Den letzten verbleibenden Tag verbringen wir bei schönstem Sonnenschein in der Hauptstadt St. Helier. Den Beginn macht der Fischmarkt, ein altes Gebäude aus Stein inmitten moderner, mehrstöckiger Klötze. Der intensive Fischgeruch zu dieser Tageszeit ist schon Hardcore – etwas gewöhnungsbedürftig, aber die tollen Fische und Krustentiere lenken schnell davon ab. Wir sind verzückt von der Auswahl und Frische, die hier angeboten wird. Die gekochten roten Lobster und Krabben leuchten schon von weitem.

Einige Gebäude weiter betreten wir die schöne viktorianische Markthalle. Auffallend sind die rot gestrichenen Stahlkonstruktionen. Im Inneren reiht sich ein Stand an den anderen und die Verkäufer sind alle rege dabei, die anzubietenden Waren noch richtig in Szene zu setzen. Frisches Obst und Gemüse in allen Arten und Farben sehen zum Anbeißen aus. Die berühmte Jersey Kartoffel ist noch in Erde gehüllt, als hätte man sie eben erst ausgegraben. Daneben die Blumen in schönster Pracht. Da wir leider keine mitnehmen können, erstehen wir eine Zwiebel der rosa Jersey Lilie. Mal sehen, ob sie bei uns auch so schön gedeiht wie hier. Am Stand der Bäckerei liegt nur Weißbrot in Hülle und Fülle – da könnten sie sich noch einiges von uns abgucken, was gutes Brot betrifft.

Wir schlendern weiter zur Kings Street, eine prächtige Fußgängerzone, wo heute schon viele Menschen auf den Beinen sind. Hier haben sich die Juweliere, Boutiquen und internationale Geschäftsketten breit gemacht und locken mit ihren Angeboten. Die Straße ist gepflastert mit roten Granitsteinen, alles ist sauber und alle paar Meter stehen bequeme Sitzbankerl. Auf einem lassen wir uns nieder und beobachten das geschäftige Treiben. Gequassle in allen Sprachen ist zu hören und Touristen mit aufgefalteten Stadtplänen mischen sich unter die Einheimischen. Auffallend sind die vielen beleibten Menschen, aber kein Wunder bei dieser Ernährung. Die Sonne wärmt uns ins Gesicht und wir genießen die letzten Stunden hier. Unsere Urlaubskasse ist leer und außerdem ist der Krims Krams hier für unsere Verhältnisse eh empfindlich zu teuer.

Next Stop ist der Royal Square, ein konischer Platz, der dominiert wird von der goldenen Statue von Georg II. Flankiert wird der Platz von zwei Pubs, dem Cook & Bottle und The Persions. Wir suchen uns schon mal Sitzplätze aus, wo wir dann später noch einen abschließenden Cider trinken werden. Rechterhand befindet sich das Royal Court House mit einem tollen Wappen seitlich des Eingangsportals. Auf dem Minibalkon darüber wurde am 9. Mai 1945 die Unabhängigkeit ausgerufen.

Am unteren Ende des Platzes, eingezäunt von einem grünen Metallzaun und versteckt von hohen Platanen, kommen wir zur Parish Church, einer der wenigen Kirchen hier auf der Insel, die keinen spitzen Kirchturm hat. Dieser Turm hier würde besser auf eine Burg passen. Leider können wir sie innen nicht besichtigen, da gerade eine Messe abgehalten wird.

Deshalb schlendern wir weiter durch die Gassen und landen am Liberation Place. Hier befindet sich ein bronzenes Monument, dass als Erinnerung an den 50. Jahrestag der Unabhängigkeit errichtet wurde. Sieben Personen schwenken hier die englische Flagge. Eingefasst sind die Figuren mit Wasserfontänen. Wolfgang wird von zwei durchgeknallten Ladies gebeten, sie mit der bronzenen Gruppe zu fotografieren – die beiden fühlen sich auch irgendwie befreit und abgehoben und machen Wolfgang unsittliche Angebote.

Hinter dem Maritimen Museum befindet sich ein Monument mit einer alten Dampfmaschine. Wir umrunden das Backsteingebäude und auf der Vorderseite suchen Animateure gemeinsam mit Kindern Jack Sparrow aus dem Fluch der Karibik. Mit Lumpen verkleidet und wild geschminkt haben sie Spaß beim Mitspielen. Auch die Eltern machen da brav mit.

Daneben liegen die Boote bei noch ca. 6 m Wasser im Hafenbecken. Da sind Yachten dabei, da würde man gern mal eine Fahrt mitmachen. Das müssen ganz arme Leute sein, die sich so was leisten können.

Als wir den Breakwater entlang schlendern können wir zusehen, wie gerade ein Amphibienfahrzeug vorm Elisabeth Castle abfährt und sich in die Fluten stürzt. Das sieht vielleicht urig aus, wie ein schwimmender Autobus. In zwei Stunden kann man wahrscheinlich wieder zu Fuß zum Castle rüber gehen. Die Burg ist aufgrund der Flut total vom türkisenen Meer umspült und liegt schön im Sonnenlicht.

Wer hat an der Uhr gedreht, ist es wirklich schon so spät – ja, es heißt Abschied nehmen. Wir schlendern in die Stadt zurück, gönnen uns am Royal Square einen abschließenden Cider und Mittagessen, dann marschieren wir zum Hotel zurück. Den Cider, den wir zuvor noch von unseren letzten Jersey-Pfund gekauft haben, verstauen wir noch inmitten der Schmutzwäsche und dann heißt es warten auf den Transfer.

Am Flughafen angekommen, wen treffen wir da? Natürlich unsere Wiener! Wir tauschen unsere Erlebnisse der vergangenen Woche aus, denn lustiger Weise sind wir uns auf Jersey kein einziges Mal über den Weg gelaufen.

Als der Flieger abhebt  können wir auf die gesamte Insel in ihrer vollkommenen Schönheit hinunter blicken. Da waren wir, dort sind wir gewandert und das haben wir gesehen. Schade, dass der Fotoapparat schon verstaut ist. Sieht wirklich toll aus von oben.

Goodbye Jersey, goodbye Channel Islands!

Der Flieger nach Düsseldorf hebt planmäßig ab und wir werden dort bereits erwartet. Na mal sehen, ob unser Gepäck auch so rasch umsteigen kann, wie wir es müssen. Auch diese 75 Minuten Flug vergehen schnell und in Wien landen wir auf dem neuen Skylink. Wir sind erst beschäftigt mit dem Bestaunen der Terminalerweiterung bis wir schnallen, dass das Laufband für die Gepäckrückgabe zu laufen aufgehört hat und unsere Taschen und Koffer natürlich nicht mitgekommen sind. Na ja, was soll´s, ist ja inzwischen das vierte Mal! Somit brauchen wir uns mit dem Gepäck nicht zu plagen, denn das wird nach dem Auftauchen bis zur Haustüre zugestellt.

Also lassen wir uns vom Shuttledienst wieder zum Autoparkplatz bringen und fahren gemütlich nach Hause. Kurz vor Mitternacht sperren wir die Türe auf – willkommen zuhause! Ach, wie freuen wir uns auf die Nacht wieder im eigenen Bett!

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