Heute zeigt sich das Wetter wieder von der schönsten Seite und obwohl uns der Gewaltmarsch von gestern noch ein wenig in den Gliedern sitzt, marschieren wir voller Tatendrang wieder los. Für unser erstes Ziel brauchen wir nicht weit zu laufen, denn der Bahnhof Estaçao do Rossio befindet sich fast um die Ecke.

Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1890 und wurde im Neo – Manuelinischen Stil errichtet. Markant sind die beiden hufeisenartigen Eingangstüren und die wunderschöne Turmuhr. Zu den Gleisen fahren wir mit der Rolltreppe ein Stockwerk höher und hier öffnet sich die 130 Meter lange Bahnhofshalle. Bedeckt ist sie mit einer Eisenkonstruktion und einem Glasdach in 21 Metern Höhe. Schöne Fliesenbilder mit Motiven von Orten und Kulinarik zieren die Wände. Dieser Bahnhof dient nur noch als Endhaltestelle von hier nach Sintra und das ist auch unser Ziel für heute. Mit der Lisboa – Card fahren wir kostenlos und um Punkt 09:11 Uhr rollt der Zug auch schon los.

Gegen 10:00 Uhr erreichen wir den Bahnhof in Sintra und kaum haben wir das Gebäude verlassen, werden die Fahrgäste regelrecht überfallen von Marktschreiern wie vom Hamburger Fischmarkt. Alle möchten sie Guided Tours oder Fahrten in die Altstadt und die Burgen und Paläste anbieten. Unserer ist so penetrant lästig, dass wir ihn fast nicht loswerden. Da wir gestern vom Uber – Taxi so begeistert waren, buchen wir auch jetzt wieder eines. Und was soll man sagen, kaum eine Wartezeit und ein freundlicher Fahrer. Er fährt uns enge, kurvige Straßen bergauf, bergab und wir sind froh, dass wir das nicht selber fahren oder gar gehen müssen.

An der Rua Barbosa du Bocage lässt er uns aussteigen und wir können einen ersten Blick auf die Quinta da Regaleira werfen. Wir stapfen das letzte steile Stück hinauf bis zum Eingang der Anlage und landen wie gewohnt in einer Warteschlange. Es geht aber sehr schnell und wir halten die Tickets in Händen, aber leider keinen Übersichtsplan. Obwohl wir uns einen mittels QR – Code runterladen, irren wir doch anfangs ein wenig unbeholfen herum. Auf jeden Fall landen wir schon nach wenigen Schritten mitten im Dickicht eines endlosen Parks. Es riecht wunderbar nach Garten und Bäumen und das Gute ist, dass sie tollen Schatten spenden. Callas, Immergrün und Farne bedecken den Waldboden und dazwischen zeigen Magnolien und Rhododendren ihre ersten Blüten. Auf dem vier Hektar großen Anwesen gibt es inmitten des weitläufigen Parks einen Palast, daneben eine Kapelle, kleine Seen, Brücken, Brunnen und ein unterirdisches Tunnelsystem. Da gibt es einiges zu entdecken und darauf freuen wir uns schon sehr.

Wir kommen zum Torre da Regaleira und Turm klingt so mächtig, dabei handelt es sich eher um ein Türmchen, aber er ist wirklich pittoresk. Wie alle anderen Besucher erklimmen auch wir die engen Stufen auf den Turm. Von der winzigen Terrasse haben wir einen weiten Blick über den Park, hoch auf den Hügeln bis zum bunten Palast in Pena und die Ruinen des maurischen Castelo dos Mouros.

