Unser letzter Tag in Südtirol ist angebrochen und wir wollen auch heute noch nicht schlapp machen. Wir fahren bis St. Josef am See, um dort die Wanderung zur RASTENBACHKLAMM zu starten. Von Beginn an führt der Weg durch den Altenburger Wald erst leicht bergauf, aber dann hat er es in sich. Rechts oben der Abhang und links geht es hinunter, aber der Weg ist mit einem Holzgeländer gesichert. Die Sonne blinzelt durch das Blätterdach der efeubewachsenen Bäume und das frische Lüftchen ist beim Gehen sehr angenehm. Der Waldboden ist übersät mit hübschen Wildblumen und Gräsern zur Freude der Bienen und Vögel. In Serpentinen schlängeln wir uns durch den Buschwald hinauf und am oberen Rand der Schlucht müssen wir sogar über ein Steinmassiv kraxeln. Zur Erleichterung wurden abschnittsweise Treppen eingebaut und dann haben wir es geschafft, das glauben wir zu diesem Zeitpunkt noch. Denn von hier können wir schon das Rauschen des Wasserfalls hören. Die Schlucht ist überwuchert mit Bäumen und Büschen in allen Grüntönen, da heben sich die lila Blüten eines Blauglockenbaumes toll ab.

Die Mühe hat sich gelohnt, denn nachdem wir wieder über Wurzeln und Steine zum Bachbett hinunter gestiegen sind, stürzt sich ein toller Wasserfall mit Getöse vor uns herunter. Es macht den Eindruck, als würde man containerweise Milch auf uns schütten. Wir genießen eine Weile die kühle Gischt des Wassers und machen uns dann erfrischt wieder auf den Weg durch die wildromantische Klamm. Über Brücken und steile Stiegen geht es den Berg hinauf und wir müssen aufpassen, damit uns das Gewicht unserer Rucksäcke nicht zurückzieht.

Wir erreichen eine Sonnenterrasse mit einem Wahnsinnsblick auf den Kalterer See, die Leuchtenburg und die umliegenden Weinberge. Das Rauschen des Wasserfalls dröhnt bis herauf und vermischt mit dem Zwitschern der Vögel bekommen wir ein wahres Konzert geboten. Wir lassen uns auf den Bankerl nieder und lassen in der Sonne unsere Leiberl trocknen. Auch die kleinen Echsen genießen die Wärme auf dem Fels neben uns.

Weiter geht es auf einem Brettbohlensteg den Hang empor. Neben uns gurgelt der Rastenbach und die Abhänge um uns sind bewachsen mit typischer Schluchtvegetation, wie die Hirschzungen-Farne, Königsfarne, Buschwindröschen, Waldakeleien oder dem Waldklee. Dazwischen liegen mächtige, moosbewachsene Felsbrocken und umgefallene Baumstämme. Hier tauchen wir in einen düsteren und etwas schaurig wirkenden Wald ein, nur gut, dass die Rastenbachklamm ein beliebtes Ausflugsziel ist, denn es sind doch einige Wanderer unterwegs.

Auch der „Friedensweg“  mit sieben Besinnungsstationen zu den Themen Glaube, Hoffnung, Maß, Klugheit, Gerechtigkeit, Mut und Liebe führt durch das schöne Waldgebiet. Der Mut ist in der Rastenbachklamm gefragt und die Liebe wird von der St. Peter Ruine mit ihren heidnischen Opferstätten dargestellt. Bis ins 6. Jhdt. reicht die Basilika in ihren Ursprüngen zurück und ist vermutlich die älteste Kirche Südtirols. In unmittelbarer Nähe wurden auch Schalensteine und archäologische Funde aus der Bronzezeit freigelegt. Bis 1786 führten von Kaltern noch Kreuzzüge hierher, doch als Kaiser Josef II die Schließung der Kirche anordnete, verfiel sie zusehends. Nach einer Restaurierung wurde die Ruine im Jahr 2000 neu geweiht.

Erreichbar war sie damals über eine mittelalterliche Steinbrücke, die aber durch eine metallene Hängebrücke ersetzt wurde. Wir spazieren aus Spaß die Brücke einmal hin und her, denn unser eigentliches Ziel sind die Überreste der Kirche. Wir betreten sie durch ein metallenes Tor, das errichtet wurde, um die ursprünglichen Raummaße darzustellen. In der gewölbten Apsis ist im unteren Teil der Freskenschmuck, das „Jüngste Gericht“ noch gut erhalten. Kleine, hübsche Kreuzerl, gebastelt aus Ästen, Gräsern und Blumen dekorieren die seitlichen Nischen.

