Gleich mal vorweg genommen, obwohl das Wetter heute total besch…eiden gewesen ist, hatten wir einen tollen Tag.
Graue Wolken hängen tief herab und produzieren einen – noch – leichten Nieselregen. Nachdem alles so halbwegs verstaut ist, alle Kabel und Schläuche an- / abgesteckt oder aus- / eingeschaltet ist (anfangs fehlt ja noch die Routine), brechen wir gegen 10:00 Uhr auf Richtung Squamish. Wir schaffen es mit Hilfe unserer Susi (Navi) Barnaby durch das Baustellengewirr problemlos zu verlassen. Und das, obwohl sie eine sehr schlechte englische Aussprache hat. Wir zerkugeln uns oft und sind uns nicht sicher, ob sie weiß, wo sie uns hinschickt. Der Highway ist gesäumt von sattgrünem Gebüsch, gespickt mit gelbem Ginster, lila Lupinen und rosa Hundsrosen. Sieht total schön aus und alles ist sauber. Übrigens, wer seinen Müll entlang des Highways aussetzt, der kassiert eine Strafe von 2.000 Dollar. Wäre doch schade, wenn dieses traumhafte Panorama versaut würde. Schroffe Steilhänge auf der einen Seite, das Meer auf der anderen Seite und vor uns schneebedeckte Berge. Auffallend sind die zweisprachigen Hinweisschilder, die auch in indianischer Sprache die Ortsnamen, Flüsse oder Sehenswürdigkeiten erklären.
First Stop: Shannon Falls. Aufgrund der andauernden Regenfälle führt er sehr viel Wasser, das mit lautem Getöse 300 Meter spektakulär in die Tiefe stürzt. Es macht den Eindruck, dass das milchweiße Wasser direkt aus dem Himmel kommt und samtweich nach unten fällt. Hier leben Tailed Frogs, die einzigen Frösche, die in schnell bewegendem Wasser existieren können. Zwei bis fünf Jahre leben sie als Kaulquappen, werden mit sieben bis acht Jahren geschlechtsreif und können ein Alter von fünfzehn bis zwanzig Jahren erreichen. Aufgrund des kalten Wassers werden sie so alt, älter als andere Frösche.
Auf unserem kurzen Spaziergang durch den Wald kommen wir an tollen Exemplaren von Nurse Trees vorbei, die hoch hinauf mit Moos bewachsen sind. Der Boden wird von schönen Farnen und Schattenblumen bedeckt.
Auf der Weiterfahrt entdecken wir plötzlich am Straßenrand einen Bären – wir müssen ja nicht dazu sagen, dass der aus Holz gebastelt war!
Kurz vor Whistler legen wir noch einen Abstecher zu den Brandywine Falls ein. Schon am Parkplatz werden wir von einer Gruppe hübscher Stellar´s Jay oder auf Deutsch Diademhäher begrüßt (blaue Vögel mit schwarzem Kopferl und einem Widehopf). Ein kurzes Wegerl führt durch einen verwunschenen Kiefernwald zum Wasserfall. Unglaublich – ein Naturspektakel, wie aus dem Bilderbuch. Das Wasser stürzt sich 66 Meter in einen halbrunden Felskessel hinunter. Daraus entsteht ein smaragdgrüner Wildbach, der sich seinen Weg durch dichten Nadelholzwald geschnitten hat. Der Name stammt von zwei Landvermessern, die gewettet haben, wie hoch der Wasserfall wäre; der Einsatz waren ein paar Flaschen Branntwein.
Der „Sea-to-Sky“-Highway, wie der Highway 99 zwischen Vancouver und Whistler heißt, ist etwas anspruchsvoll, da er starke Steigungen hat und viele Serpentinen zu fahren sind. Aber landschaftlich – bis auf einige kleine Ansammlungen von Wohncontainern – ist er sehr schön.
Dann erreichen wir Whistler, der Austragungsstätte der Olympischen Alpinen Winterspiele 2010. Wir machen Halt im Creekside Village. Schon vom Parkplatz aus haben wir einen Rundumblick auf die Hotelanlagen und Häuser, die an den Abhängen errichtet wurden. Sie sind aber farblich und architektonisch schön in die Natur integriert. So stellt sich also ein Amerikaner ein Tiroler Bergdorf im Disneystyle vor? Wir fühlen uns jedoch wie in einer eleganten Geisterstadt. Vor zwei Tagen wurde der Lift auf die Schipiste geschlossen und die Gondeln eingepackt, der Schnee ist gestern geschmolzen und heute blühen die Tulpen. Während wir so dastehen und sinnieren, wie es hier im Winter wohl zugehen mag, erblicken wir am Berghang einen Schwarzbären. Wir können es erst nicht glauben – aber ja, es ist wirklich einer! Langsam bewegt er sich den Hang neben dem Schilift hoch und sucht nach den Schihaserln auf der Schipiste, äh ne nach Fressbarem.
Zu Essen brauchen wir noch nichts, aber ein Kaffee wäre nicht schlecht. Den trinken wir bei – wie war das mit den Aktien – natürlich bei Starbucks! Blöderweise befindet sich fast direkt daneben ein Liquor Store, daher müssen wir dem auch noch einen Besuch abstatten und Wein aus dem Okanagan Valley kaufen.
Weiter des Weges überqueren wir den Cayoosh Pass, eine wildromantische Passstraße mit Schneefeldern auf beiden Seiten. Stellenweise geht es seitlich ordentlich den Abhang hinunter – da heißt es nur nicht ablenken lassen und aufpassen. Selbst wenn der Fluss mit dem tollen Schwemmholz und die hübschen Blüten der rot-gelben Akelei die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.
Leider beginnt es wieder heftig zu regnen, die Wolken hängen grau herunter und wir möchten nur noch auf den Campingplatz. In der Nähe von Lillooet fahren wir auf den Cayoosh Creek Campground – hier gibt es weder Strom noch Duschen, aber der Platz liegt sehr idyllisch in einem Wäldchen und bis auf den Zug und Vogelgezwitscher ist hier nichts zu hören.
Na dann, gute Nacht!
Ziel | KM | Campingplatz | Kosten | Getankt |
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Lilloooet | 269 | Cayoosh Creek Campground | CAD 0 | 104 Liter / CAD 164,00 |