Heute haben wir ein Wetter wie aus dem Bilderbuch – juhu! Die Elchkühe sind auch schon auf und am Frühstücken. Bestens gelaunt machen wir uns auf den Weg Richtung Maligne Canyon und Lake. Die Landschaft ist so schön, so stellen wir uns Kanada vor und so kennen wir auch die Gegend aus den Winnetou-Filmen.
Vom Parkplatz des Maligne Canyons starten wir unsere Wanderung. Schon bei der ersten Brücke haben wir tolle Einblicke in den Canyon. Wir treffen eine Schweizerin, die Höhenangst hat – ja, wo gibt’s denn das? Einige Meter weiter erregt ein Rabennest unsere Aufmerksamkeit. Mit viel Geschrei holen die Babys Mama und Papa herbei und betteln nach Futter. Das Nest ist in einer kleinen Nische an der Steilwand gebaut.
An der dritten Brücke gönnen wir uns eine Ladung Ionen, die von der Gischt des Wassers erzeugt werden. Im Schatten des Canyons hängen noch breite Schneefelder, die langsam schmelzen und ins Wasser tropfen. Die Kraft des Wassers hat große Becken ins Gestein geformt und hier spritzt es nach allen Seiten. Der Canyon wird gespeist vom Medicine Lake, der wie eine lecke Badewanne ist und sich durch ein riesiges, unterirdisches Wassersystem entwässert. Der Wanderweg führt entlang des Canyons und lässt viele tolle Ausblicke zu. Immer wieder plätschert irgendwo eine Quelle oder ein Wasserfall hervor. Entlang des Weges finden wir einige Infotafeln, die Interessantes über die Entstehung des Canyons und über die Botanik vermittelt.
Plötzlich befinden wir uns mitten in einer Hetzjagd zweier Squirrels, die schreiend durch die Gegend fetzen. Wir gehen weiter und ach wie schön, da wächst eine rosa-weiße Kuhschelle. Die fehlt in meiner Sammlung zuhause noch, aber leider können wir sie nicht mitnehmen. An der fünften Brücke ist dann Schluss – die gibt es nicht mehr, ab hier ist der Wanderweg gesperrt. Deshalb kehrtgemacht und alles wieder retour. Es bieten sich wieder neue Perspektiven und mein Botanikerherz schlägt höher, als ich dann auch noch Calypso Orchids – lila Wildorchideen – erblicke. Ach ist das schön hier! Schmetterlinge wirbeln in der Luft herum und irgendwo in den Bäumen sitzt ein Vogel und trällert sein Liedchen.
So viele wunderschöne Blumen blühen in dem Maligne Canyon:
Doch alles hat ein Ende und wir müssen weiter. Wir machen Halt am View Point des Medicine Lakes. Was für eine Kulisse – der grüne See, flankiert von mächtigen Bergen, die an der Spitze noch angezuckert sind. Im Sommer sieht er aus wie jeder andere See auch. Im Oktober aber beginnt er zu verschwinden und wird bis in den Frühling durch einen sich durch die Landschaft windenden Fluss ersetzt. Der Wasserstand schwankt dabei im Jahr um bis zu 20 Meter, da er sich durch eines der größten unterirdischen Flußsysteme der Welt entwässert. Die Indianer glaubten früher, dass das Verschwinden mit einer schlechten Medizin zu tun habe und fürchteten sich, in die Nähe des Sees zu gehen.
Ein Schild weist darauf hin, dass ein Weißkopfseeadler-Pärchen in den Tannen ein Nest gebaut hat. Nach genauem Hinsehen finden wir es auch. Das Weibchen bebrütet die Eier und das Männchen ist unterwegs auf Nahrungssuche.
In einer Bucht am Straßenrand halten wir an, packen unsere Stühle aus und machen Mittagsjause. Wir kommen uns vor, als würden wir vor dem Fernseher sitzen – heute sehen wir uns „Universum“ an mit dem Titel „Highlights der Rocky Mountains“.
Aufgrund des Vorkommens von Caribous darf hier nicht mehr als 60 km/h gefahren werden. So können wir während der gemütlichen Fahrt die Landschaft genießen. Wir erreichen den Maligne Lake, der auf 1.697 m liegt. Ein Postkartenmotiv liegt vor uns. Als erstes erblicken wir das Bootshaus mit dem roten Dach, das man aus vielen Reiseführern kennt. Von dort startet der 3,2 km lange Mary Schaffer Trail, der anfangs entlang des Sees und dann in den Wald führt. Er erweist sich als regelrechter Hürdenlauf über Wurzeln und umgestürzte Bäume. Nach dem Rundweg gönnen wir unseren Füssen ein wenig Erholung und genießen die angenehme Luft auf einem Sonnenbankerl. Linkerhand haben wir wieder das Bootshaus, wo die Ausflugsschiffe im glitzernden Wasser schaukeln. Wir beobachten eine Zeitlang vier Enteleins bei ihren Tauchgängen. Wo tauchen sie unter und wo kommen sie wieder rauf? Wo ist bloß das vierte geblieben? Ah, das ist schon weiter vorne.
Von einer Brücke aus können wir prächtige Exemplare von Regenbogenforellen sehen, die schon die richtige Größe für den Teller hätten.
Impressionen des Maligne Lakes:
Auf der Rückfahrt, wir passieren gerade den Medicine Lake, läuft im Sauseschritt ein Pika (eine Art Maus) über die Straße – husch, husch, damit nix passiert. Mit der Viecherei ist aber noch lange nicht Schluss. Einige Kilometer weiter treffen wir ein junges Caribou-Männchen an. Und damit nicht genug, auch unseren täglichen Bären erblicken wir wieder.
Wieder in Jasper angekommen parken wir unser Auto am Bahnhof. Dort hat man einen großen Totem (Two Brothers Totem) aufgestellt. Wir schlendern ein wenig herum und knipsen schöne Bilder von der hübschen Stadt. Gleich gegenüber steht das Gebäude der Tourist Information – es ist das älteste hier und hat den Baustil der Stadt maßgeblich beeinflusst.
In der Villa Caruso kehren wir dann ein und essen wunderbare Steaks. Wir haben im Internet in einem Reisebericht gelesen, dass da tief in die Tasche gegriffen werden muss und die Schreiber des Berichts waren entrüstet über die 34 Dollar, die sie pro Person bezahlen mussten. Das ist ja nichts gegen unsere gemeinsame Rechnung von knapp 100 Dollar – ist uns aber wurscht, denn die Steaks waren sauguat!
Zufrieden treten wir unseren Rückweg zum Campingplatz an und freuen uns auf eine ausgiebige Dusche. Ach ja, hier gibt es noch was Kurioses zu berichten. In großen Campgrounds, wie hier das einer ist, fährt man mit dem Auto zur Dusche. Wir ziehen aber eine Abendwanderung vor und latschen etwa einen Kilometer hin und wieder zurück. Dafür können wir Elchkühen mit ihren Jungen bei der Abendjause zusehen.
Ziel | KM | Campingplatz | Kosten | Getankt |
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Jasper | 112 | Whistlers Campground | CAD 32,30 | - |
Bin gerade beim Lesen eures Berichtes über die Kanadareise. Interessant, spannend und teils witzig.
L.G.M.