Nach einem Rundgang in der Ruine und dem umliegenden Waldgebiet, ruhen wir uns ein wenig auf dem Bankerl aus, mit Blick auf das Kircheninnere. Wir beobachten die Echsen, die auf den warmen Mauerresten nachlaufen spielen und genießen dabei die Idylle. Der Kuckuck schreit, Vogerl zwitschern und die Bienchen und Hummeln surren in der Luft. Während wir so dasitzen, zeichnen zwei Flugzeuge mit ihren Kondensstreifen ein Kreuz auf den makellos blauen Himmel und das direkt über der Apsis. Jetzt fehlen nur noch die Kirchenmusik und der Pfarrer.

Nach einer Stärkung mit ein paar Snacks machen wir uns wieder auf den Rückweg. Nur recht schnell kommen wir nicht voran, denn schon nach wenigen Metern müssen wir einen Fotostopp einlegen. Der Abhang ist bewachsen mit blühenden Waldorchideen, eine schöne als die andere. Ich kann mich gar nicht satt sehen und kaum ist eine bildlich festgehalten, macht es den Eindruck, dass die andere noch schöner ist.

Wir kommen wieder zu den Resten der zwei gemauerten Brückenpfeiler, die im 14. Jhdt. die Schlucht überspannten. Das muss damals eine beachtliche Konstruktion gewesen sein. Hoch oben in einem Loch nistet ein Vogel und guckt interessiert zu uns herab, als wir versuchen, mit ihm zu kommunizieren.

Als wir wieder den Bereich erreichen, wo die Treppen nun hinunter führen, treffen wir auf zwei Wanderer, die mit ihren Hunden unterwegs sind. Weil sich die beiden Vierbeiner vor den Treppen fürchten, muss das Herrl einen nach den anderen hinunter tragen. Das Frauerl ist auch nicht trittsicher, aber sie schafft es dann doch allein.

Schnell haben wir wieder den Parkplatz erreicht und dort werden wir von einem Teddybären begrüßt, äh von dem fünfmonatigen Schäferhund Hasso, der laut Aussage vom Frauchen immer ausbüchst.

Am Platzl von Kaltern gönnen wir uns im Gastgarten vom „Weißen Rößl“ ein verspätetes Mittagessen – hausgemachter Räucherlachs mit Traminer Spargel und Kartoffeln.

Danach stapfen wir wieder zum Auto und los geht´s nach BOZEN. Vor vier Jahren waren wir schon mal da, sind am Waltherplatz im Café Walthers gesessen und haben hier den weltbesten Eiskaffee getrunken. Und jetzt möchten wir uns davon überzeugen, dass das auch noch so ist.

An der Einfahrt von Bozen thront stattlich das Schloss Sigmundskron und jedes Mal, wenn wir hier vorbei fahren, nehmen wir uns vor, sie zu besichtigen. Die schneebedeckten Dolomiten scheinen so nah zum Greifen zu sein. Immer wieder erleben wir Déjà-vu´s während wir die Via Sorrento entlang fahren, denn hier waren wir mit unseren Fahrrädern vor Jahren auch unterwegs.

Wir parken bequemerweise in der City Garage, obwohl hier una ora stolze 2,20 Euro kostet. Schließlich sind wir im Urlaub und sie liegt nicht weit von unserem Ziel entfernt.

So, jetzt sitzen wir gemütlich unterm Sonnenschirm vom Walthers, vor uns stehen die Eiskaffees und zu unserer Freude hat die Quantität und Qualität nix eingebüßt. Wir fühlen uns so richtig pudelwohl. Direkt vor uns lässt sich der Walther von der Vogelweide in der Sonne bräunen und guckt dabei auf den Dom mit den färbigen Schindeln, die im Sonnenlicht glänzen. Der üppige Blumenschmuck rund um den Brunnen ist wunderschön zum Anschaun.

Mit gefülltem Bauch schlendern wir noch durch die tollen Einkaufsarkaden und schmökern mal da, mal dort in die hübschen, kleinen Geschäfte rein. Es herrscht schon heftiger Sommerschlussverkauf und so erbeuten wir auch einige Schnäppchen. Die Arkaden bieten aber nicht nur ein Einkaufsvergnügen, sie sind auch architektonisch mit den alten Toren, Steinböden, Fresken und Ornamenten immer wieder einen Blick wert.

Auf dem Obstplatz schlendern wir gemütlich an den Verkaufsständen des Samstagmarktes entlang. Die warme Luft vermischt die Düfte der Blumen, von den Erdbeeren, der Salami und den verschiedensten Käsesorten. Beim Anblick der vielen Köstlichkeiten läuft uns das Wasser im Mund zusammen. Wir kaufen einige Leckereien, die wir Marianne auf dem Heimweg mitbringen möchten.

Wieder zurück auf dem Platz, leisten wir dem Walther noch etwas Gesellschaft. Dabei lassen wir die hübschen Südtiroler/innen an uns vorbei flanieren. Es weht uns ein warmes Lüftchen um die Ohren. Zum krönenden Abschluss bekommen wir noch ein Gratiskonzert von einem jungen Mann, der direkt neben uns sich aufbaut und mit seinem Didgeridoo seine Künste zum Besten gibt.

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