Kurz entschlossen haben wir vor wenigen Wochen einen Kurztrip mit Gerti und Michael nach Lissabon gebucht. Heute ist es soweit: genau zwei Minuten bevor der Wecker um 06:00 Uhr klingelt, wachen wir auf und kraxeln aus den Betten. Eine Stunde später haben wir gefrühstückt und sind auf der Autobahn unterwegs Richtung Leonding. Nach einem schnellen Espresso steigen wir in Michael´s Auto und los geht´s!
Der Tradition entsprechend nehmen wir in Loosdorf die Abfahrt und kehren beim McDonalds ein, wo wir Kaffee und Cheesecake genießen.
Ohne Probleme geht die Fahrt weiter bis Mannswörth, wo wir das Auto beim Hotel Hein abstellen und von dort mit einem Transfer zum Flughafen gebracht werden.
Um 11:00 Uhr sind wir durch den Security Check und stärken wir uns noch mit gesunden Bowls, um für die Flugzeit gerüstet zu sein. In den Waschräumen füllen wir noch unsere Flaschen mit österreichischem Wasser und sind jetzt gerüstet für den Flug.
Im Flieger sitzen wir bunt gewürfelt irgendwo, denn es ist es uns nicht wert, dafür 8 Euro aufzuzahlen, um nebeneinander zu sitzen. Mit 20 Minuten Verspätung hebt der Flieger ab und vom Piloten erhalten wir die Info, dass wir es uns für 03:40 Stunden gemütlich machen können. Es ist schon etwas langweilig, „allein“ zu sitzen und daher beschließe ich, erst mal ein Powernapping einzulegen. Ich hab das Glück, einen Fensterplatz zu haben und daher bleibt mein Blick am blauen Himmel, den Wattebausch-ähnlichen Wolken und der Welt unten hängen. Es ist richtig meditativ das Starren in den schönen blauen Himmel und passend hab ich plötzlich den Song von Reinhard Mey im Kopf „Über den Wolken, muss die Freiheit wohl grenzenlos sein, alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann würde was uns groß und wichtig erscheint plötzlich nichtig und klein“.
Zeitweise sieht man hinunter auf die Landschaft und die Orte. Der Fleckerlteppich aus den verschiedensten Grün-, Gelb- und Rottönen schaut von hier oben sehr hübsch aus. Alles wirkt so sanft und friedlich, selbst die hohen schneebedeckten Berge, auf denen sich die Forststraßen in Serpentinen hochziehen. Flüsse mäandern sich durch die Gegend und zeichnen hübsche Landschaftsbilder. Schade, dass es keine Monitore im Flieger gibt, die zeigen, welches Land und Gebiet wir gerade überfliegen.
Wolfgang und ich treffen uns mal vor der Toilette, um ein Bussi auszutauschen und auch Gerti und Michael besuchen sich zwischenzeitlich bei ihren Sitzplätzen. Wie es scheint, haben die meisten Fluggäste gespart und daher sitzen sie wie wir wie ein gut gemischtes Memory verstreut im Flieger. Da wird getauscht, zwischen den Sitzen gequatscht oder die Menschen stehen in den Gängen bei ihren Liebsten.
Gegen 16:45 Uhr gucken wie auf Kommando viele Fluggäste hoch, weil sie das Sinken des Flugzeugs spüren. Kurz darauf leuchtet dann das Signal auf, dass sich alle anschnallen sollen und das Flugpersonal beginnt aufzuräumen.
Die Landung ist für alle spektakulär, denn das Flugzeug schwebt gefühlt ewig über das Häusermeer der Stadt und zum Greifen nahe sind auch die über zwei Kilometer lange rote Brücke über den Fluss Tejo und der Christus am Ende des Ponte.
Bem-vindo a Lisboa!
