nach der Abendtoilette in dem schnuckelig kleinen Waschbecken schlüpfen wir unter die Bettdecke. Die Nacht wird lustig werden, denn wir haben nur eine Decke für uns gemeinsam und ich wickle mich normal immer wie eine Mumie ein.
Na dann, good night.