Wir schlendern weiter auf den Wegen und Treppen durch das Gartenlabyrinth kreuz und quer, hinauf und hinunter und entdecken dabei so manch lauschiges Platzerl mit Steinbänken, Türmchen, Grotten und Brückerl. Wir werden zu Kindern, als wir eine Nische finden, die am Felsen angebaut wurde und einen Steinbalkon à la Romeo & Julia hat. Nicht weit davon entfernt rasten wir dann kurz auf einer Liebesbank, wo so mancher seine Spuren an der steinernen Wand hinterlassen hat mit Herzen, Namen und Jahreszahlen. Je höher wir kommen umso rauher und natürlicher wird die Vegetation, Farne und Immergrün bedecken den Boden, Moose und Flechten überwuchern die Steine und Efeu windet sich um die Baumstämme. Wir fühlen uns wie in einem Märchenwald und nutzen die Schnaufpausen, um alles genauer zu betrachten.

Ein Highlight im Park ist der Poço Iniciático Brunnen, den man durch einen Eingang in eine Höhle erreicht. 27 Meter steigen wir spiralförmig mit den vielen anderen Besuchern im Gänsemarsch immer tiefer in den Brunnen hinab. Mit jedem Schritt wird es dunkler und kühler, aber mystisch und spannend. An der Wand sind Nischen eingelassen und uns würde interessieren, für was die genutzt wurden. Am Boden ist ein Tempelkreuz eingearbeitet, was auf religiöse Hintergründe deutet, schließlich wird er ja auch Poço Iniciático mit Brunnen der Einweihung übersetzt. Unterirdische, teils düstere Gänge führen uns weiter und auf einem Weg landen wir direkt unter einem Wasserfall. Wir gehen die sogenannte Gruta do Oriente weiter, die an einer Seite beleuchtet ist und zum Ausgang führt. Wir klettern noch über Stufen und Wege, um auf die Brücke zu gelangen, die über einem kleinen See liegt und wir so den Wasserfall sehen können. Das grüne Wasser im See wirkt sehr geheimnisvoll und wird von den Sonnenstrahlen angeleuchtet, die mystisch durch das Buschwerk dringen.

Vogelgezwitscher begleitet unseren Spaziergang weiter durch die Parkanlage und wir nähern uns dem nächsten Highlight nach dem lauten und hektischen Getümmel zu urteilen. Am Portal dos Guardiães schenken wir uns das Besteigen des Bauwerkes, wir klettern auf einen der gegenüberliegenden Türme und haben so das Portal der Wächter in seiner vollen Schönheit direkt vor uns. Ein hübscher Turm mit rundem Balkon in der Mitte wird eingerahmt auf beiden Seiten mit weiteren Türmen. Das Bauwerk weist eine leichte Rundung auf, sodass man das Gefühl hat, wie in einem Theater zu sitzen. Unter dem zentralen Turm befindet sich ein Brunnen mit Cerberus, der die seitlichen Eingänge bewacht. Einer der Eingänge soll zum Brunnen Poço Iniciático führen, das wollen wir aber heute nicht mehr herausfinden.

Wir sind müde vom Herumlaufen und der warmen Luft, daher lassen wir uns kurz auf einer Sitzbank nieder und betrachten die hübsche Umgebung mit den zwei Türmen vor uns. Wenn man den schwedischen Möbelhersteller kennt, dann denkt man, dass sich der Designer hier die Vorlage für die Klettertürme der Kinder geholt haben könnte.

Da unser Programm für heute wieder sehr getaktet ist, müssen wir aufbrechen, außerdem macht sich Hungergefühl in uns breit. Wir spazieren weiter, legen dazwischen eine kurze Pipi-Pause ein und dann geht´s direkt zum Café. Obwohl viel los ist, bekommen wir einen Tisch zugewiesen und ruckzuck folgt auch schon die Speisekarte. Zu frisch gepresstem Orangensaft bestellen wir Salate und Wraps und wir sind begeistert vom frischen, gesunden Essen. Das Personal ist auch ausgesprochen flink und überaus freundlich und wir fühlen uns sehr wohl im Halbschatten. Während wir die Rast und das Essen genießen, bekommen wir mit, dass am Nebentisch eine junge Dame sitzt, die ihre Geldbörse verloren hat und jetzt ihre Rechnung nicht bezahlen kann. Das Café akzeptiert keine PayPal – Bezahlung und die Verzweiflung treibt ihr schon Tränen in die Augen. Da haben wir Mitleid mit ihr und Michael bezahlt die 7 Euro und sie tauschen ihre Daten aus. Jetzt wissen wir, dass sie Titziana heißt und sie bedankt sich überschwänglich für die Hilfe. Mal schaun, ob sie wirklich arm gewesen ist und der Betrag von ihr auf Michael´s Konto auch ankommt.

