Wir haben wenig geschlafen – einerseits dauerte der Abschiedstrunk bei den Nachbarn etwas länger und andererseits ist bald Vollmond. Oder hat doch a bissi die Aufregung mitgespielt?
Um 05:30 Uhr heißt es raus aus den Federn, eine halbe Stunde später werden wir zum Bahnhof gefahren und kurz nach 07:00 Uhr braust auch der Zug schon ab. Problemlos funktioniert auch der Bustransfer zum Flughafen und das Gepäck sind wir auch schnell los. Ab da fängt das Abenteuer Kanada dann auch wirklich an. Gegen Mittag sollten wir eigentlich mit dem Flieger abheben, aber wir sind immer noch nicht geboarded. Da klopft der Kapitän ans Mikro und sagt durch, dass sich der Start um mindestens zwei Stunden verzögern wird, da der Flughafen in Heathrow gesperrt ist. Ein Flugzeug musste wegen eines Brandes in einem Triebwerk notlanden und jetzt geht es dort drunter und drüber. Wir dürfen inzwischen ins Restaurant gehen und etwas trinken und essen. Mit der Boardingkarte werden uns pro Person acht Euro abgezogen. Nachdem wir in London eh mehr als vier Stunden Aufenthalt gehabt hätten, ist es für uns erst mal nicht schlimm und so harren wir der Dinge.
Um 13:45 Uhr hebt unser Flieger schließlich ab, aber London mag uns trotzdem noch nicht so recht. Wir müssen noch ein paar Schleifen ziehen, bis wir eine Landefläche bekommen. Dann dürfen wir noch im Flieger eine Weile sitzen, weil es keine verfügbaren Busse für den Transport zum Flughafengebäude gibt. Im Transitbereich spielt es sich dann richtig ab – so ein Chaos haben wir noch nie gesehen. Es wird Gratiswasser verteilt und versucht, die Menschen in Ruhe zu halten. Da stehen Menschenmassen herum und das Bodenpersonal versucht jedem Antworten zu geben, so gut es geht. Kurzstreckenflüge zwischen 11:00 und 16:00 Uhr wurden alle gecancelled und jetzt wird versucht, die Flüge umzubuchen. Wir haben Glück, dass Langstreckenflüge davon nicht betroffen sind – so werden wir an den vielen Menschenschlangen vorbei geschleust.
So, endlich haben wir es in den Flieger nach Vancouver geschafft und weil genug Platz ist, bekommen wir eine 3er Sitzreihe für uns beide. Gegen 18:00 Uhr heißt es ready for take off – und wie wir ready sind! 7.570 km liegen vor uns und deshalb machen wir es uns in der Boing 747 gemütlich. Aber aufkommende extreme Müdigkeit und grausliche Kopfschmerzen erschweren den achteinhalbstündigen Flug. An Schlafen ist in den engen Sitzreihen nicht zu denken, zumal auch der hintere Sitznachbar ständig am Sitz reißt.
Nach österreichischer Zeit ist es 03:45 Uhr (Ortszeit 06:40 pm), als wir in Vancouver landen. Wir werden laut Durchsage des Kapitäns mit 16° und Sonnenschein begrüßt – so loben wir uns das!
Der Beamte am Imigration-Schalter führt Smalltalk mit uns und wir sind trotz Müdigkeit bester Stimmung – so freundliche Menschen hier. Unsere Freude wird aber bald getrübt, als wir auf unser Gepäck warten und warten und es nicht daher kommt. Die Menschen werden immer weniger, es verbleiben nur noch die, die in London zugestiegen sind. Dann hören wir auch schon unsere Namen durch´s Mikrofon klingen. Nein, das darf doch nicht wahr sein, das blanke Entsetzen ist uns ins Gesicht geschrieben. Das ist jetzt mittlerweile das sechste Mal, dass unser Gepäck eine andere Reise tut. Alles Mögliche an Daten wird ausgefüllt und dann bekommen wir eine Prepaid-VISA-Karte mit CAD 70,00. Sollte es nicht ausreichen, dann bitte die Kassenzettel bringen. Und tschüß.
Mit dem Citytrain fahren wir ins Stadtzentrum, es ist nach 21:00 Uhr, die Geschäfte haben geschlossen. Also können wir uns nichts mehr kaufen und daher spazieren wir direkt zum Hotel. Da ich grad nix zu tun hab, komme ich meinen Hausfrauenpflichten nach und wasche Wäsche – mit Haarshampoo, denn was Besseres gibt es grad nicht. Getrocknet wird sie mit dem Haarföhn. Eine primitive Zahnbürste und zwei Patzerl Zahnpasta haben wir ja Gott sei Dank im Flieger bekommen und das muss reichen.
Etwa alle zwei Stunden wachen wir auf und ab 03:00 Uhr früh sind wir uns einig, dass wir eigentlich ausgeschlafen wären. Tja, das nennt man Jetlag!
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