Wir verlassen Victoria und fahren Richtung Norden. Zum satten Grün der Wälder gesellt sich der gelb blühende Ginster hinzu – schön anzusehen.

Nach wenigen Kilometern erreichen wir Duncan, die selbsternannte „Stadt der Totempfähle“. Mit einem Übersichtsplan aus der Tourist Info bewaffnet, marschieren wir los. Holzschnitzer, viele davon vom örtlichen Stamm der Cowichans haben hier über 80 Totems geschnitzt, die in der gesamten Stadt verteilt sind. Vor jedem Totem befindet sich eine Informationstafel mit der Beschreibung des Dargestellten und einem Portrait des Künstlers. Ein Totem ist ein Schutzgeist, der  in Form eines Tieres, einer Pflanze, Gegenständen oder Erscheinungen dargestellt werden kann. Diese können von beiden Linien vererbt oder vom Heranwachsenden angenommen werden. Das Beeindruckende ist, dass jedes Totem sich von dem anderen unterscheidet, obwohl die Themen ähnlich sind. Durch die spirituelle Geschichte ziehen sich die Wale und die Thunderbirds, die sehr oft in den Vordergrund treten. Die zugrunde liegende Legende sagt, dass ein Killerwal in der Bucht alle Lachse aufgefressen hat, sodass diese nicht mehr den Fluss in die Fischgründe der Indianer hochgeschwommen sind. In ihrer Not haben die Indianer den Thunderbird angerufen, der den Orka in der Bucht mit seinen großen Krallen gepackt und ihn auf einen Berg geflogen hat, wo er dann verspeist wurde. Dadurch kamen die Lachse wieder den Fluss hoch und die Indianer waren gerettet.

Die Pfähle wurden aus dem Baumstamm einer Thuja oder einer Red Cedar geschaffen und bunt bemalt. Sie können einen Familienclan, Wappen oder auch Tapferkeit darstellen. Gelesen werden sie von unten nach oben. Die vielen Totems, die wir hier sehen, unterscheiden sich in Größe, der Gestaltung hinten und vorne, oder nur vorne, ob sie bemalt sind oder naturbelassen. Die Darstellungen von Vögeln verlangten breite Flügel und Schnäbel, aber auch Hände von Menschen wurden dreidimensional ausgeführt. Total beeindruckend, wenn man sich damit beschäftigt. Hier in der Stadt finden wir auch den breitesten Totem der Welt, der „Cedar Man Walking out of the Log“ (1,8 m Breite und einer Höhe von 7,6 m). Der Baum war 750 Jahre alt, als ihn Richard Hunt verarbeitet hat.

Weiter des Weges geht es ins hübsche Städtchen Chemainus. Kanadische Künstler wurden beauftragt, die kahlen Hauswände zu verschönern – eine Aktion, die dem Ort wieder zu Popularität verhelfen sollte. Klick, klick, klick – egal, wo man hinschaut, schmückt ein Bild, besser eine Geschichte die Wand. Die Themen handeln vorwiegend von Arbeit, sei es in der Holzindustrie, der Railway, aber auch aus dem täglichen Leben. Die Stadt wurde durch den Zustrom der Touristen aus dem Dornröschenschlaf erweckt und hat auch viele Töpfer, Maler und Bildhauer angelockt, die sich hier niedergelassen haben. Auch wir fühlen uns sehr wohl hier und in einem kleinen Pub genießen wir Lunch und sinnieren über unseren Urlaub.

Zwei Kilometer vor der Stadt Nanaimo machen wir einen kurzen Halt, um uns die Petroglyphen dort anzusehen. Einige der Gravuren im weichen Sandstein stellen Menschen, Schamanen oder Tiere dar, andere sind Mischungen daraus. Auf Infotafeln bekommen wir ganz gute Bilder und Erklärungen. Sie befinden sich inmitten des Waldes und leider sind sie sehr schwer aufzufinden, da das Moos vieles schon überwuchert. Außerdem stürzen sich Horden von Gelsen auf uns und saugen uns aus.

Der Highway #4 bringt uns direkt zum MacMillan Provincial Park (Cathedral Grove), wo wir den kurzen Trail durch den mächtigen Wald gehen. Gehen ist gut gesagt, denn vom Regen ist der Boden so aufgeweicht, dass unsere Schuhe und Hosen schon nach wenigen Schritten ordentlich paniert sind. Aber nichtsdestotrotz, die gewaltigen Baumriesen sind schon sehr beeindruckend. Moose und Farne haben die Stämme und Äste überwuchert und wir haben das Gefühl inmitten eines Feenwaldes zu sein. Der Herr der Ringe lässt grüßen und wir warten nur noch, dass die Bäume wie im Film zu laufen beginnen. Der Waldboden ist mit Farnen überwachsen und nur wenig Licht dringt durch das Dickicht der Baumkronen. Einige der 200 bis 800 Jahre alten Douglasien hat es bereits, im wahrsten Sinn des Wortes, die Füße ausgerissen, andere leben ohne Blätter weiter, indem sie an das Wurzelsystem des Nachbarn angedockt haben. Hochinteressant, was die Natur so bietet.


ZielKMCampingplatzKostenGetankt
Port Alberni203Timberlodge RV CampgroundCAD 31,50 60 Liter / CAD 81,37
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