Gestärkt nähern wir uns langsam dem Ausgang, aber nicht bevor wir noch einen kurzen Blick in die Kapelle Santíssima Trindade, der Heiligen Dreifaltigkeit geworfen haben. Sie steht nur wenige Schritte vom Café entfernt und wurde im gotischen Stil errichtet. Das Bauwerk ist außen schon verspielt mit vielen Details und Figuren verziert, aber der Innenraum ist einfach schnuckelig. Üppiger Stuck von oben bis unten und dazu noch schöne Fresken, die unter anderen den Heiligen Antonius zeigen und über dem Altar Maria, die Jesus krönt. Durch die Buntglasfenster strahlt die Sonne herein und verleiht dem Innenraum eine warme, gemütliche Stimmung. Ein großes Kreuz des Christusordens wurde im Boden eingelegt und seitlich davon stehen dunkle Holzstühle. Auch hier gibt es eine Wendeltreppe hinunter, von der man an einem See ankommt, der außerhalb des Parks liegt.

Die Quinta da Regaleira haben wir schon von der Terrasse des Cafés gesehen, leider fehlt uns die Zeit für eine Innenbesichtigung. Der Palast, umgeben von diesem üppigen Park und als Hintergrund der blaue Himmel, ein kitschigeres Bild gibt es nicht mehr. Das kleine Manko ist, dass die Fassade im Lauf der Zeit von einer schwarzen Patina überzogen wurde. Der Palast ist geschmückt mit dreidimensionalen Steinkunstwerken, Wasserspeiern, Zinnen und unzähligen Türmchen, wobei der größte achteckig ist. Das fünfstöckige Gebäude weist neben der Neogotik, Renaissance auch manuelinische Elemente und esoterische Symbole auf. Von Fotos wissen wir, dass auch die Innenräume sehr imposant sind, aber die Besichtigung müssen wir uns für einen nächsten Portugal – Besuch aufheben.

Der Palast wurde 1904 errichtet nach den Entwürfen des damaligen Besitzers, dem brasilianischen Geschäftsmannes António Augusto Carvalho Monteiro und zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Heute ist das Haus im Besitz von Sintra und seit 1998 für Besucher aus aller Welt geöffnet.

Nach einigen abschließenden Fotos verlassen wir das Gelände und wir sind tief beeindruckt trotz der wenigen Zeit, die wir hier verbracht haben. Der verwunschene Park ist die Hauptattraktion und ein großer Spielplatz mit den mystischen Brunnen, Treppen und Brücken, Wasserfällen und Seen und natürlich den geheimnisvollen, unterirdischen Gängen.

Vom Lago da Quinta do Relógio, dem kleinen Platz vor dem Anwesen sieht man nichts mehr, weil hier und entlang der Straße Bus, Taxis, Autos und Tuk-Tuks bis zum letzten Meter verparkt haben. Als mittlerweile Uber – Fahrer rufen wir wieder eines und 6 Minuten später wechselt der sympathische Fahrer aus Brasilien seine Fahrgäste und fährt mit uns wieder den Hügel hinunter. Auf der anderen Seite geht´s wieder einen Hügel hinauf und da tuckert ein Tuk – Tuk vor uns. Geduldig kriecht die Autoschlange hinter ihm nach, ohne die Hupe zu betätigen.