Ruckzuck ist der Flieger geleert und wir werden genauso schnell mit einem Bus zum Terminal gebracht. Nach dem Besuch in den Toiletten sind auch die Koffer schon da und wir stapfen direttissima zur Tourist Info, um uns die Lisboa-Card für 72-Stunden zu kaufen. Unmittelbar daneben befindet sich der Abgang zur Metro, die super beschriftet ist. Mit der roten Linie fahren wir bis Almeda, steigen in die grüne Linie Richtung Cais do Sodré um, die wir an der Haltestelle Rossio verlassen. Die Männer orientieren sich kurz auf ihren Handys, um den Weg zum Hotel zu finden. Wir Mädels stapfen ihnen brav nach und genießen die ersten Eindrücke der Stadt. Da Wolfgang und ich schon 2015 kurz hier waren für einen Stop-over auf die Azoren, kommen schon nach kurzer Zeit heimelige Gefühle auf, als wir zum großen Praça Rossio kommen.
Es ist mit 8.712 Quadratmetern der größte und älteste Platz von Lissabon und beeindruckt mit seinem wellenartig verlegten Kopfsteinpflaster aus weißem Kalkstein und schwarzem Basalt. Es war die Arbeit von mehr als elf Monaten, die 1849 von Sträflingen ausgeführt wurde. Damals hieß der Platz noch Praça Dom Pedro IV, benannt nach dem späteren Kaiser Pedro I. von Brasilien. In der Mitte des Rossio überschaut er heute noch den Platz von einem Sockel hoch oben. 1755 wurde die Innenstadt von Lissabon von einem gewaltigen Erdbeben heimgesucht und verwüstete, was nicht standhalten konnte. Detailgetreu wurde auch der Platz wiederhergestellt und seit dem 19. Jhdt. zieren auch zwei bronzene, französische Brunnen den Platz.
In ganz Portugal ziehen die beeindruckenden „Calçada Portuguesa” alle Blicke auf den Boden und wer aufmerksam durch die Orte und Städte spaziert, wird Gefallen an den kunstvoll gepflasterten Wegen und Plätzen finden. Die Pflasterkunst nahm 1515 ihren Anfang und aus den unzähligen kleinen Quadern wurden nicht nur Wege gepflastert, sondern es entstanden wahre Kunstwerke mit vielen Symbolen und Ornamenten aus den verschiedensten Kunstrichtungen und aus dem alltäglichen Leben. Dabei wird Know-how und handwerkliches Geschick verlangt, das heute in einer 18-monatigen Ausbildung gelehrt wird. Früher wurde dieses Handwerk von einer Generation an die nächste durch mündliche Überlieferung weitergegeben. Das Material stammt aus Steinbrüchen im Zentrum von Portugal und ist sehr widerstandsfähig und billiger. Heute schmücken die Calçada Portuguesa Straßen und Plätze nicht nur in Portugal, auf den portugiesischen Inseln und den Kolonien, sie sind auch auf der ganzen Welt zu finden.
Ein wenig planlos irren wir in den Straßen herum, kommen dabei auch zum Praça da Figùeira, der von der bronzenen Reiterstatue João I. dominiert wird und umgeben ist von mächtigen, mehrgeschoßigen Gebäuden. Vor dem Erdbeben befand sich anstelle des Platzes das Königliche Krankenhaus, das aber nach der Zerstörung nicht mehr errichtet wurde.
Zurück am Praça do Rossio und vorbei am Teatro Nacional D. Maria II, das sich am oberen Ende des Platzes befindet, biegen wir in die Rua 1º de Dezembro ein und von dort zweigen wir in die Rua do Jardim do Regedor. An der Nummer 2735 befindet sich schließlich unsere Unterkunft, das Hotel Gat Rossio. Wir werden sehr herzlich begrüßt und nach dem Einchecken schmeißen wir nur schnell unseren Koffer auf´s Zimmer. Weil uns der Hunger plagt, stapfen wir auch gleich wieder los. Wir kommen nicht weit, denn das Hotel liegt mitten im Stadtzentrum und rund um uns reiht sich ein Lokal ans andere. Wir entscheiden uns für einheimische Kost und lassen uns im Restaurante Tradicional Cozinha Portuguesa in der Rua De Dona Estefânia 129 nieder. Unsere Wahl aus der Speisekarte fällt auf Tapas, Fisch, Pulpo, Paella und portugiesischen Wein.
Der Anfang ist schon mal ganz gut, denn gestärkt und zufrieden spazieren wir nach dem Essen weiter durch die Gassen. Wir möchten Gerti und Michael die Stadt ein wenig zeigen und als erstes genießen wir das wunderschöne Ambiente des Rossio Platzes. Die beiden Brunnen und die Säule des Pedro´s sind toll beleuchtet und auch die Laternen verstrahlen ihr Licht und zaubern eine warme Stimmung. Am Ende des Platzes biegen wir in die Rua Augusta ein, das ist die Flaniermeile Lissabons, die alles bietet, was eine Stadt so benötigt. Natürlich ist auch diese Prachtstraße mit tollen Calçadas verziert, ist autofrei und führt nach etwa einem halben Kilometer auf den Praça do Comércio. Die Rua Augusta ist für Shopping-Fans ein wahres Paradies mit vielen kleinen Läden, die alle Wünsche erfüllen. Hier kann man sich treiben lassen und mal links, mal rechts in so manchem Shop fündig werden. Restaurants und Cafés laden zum Verweilen ein und auch wir legen einen kurzen Stop im Eissalon Amorino Lisboa Augusta ein.
Hier gibt es das beste Eis von Lissabon und das Besondere daran ist, dass man bei Bestellung einer Tüte die verschiedenen Eissorten hübsch arrangiert als Blume erhält. Wir haben bei unserem ersten Lissabon – Besuch uns davon schon verführen lassen und auch diesmal sind wir hin und weg von dem leckeren Eis. Gemütlich schlendern wir weiter durch die geschäftige Straße, bestaunen die Prachtbauten und auch die Straßenkünstler und Musikanten, die ihr Können zur Schau stellen. Besonders gut gefällt uns der Mann, der mit seiner singenden Säge Ed Sheeran´s „Perfect“ zum Besten gibt – und wir sind begeistert davon! Was leider heutzutage in jede Stadt gehört, sind die vielen Obdachlosen, denen wir auch überall begegnen.
Am Ende der Fußgängerzone kommen wir zum Arco da Rua Augusta mit den prächtigen Figuren. Unter anderen grüßen von oben der Seefahrer Vasco da Gama und der Marquês de Pombal, der für den Wiederaufbau Lissabon´s nach dem Erdbeben maßgeblich verantwortlich war. Wir durchqueren den Triumphbogen, der 1875 fertig gestellt wurde und kommen zum weitläufigen Praça do Comércio. Der Platz des Handels wird an drei Seiten von gelb getünchten Arkaden-Gebäuden eingerahmt, die Verwaltungsbüros der Regierung und einige noble Restaurants beherbergen. In der Mitte des Platzes befindet sich das bronzene Reiterstandbild vom König José I. Wir spazieren noch bis ans Ende des Platzes und kommen ans Ufer des Tejos, hier befand sich einst der Hauptzugang in die Stadt. Wunderschön ist die Brücke über den Fluss, die Ponte 25 de Abril in Licht getaucht und im Hintergrund ist noch die Statue Cristo Rei zu sehen, die auch schön beleuchtet ist.
Schon etwas gezeichnet schlendern wir über den Praça Rossio zurück, der jetzt im Dunkeln sehr mystisch ausschaut. Die Lichter der Brunnen spiegeln das Wasser blau gen Himmel. Am schwarzen Horizont liegt der Sichelmond auf der Schnauze, komisch, denn bei uns zuhause ist er rechterhand zu sehen.
Wir sind müde geworden und schlendern ins Hotel zurück, wo wir es uns noch kurz gemütlich machen und dann die Lichter abdrehen.