Wir sitzen an der Liberation Station im Busterminal und haben noch etwas Zeit, bis der Bus kommt. Auf einem großen Flat Screen werden die wichtigsten Routen mit den touristischen Attraktionen und den dazugehörigen Buslinien gezeigt. Auf Anzeigetafeln erfährt man welche Linie, zu welcher Zeit, in welcher Sektion, welches Ziel hat. Das ist so einfach und toll, da muss sich jeder bis zum letzten Deppen auskennen. Also, wir sitzen in der Sektion G, weil wir um 09:30 Uhr mit der Linie 12 Richtung St. Aubin fahren möchten. Eine seitlich befindliche elektrische Tür wird erst dann zum Einsteigen in den Bus geöffnet, wenn er abfahrbereit ist.

Noch sind wir guter Hoffnung, dass es trotz des Schlechtwetters auch heute wieder trocken bleibt. Wir verlassen den Bus einige Stationen vor unserem eigentlichen Ziel und kommen auf den Spuren von neolithischen Ausgrabungen zum über 5.000 Jahre alten Ville-ès-Nouaux. 1883 wurde dieses Grab freigelegt, man fand aber außer einigen Tontöpfen nichts.

Weiter des Weges machen wir einen kurzen Abstecher in den Conoration Park und bewundern den herrlichen Rosengarten. Die Regentropfen der vergangenen Nacht hängen noch auf den Blüten. Menschenleer und friedlich präsentiert sich der Park in seiner Pracht. Mitten im Gelände liegt ein toller Spielplatz, der keine Wünsche der Kleinen offen lässt – nur heute nicht.

Unscheinbar und leicht zu übersehen liegt die angrenzende weiße St. Matthew´s Church, oder besser bekannt als die Glass Church. Den Namen hat sie, weil ein großer Teil der Innenausstattung aus Glas besteht. Dominiert wird sie vom 4 Meter hohen Glaskreuz hinter dem Altar, das von hinten beleuchtet wird und mit Madonnenlilien verziert ist. Auch auf den Glassäulen findet man die Lilien wieder. Die Kirche ist sehr schlicht gehalten mit blauem Teppich und gleichfarbigen Sitzauflagen. Nur die roten, weißen und blauen Wimpel (die Kronjubiläumsdeko) und der Blumenschmuck bringen Farbe ins Innere. Da passt selbst die blaue Holy Bible dazu! 1934 beauftragte Lady Florence Trent als Erinnerung an ihren verstorbenen Mann die Gestaltung des Innenraums im Jugendstil. Wir verweilen eine Zeitlang auf den schlichten Holzbänken und lassen den Raum auf uns wirken.

Da sind wir betend in der Kirche und dann das! Als wir wieder ins Freie treten, nieselt es nämlich bereits. Daher besteigen wir wieder den Bus und fahren bis St. Brelade zur Lavender Farm. Wir bekommen eine Führung mit interessanten Details über die Destillation der sechs hier verwendeten Lavendelsorten und jene, die in Frankreich verwendet werden. Aus der französischen Pflanze wird dreimal so viel Öl hergestellt und ist daher billiger als das einheimische. Englisches Öl riecht süßer und wird für die Herstellung von Parfum oder Eau de Toilette verwendet, während das französische in Convenience-Produkten, wie Seife oder Waschmittel reinkommt. Wir können uns anhand von Proben vom Unterschied überzeugen. Eine kleine Runde im Schaugarten geht sich danach noch aus, bis es wirklich toll zu regnen beginnt. Währenddessen genießen wir Lunch im Café (very delicous).

Mit dem Bus fahren wir wieder an die Südküste. Oberhalb des Strandes befindet sich eine der schönsten Inselkirchen, die Parish Church. Wir statten aber erst der daneben liegenden kleinen Fishermen´s Chapel einen Besuch ab. Im Inneren finden wir tolle Fresken aus dem 14./15. Jhdt., wie den Einzug in Jerusalem, Adam und Eva oder Jesus am Kreuz und Verkündigungsszenen. Danach gehen wir ins Innere der Kirche, die aus dem 12. Jhdt. stammt. Der rötliche Granit erzeugt eine richtig warme Stimmung und lädt zum Verweilen ein.

Als wir die Kirche verlassen, schüttet es aus vollen Schaffeln. Trotz allem stapfen wir zur Bushaltestelle zurück und da gerade ein Bus vorbeikommt, hüpfen wir hinein. Egal wohin, wir fahren erst mal spazieren – Hauptsache wir sitzen im Trockenen! Na ja, die Richtung passt ja, wir fahren am Corbière Leuchtturm vorbei, den wir uns eigentlich erwandern wollten. Er steht am südwestlichsten Punkt der Insel und hier wird der Gezeitenunterschied am deutlichsten bemerkbar. Die ausgedehnte Felsenlandschaft, die jetzt bei Ebbe sichtbar ist, kann den Schiffen zum Verhängnis werden – wie 1995, als eine Fähre mit 307 Passagieren verunglückte (die alle gerettet werden konnten).

Irgendwie erleben wir gerade ein déjà-vu, denn bei einem Irland-Aufenthalt sind wir damals auch mit dem Auto nur so herumgefahren, um die Sonne zu suchen. Leider finden wir sie heute nicht mehr.

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