Als wir uns dem Eingang zum Palácio Nacional da Pena nähern, lässt uns der Fahrer schon ein Stück vorher aussteigen, da auch hier die Straße und Parkplätze maßlos verstopft sind. Menschenmassen stehen wie im Flughafen auch bis zur Kasse an, aber aufgrund der vorreservierten Karte sind wir da schnell durch. Wir können uns kaum vorstellen, welches Chaos in der Hauptsaison hier sein muss, wenn zur Vorsaison schon so viel los ist. Anstellen müssen wir Frauen uns auch vor der Toilette, aber der Gang muss sein. Dann stapfen wir gemeinsam den kopfsteingepflasterten Weg aufwärts. Nur gut, dass sich das Gelände des Palastes in der Sierra Sintra, einer Kulturlandschaft befindet, sodass wir schon nach dem Eingang unter dem gewaltigen Buschwerk Schutz vor der sengenden Sonne haben. Die UNESCO erklärte 1995 dieses Gebiet zum Weltkulturerbe. Auf einem Gebiet von 200 Hektar wurde hier ein Landschaftsgarten angelegt mit vielen Wegen, Teichen und exotischen Bäumen und Pflanzen aus aller Welt. Inmitten dieses riesigen Parks thront auf einer Anhöhe der Palast von Pena. Zutritt gibt es nur mit zeitgebundenen Eintrittskarten, die wir gestern schon gekauft haben. Und da wir noch bis 14:30 Uhr Zeit haben, schlendern wir ein wenig durch das grüne Dickicht. Mammutbäume, Sicheltannen, Ginkgos, Kamelien, Azaleen, Farne und viele andere weitgereiste Hölzer und Pflanzen fühlen sich neben einheimischen Kiefern und Ginster sichtlich wohl. Kaum vorstellbar, dass sich hier einst ein kahler Gebirgszug befand, bevor der Garten angelegt wurde. Felsmassive unterbrechen den üppigen Wald oder dienen als Aussichtspunkte. Schon nach kurzer Zeit haben wir uns verirrt und die Orientierung verloren, daher laufen wir bergauf und bergab, bis wir wieder auf dem Weg zum Palast sind.

Beim Anblick des Bauwerks haben wir das Gefühl uns mitten im Disneyland zu befinden, denn grellgelbe und rostrote Mauern und Türme prägen den Palast. Dazu kommen die Zinnen, Türmchen, Bögen und die verspielten und verzierten Fenster. Ein Märchenschloss aus einer fernen Zeit und als wäre es aus Lego gebaut. Markant ist auch der Uhrturm, der erst im Jahr 1843 fertiggestellt wurde. Die Farbgebung ist auch der Grund, warum der Palácio so berühmt ist und zu den größten Touristenattraktionen Portugals gehört. 1996 wurde er restauriert und die im Laufe der Jahrhunderte verblassten Farben originalgetreu wiederhergestellt.

Mittlerweile sind wir am Eingang der Warteschlange für den Einlass um 14:30 Uhr angekommen, wo die Tickets kontrolliert werden. Jetzt sind wir gefangen und müssen vorweggenommen noch für eine halbe Stunde in der Sonne braten, bis sich die Menschenmasse in Kurven Schritt für Schritt nach vorwärtsbewegt. Dabei haben wir Zeit, den Palast Stück für Stück genauer zu betrachten und Wolfgang informiert uns mit Hilfe von Dr. Google über den Palácio. Es war einmal im 12. Jhdt., da befand sich hier am Gipfel des Sintra-Hügels die Kapelle Nossa Senhora da Pena. Anfang des 16. Jhdts. wurde sie zu einem Kloster im manuelinischen Stil erweitert. Ein Blitzschlag vernichtete alle hölzernen Teile und das große Erdbeben von 1755 zerstörte schließlich das Kloster, einzig die Kapelle blieb erhalten. König Ferdinand II. kaufte sie 1838 mitsamt der umliegenden Gegend und ließ aus seinem persönlichen Vermögen rund um den alten Teil den Palácio da Pena errichten. