Nicht eine Wolke am Himmel – perfekt für unsere Wanderung  auf über 2.000 Metern.

Von der Talstation im Ortsteil St. Anton bringt uns die älteste Standseilbahn Europas auf den MENDELPASS (2.370 m). Dabei legt sie die 2,37 km mit einer Steigung von 64% und einen Höhenunterschied von 854 m in nur 12 Minuten zurück. Konstruiert vom Schweizer Emil Strub, erbaut im Jahre 1903 und seit 2009 erstrahlt die rote Bahn wieder in neuem Glanze.

Durch die großen Glasfenster bietet sich schon nach kurzer Strecke eine perfekte Weitsicht über das Etschtal und das Südtiroler Unterland. Die schmale Passstraße windet sich in engen Kehren den Berg hinauf, ein Vergnügen für die Motorradfahrer und davon sind auch viele unterwegs.

Es ist ja richtig frisch hier oben, aber wir haben ja vorgesorgt und tragen Zwiebel-Look. Nach ersten Anfangsschwierigkeiten finden wir den richtigen Einstieg für unsere Wanderung zum Monte Penegal und los geht´s. Denkste, schon nach den ersten Schritten, bekommt der Fotoapparat etwas zu tun. Die Wiesen sind dicht bewachsen mit echten Himmelschlüsserl, Lungenkraut, Leberblümchen und anderen Frühlingsblühern. Der Weg führt stetig bergauf über Stock und Stein durch lichten Mischwald. Die Sonne blinzelt durch das Blätterdach und der Wind ist hier zwischen den Bäumen ausgesperrt. Es hat angenehme Temperaturen zum Gehen, trotzdem müssen wir immer wieder stehen bleiben, weil uns bei der ungewohnten Höhenluft die Puste ausgeht und das Herz bis zu den Ohren schlägt. Als Ausrede für das oftmalige Stehenbleiben sagen wir aber, dass der Ausblick so schön ist oder sich wieder ein Objekt zum Fotografieren bietet. Schmäh ohne, es bieten sich wirklich immer wieder schöne Bilder, die es wert sind festgehalten zu werden. Seien es die grandiosen Blicke auf die Bergwelt, den Kalterer See oder der Waldboden, der dicht bedeckte ist mit der rosa Heide. Die Natur hat hier wunderschöne Blütenteppiche gewebt, die sich auf einem Foto gar nicht festhalten lassen.

Immer wieder laden Bankerl zum Rasten ein, aber jedes können wir nicht nutzen, denn sonst kommen wir nie den Berg hoch. Jetzt zeigt sich der Lohn unserer Arbeit, denn das wochenlange Training im Kieser Studio macht sich bezahlt. Keine Schmerzen an den Lenden, kein Ziehen in den Knien und auch die Schultern kommen mit dem Gewicht des Rucksackes klar. Einige Prüfungen werden uns auch auferlegt: finde den Weg rund um den umgestürzten Baum, ohne seitlich den Abhang runter zu purzeln!

Viele Höhenmeter weiter oben hat sich die Vegetation etwas verändert. Der Boden ist mit Schneefeldern bedeckt und an sonnigen Stellen blühen kleine Wildkrokusse und Alpenglöckchen. Bei dieser Vielfalt an Blumen kann ich nach dem Urlaub einen Fotobildband über Alpenpflanzen machen.

Der Weg führt jetzt durch Lärchenwälder und ist nicht mehr so holprig. Jetzt kommen zu den vorwiegend lila Blüten noch gelbe dazu, nämlich von den stengellosen Primeln.

Und dann haben wir es geschafft! Wir sind nach genau 1 Stunde und 40 Minuten auf 1.737 m angelangt und lassen dem Gefühl der Begeisterung und gleichzeitiger Sprachlosigkeit freien Lauf. Der Penegal, ein Bergkamm im Süden von Südtirol an der Grenze zum Trentino zählt berechtigt zu den schönsten Aussichtsbergen des Landes. Die verschneiten Gipfel der Dolomiten, das Ortlermassiv und der Rosengarten ragen vor uns in den Himmel. Der Rundumblick ist einfach ein Wahnsinn,  ganz unten im Etschtal liegen Kaltern und Bozen wie Nester eingebettet in den Wäldern und die Sonne glitzert im Wasser des Kalterer Sees. Wir kommen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus, also versuchen wir mit einem Panoramafoto das Bild festzuhalten. Aber vergeblich, wir können uns diese Rundumsicht der Superlative nur gut einprägen.

Auf dem Penegal wurden aufgrund der guten Voraussetzungen Sendemasten errichtet, die von unten gut sichtbar sind. Direkt daneben klettern wir auf einen abenteuerlichen Aussichtsturm, steigen aber zwei Ebenen vor dem Ende wieder ab, weil ich dann doch die Hosen voll hab. Außerdem wackelt die Konstruktion bei diesem starken Wind ganz ordentlich und da erinnert sich mein Gehirn an die Höhenangst.

Komisch, der Rückweg geht um vieles leichter – ha, ha ha – denn es geht ja fast nur bergab! Leider wird das dann meinen Knien doch zu viel. Schöne Grüße vom rechten Meniskus an den Kniestrumpf, der an der Talstation im Kofferraum des Autos geblieben ist. Trotz der Schmerzen kommen wir wieder gut hinunter und wandern in St. Anton zum „Jagerkeller“. Dort verdrücken wir eine ordentliche Ration Speck und Käse zu Gewürztraminer und naturtrüben Apfelsaft – lecker! Dabei lassen wir die Gedanken um die schöne Naturkulisse Revue passieren und erinnern uns an unseren letzten Besuch in Südtirol, als wir die Wanderung rund um die Drei Zinnen gemacht haben.

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