Wir verlassen die Parkgarage inmitten des Zentrums der Stadt und befinden uns direkt auf dem Place du Géneral-de-Gaulle. Ein weiter Platz, wo sich Napoleon Bonaparte aus Bronze hoch zu Ross als Kaiser befindet, flankiert von seinen vier Brüdern. Eine tolle Aussicht auf das Meer und die Umgebung herum hat man von der Aussichtsterrasse am Ende des Platzes.
Obwohl es schweineheiß ist, trotten wir weiter und kommen am Rathaus vorbei. Das rosafarbige Haus ist mit einer Fahne dekoriert, die darauf hinweist, dass sich die Stadt am 9. September an das Jahr 1943 erinnert, als sie als erste französische Stadt von der deutschen Besatzung im zweiten Weltkrieg befreit wurde.
Hinter dem Rathaus herrscht jeden Vormittag munteres Markttreiben. Von Klamotten beginnend, Schmuck und Sonstigem steigt uns nach einiger Zeit der bekannte strenge Geruch in die Nase. Der korsische Käse aus Schaf- oder Ziegenmilch verströmt schon ein eigenes Aroma. Mein Fall ist es ja nicht, aber er findet rege Abnahme. Wir widmen uns wieder den Obst- und Brotständen, um unsere Vorräte aufzustocken. Bevor wir mit unserer Sightseeing-Tour weitermachen, verstauen wir die Sackerl im Kofferraum unseres Autos.
Busse über Busse mit Ladungen von Touristen werden in die Stadt gekarrt und beinahe an jedem Platz oder Straße begegnen wir großen Gruppen, die alles blockieren oder einen über den Haufen laufen. Wie zum Beispiel beim Löwenbrunnen – auch dieser mit einem Standbild von Napoleon. Der berühmte Korse wurde in Ajaccio 1769 geboren und viele Straßen, Museen und Denkmäler erinnern an sein ungewöhnliches Schicksal. Bei unserem Rundgang durch die Stadt kommen wir auch am Geburtshaus vorbei, das heute ein Napoleon-Museum beherbergt. Im kleinen Park dahinter wieder eine Büste, die ihn als Zehnjährigen mit hübscher Lockenpracht zeigt.
In der Kathedrale, die wir als nächstes besichtigen, befindet sich das Familiengrab der Bonapartes. Der monumentale Hochaltar aus weißem Marmor war eine Stiftung von Napoleons Schwester. Die Kuppel wurde in Trompe-l´œil-Malerei gestaltet, eine Darstellungsweise, in der der Betrachter hier nicht zwischen Wirklichkeit und Gemaltem unterscheiden kann. Die Reliefs sind nur angedeutet und der Raum wirkt dadurch größer. Leider können wir uns den Rest der Kirche nicht mehr ansehen, weil alle Besucher rausgeschmissen werden. Der Herrgott möchte seine Mittagsrast verbringen.
Vom Jetée de la citadelle, der Mole, haben wir eine schöne Aussicht auf die Uferpromenade und den Hafen mit den verschiedensten Booten und Schiffen. Heute liegt ein Monster von Kreuzfahrtschiff, die Independence of the seas, im Hafen. Da wirken die Menschen daneben wie Stecknadelköpfe. Auch Jachten, die man sonst bestaunt, schmieren daneben komplett ab. Von den kleinen Fischer-booten ganz zu schweigen, das sind im Verhältnis dazu nur Nussschalen.
Das Thermometer zeigt 33° an – also zu heiß, um noch weiter herum zu laufen. Wir lassen uns im Schatten eines Restaurants nieder und probieren mal den berühmten korsischen Roséwein und dazu Galettes, saure gefüllte Palatschinken aus Kastanienmehl – primitiv gesagt. Am Tisch neben uns verdrücken die Gäste Töpfe voll mit Muscheln. Die Stimmung wird untermalt von einem Ziehharmonikaspieler. Auch eine Flugshow mit drei alten Fliegern bekommen wir geboten. Zum Abschluss dürfen wir noch beim Ablegen des Kreuzfahrtschiffes zusehen. Es ist kaum aus dem Hafen draußen, da gleitet das nächste schon herein.
Am Nachmittag fahren wir ans Ende Ajaccios hinaus zum Pointe de la Parata mit den vorgelagerten Îles Sanguinaires. Die vier kleinen, schroffen Inseln verteilen sich wie Wachposten am Eingang des Golfes von Ajaccio. Wir umwandern die Felsformation auf deren höchste Stelle ein alter Turm steht. Mit Schautafeln wird die Vegetation anschaulich dokumentiert.
Zurück beim Auto beschließen wir den Tag für heute und „zuhause“ machen wir es uns im Garten mit Lesestoff gemütlich.