Bei angenehmen Temperaturen beginnen wir unseren Rundgang durch die Gärten, die wir im September 2010 das erste Mal besucht haben. Wir sind natürlich gespannt, wie sie im Frühling aussehen, denn selbst bei karger Herbstblüte waren sie schon sehr beeindruckend.
In 7-jähriger Bauzeit sind auf 12 ha mit 100 m Höhenunterschied 7 km Rund- und 3 Panoramawege entstanden. In einem natürlichen Amphitheater versammeln sich 80 „Gärten“ mit unterschiedlichen Themen, die mit Kunstobjekten komplettiert sind. Am 16. Juni 2001 wurden die Pforten für die Besucher geöffnet und seitdem begeistern viele Naturliebhaber das beliebteste Ausflugsziel Südtirols. Sie wurden 2013 zum „Internationalen Garten des Jahres“ gekrönt und damit in die Riege der wichtigsten und schönsten Gärten und Parks weltweit aufgenommen. Und das zurecht!
Bunte Rabatte und Beete, bepflanzt mit Ranunkeln, Stiefmütterchen und Vergissmeinnicht, ganze Felder mit verschiedensten Pfingstrosen, Iris und Duftrosen– das ist das erste Bild, das wir sehen. Wunderschön!
Schon von weitem strömt uns der Duft der Zitrusblüten entgegen und schwer hängen die Zitronen, Orangen, Pampelmusen, Mandarinen oder Limonen auf den Bäumen. Umrahmt von meterhohen Zypressen wachsen auf einem Abhang Olivenbäume. Sie gelten als die langlebigsten Kulturpflanzen, die über tausend Jahre alt werden können. Hier wächst ein bereits knorriger 700 Jahre alter Olivenbaum, der aus Sardinien stammt.
Es ist wirklich amüsant, den Schülern zuzusehen, wie sie kreuz und quer im Irrgarten aus hohen Thujen-Stauden herumlaufen. Ein Geschrei aus allen Ecken, aber schlussendlich finden dann doch alle den Ausgang.
Im mediterranen Themengarten wachsen riesengroße Kakteen und Sukkulenten, da lernt man schon beim Hinsehen das Fürchten. Und ich weiß, wovon ich rede, denn vor vielen Jahren bin ich in Amerika mal in eine Opuntie (Ohrwaschl-Kaktus) reingefallen. Au, da hatte ich lange ein Andenken davon.
Wir entdecken inmitten der Pflanzen- und Blütenpracht auch Erlebnisstationen. Zum Beispiel die Summfelsen, runde Aushöhlungen im Porphyrfelsen, in die man den gesamten Kopf reinsteckt und dann in verschiedenen Stimmlagen summt. Zeitverzögert gibt der Felsen den Ton als Schwingung wieder. Die Wirkung gleicht einer heilenden Tiefenmassage und das wussten schon die Menschen in der Antike. Natürlich stecken auch wir unsere Köpfe da rein zur Belustigung des anderen, denn das sieht wirklich skurril aus.
Gemütliche Sitzplatzerl unter Lauben laden immer wieder zum Verweilen ein und dabei kann man die Pracht um sich genießen. Und damit diese Schönheit auch makellos bleibt, zupfen, graben oder gießen emsige Gärtner, die sich unter die Besucher mischen.
Mit Ehrfurcht marschieren wir durch den dunklen Körper des dreiköpfigen Drachens in die Unterwelt der Botanik. Mittels einer Multimediashow wird spielerisch die Entstehung des Lebens erzählt und die dazu benötigten Lebensnotwendigkeiten wie Licht, Wasser, Erde oder und auch die Nährstoffe.
Wieder in der Oberwelt angekommen, widmen wir uns nun den charakteristischen Landschaften Südtirols in Trauttmansdorff. Mich zieht es gleich zum Bauerngarten, wo bunt gepflanzt Gemüse, Kräuter und Blumen sind. Aber auch die Streuobstwiese mit „vergessenen“ Apfel- und Birnensorten ist sehr interessant. Im Weingarten werden sehr anschaulich auch die verschiedenen Rebsorten erklärt.
Unsere Mittagsrast verbringen wir im Café des Schlosses mit herrlichem Blick auf den Seerosenteich, wo ein halbes Vermögen drin schwimmt, nämlich Koi´s. Sobald sich ein Besucher dem Teich nähert, kommen sie angeschwommen in der Hoffnung Futter zu bekommen.
Auf den Terrassen der Sonnengärten flippe ich dann vollkommen aus, denn auf dem gesamten Abhang haben die roten Poppy´s ihre Faustgroßen Blüten aufgemacht. Nicht nur zu meiner Freude, auch die Bienchen und Hummeln fliegen von Blüte zu Blüte. Hier laufen wir auch dem Fernseh-Team vom Hessischen Rundfunk über den Weg. Überall sind diese Paparazzi – also nix wie weg, obwohl ich mich von dieser Pracht nur schwer trennen kann.
Wir erklimmen weiter die Anhöhen und plötzlich riecht es nach Urlaub. Die Gerüche von den verschiedenen Arten des Lavendel, Thymian, Minze und Rosmarin vermischen sich in der warmen Luft. Da sitzen wir im Geiste auf einer Insel in Griechenland und schlürfen einen Ouzo. Anstelle des Autolärms stellen wir uns einfach ein Meeresrauschen vor, dann ist alles perfekt.
Wir stoßen auf die Duftorgel und hier muss man in Metallrohre seine Nase reinstecken und verschiedene Düfte erraten. Zitrine, Rose, Lavendel und Veilchen sind ja noch ganz leicht, aber bei Bergamotte und Knoblauch sind wir am Ende mit unserer Weisheit (und vor allem mit den Geruchsnerven).
Auf dem Panoramaweg kommen wir zum Thun´schen Gucker, einer Aussichtsplattform in schwindelerregenden Höhe. Aber um dorthin zu kommen, müssen wir erst noch durch eine Voliere mit zwei gelb-blauen Aras und einigen Berg-Loris. Den Loris gefällt der Trubel im Käfig und sie versuchen sich in Szene zu setzen. Während die einen sich damit begnügen, sich wie Models von allen Seiten zu zeigen, sind andere frecher und versuchen die Schuhbänder von Besuchern zu öffnen. Einer überfällt mich und hüpft vom Ast auf meinen Arm, wo er mit seiner Zunge die Salzkristalle von meiner Haut leckt. Das kitzelt aber!
So, nun gehen wir vorsichtig auf dem Gittersteg weiter, der bei jedem Schritt schaukelt. „Nur Gedanken sind frei“ – nach diesem Motto hat der Architekt Matteo Thun 2005 in Form eines überdimensionalen Guckers diese Plattform gebaut. Atemberaubende Ausblicke auf das gelbe Schloss, die Gärten, Meran, das Etschtal und die umliegende Bergwelt eröffnen sich hier dem Betrachter.
Auf dem Rückweg treffen wir auf einen Gärtner auf einer Stehleiter und mit Sicherungsseil, damit er in der steilen Natursteinmauer Unkraut jäten kann. Der müsste eigentlich Gefahrenzulage bekommen!
Unsere Urlaube in aller Herren Länder verfolgen uns schon wieder, denn auf einer Terrasse kommen wir zu den botanischen Attraktionen. Hier finden wir die Grevilleas, Callistemons, Myrten, Eisenholzbäume, Korallenbäume oder Bougainvilleas, die wir von Australien kennen.
Unsere Runde durch die verschiedenen Gartenwelten schließt sich im Schattenwald. Unter Hartriegelbüschen, Magnolien- und Ahornbäumen bedecken die blauen Hasenglöckchen die Wiesen. Wir folgen dem plätschernden Bach und spazieren durch einen hübschen japanischen Garten mit „lebenden Fossilien“ wie den Ginkgo und die Farne. Als krönenden Abschluss durchschreiten wir noch die blühenden Rhododendrenfelder.
Dann sind wir am Ausgang angelangt und unser Resümee des Tages ist, dass die Gärten von Schloss Trauttmansdorff zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert sind und man auf jeden Fall einen ganzen Tag dafür einplanen soll, wenn man sie wirklich genießen möchte.
Auf dem Heimweg kehren wir noch beim Weingut „VON BRAUNBACH“ ein, das an den sanft geneigten Sonnenhängen in Siebeneich, westlich von Bozen liegt. Das Firmenlogo ist ein ehemaliges Kloster, das bis 1200 in Besitz des Bischofs von Brixen war und heute die Weinkellerei beherbergt. Den Wein kennen wir bereits von einer Weinkost aus unserem letzten Südtirol-Urlaub und diesmal möchten wir ein paar Flaschen mehr (von Südtirols bestem Lagrein und anderen Sorten) mit nach Hause nehmen. Wir bekommen vom Kellermeister Hannes Kleon eine persönliche Weinverkostung von je drei Weiß- und Rotweinen. Während er unsere Bestellung richtet, sitzen wir gemütlich im Garten im Schatten von Walnussbäumen und genießen noch ein Glas Wein und Schüttelbrot. Auf diese beiden Gläser Wein werden wir eingeladen und als Präsent gibt es dazu einen tollen Flaschenöffner obendrein und eine Flasche Sauvignon, die wir im Urlaub noch genießen können. Vielen Dank, die werden wir genießen!