Jersey hält wettermäßig nicht das, was es laut Reiseführer verspricht – wärmer als Guernsey, mehr Sonnentage! Heute ist zumindest nix davon in Sicht. Es ist bewölkt, sehr windig, es nieselt ein wenig und es schaut sehr trist aus. Wir sind ein wenig ratlos, was wir unternehmen sollen, können,…

Nach dem „tollen“ Frühstück (Kaffee, Toast, Joghurt) brechen wir mal auf in die City zum Busterminal. Dort kaufen wir uns ein 5-Tages-Ticket, mit dem wir kreuz und quer und in alle Richtungen mitfahren können. Es gibt drei sogenannte Explorer Busse (rot, grün und blau), die als eine Art Hop-On, Hop-Off geführt werden und typische touristische Ziele ansteuern. Wir nehmen die grüne Linie in den Osten der Insel.

Beim Samarès Manor verlassen wir den Bus und kaufen uns Eintrittskarten für den Garten. Das Herrenhaus selbst kann nur an bestimmten Tagen und da auch nur ein Teil davon besichtigt werden. Wir bekommen eine Führung durch ein kleines Museum mit alten landwirtschaftlichen Geräten und Kutschen, die auf Jersey gefahren wurden. Klein, aber fein!

Hinter dem Manor kommt man direkt in den tollen Kräutergarten, wo sich die verschiedenen Düfte in der Luft vermischen. Auch im großen Rosengarten gibt es viel zu riechen. Die Blütenfülle und die Farben fesseln uns so derart, dass wir den Rest des Gartens fast vergessen. Die Sonne ist mittlerweile auch erwacht und trägt ihren Teil dazu bei, dass wir uns sauwohl fühlen. Verwitterte Steinvasen und – engel harmonieren mit den Rosen und dem vielen Lavendel. Ich kann mich schwer vom Rosengarten losreißen – meine Lieblingsrose, David Austins „Fallstaff“, habe ich auf jeden Fall schon gekürt.

Wir spazieren nahtlos von einem Teil des Gartens in den anderen. Friedlich plätschert es im „Schatten- und Wassergarten“ neben uns her. Inmitten der Pflanzen wächst eine über 200 Jahre alte Platane mit einer Höhe von 22 Metern und 5 m Durchmesser. Während wir so dahin schlendern, werden wir von einigen Wilderpeln verfolgt. Wir lassen uns auf einem Bankerl nieder und erklären den Federfreunden, dass wir nichts Essbares für sie haben. Als sie es endlich kapieren, zeigen sie uns, wie Power Napping funktioniert. Ein wenig Körperpflege, Einfahren eines Watschelbeines und dann nur noch den Kopf in den Flügel gesteckt – fertig! Sieht nicht sehr bequem aus, aber es machen alle so. Im Hintergrund können wir vier Schauspielern beim Proben von Hamlet zuhören. Wir verstehen zwar nix außer dem Wort Hamlet, aber es wirkt sehr dramatisch.

Im Weidenlabyrinth verfransen wir uns, sodass wir wieder ein Stück zurückgehen müssen. Dann erreichen wir den asiatischen Garten, dessen Zentrum ein großer Schwimmteich für Kois ist. Es herrscht eine Ruhe hier, die nur vom Kreischen, Schnattern und Zwitschern des Federvolkes und dem Rauschen der Bäume unterbrochen wird. Ständig gibt es etwas Neues zu entdecken und wir können uns nur schwer losreißen. Aber das nächste Highlight wartet schon auf uns.

Die Fahrt geht weiter – Gorey lassen wir noch hinter uns und verlassen den Bus wieder beim megalithischen Ganggrab La Hougue Bie. Es ist mit 9 Meter eines der größten, besterhaltenen in Europa und liegt unter einem 14 m hohen Erdhügel. Seine Funktion war wesentlich weitreichender als eine reine Begräbnisstätte und diente auch als Versammlungsort für Kultzwecke. Das Grab wurde um 3.500 v. Chr. angelegt und besteht aus fast siebzig Steinen. Der größte Deckstein allein wiegt fast 20 Tonnen. 1924 wurde es bei Ausgrabungen entdeckt. Auch Fundstücke, wie menschliche und tierische Knochen, Gefäße und Pfeilspitzen kamen bei der Freilegung zu Tage. Beinahe auf allen Vieren kriechen wir in die Kammer hinein und es dauert eine Weile bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnen. Ist schon ein wenig gruselig hier zu stehen, wenn man die Geschichte dazu kennt.

Oben auf dem Grabhügel wurde im frühen Mittelalter eine Kapelle zur Christianisierung errichtet und 1520 mit einer zweiten ergänzt. Der Überlieferung nach arrangierte der damalige Dekan vorgetäuschte Wunder und kassierte Opfergaben von den Pilgern. Heute haben Besucher ihre Bitten und Wünsche auf kleinen Zetterl aufgeschrieben und auf dem Steinaltar hinterlegt.

Nach einem interessanten Film gibt es noch viel Archäologisches zu betrachten im angeschlossenen Museum.

Tja, so ein Tag ist kurz und es wird für uns schon wieder Zeit aufzubrechen in Richtung Hotel, wo wir Pläne für die nächsten Tage schmieden.

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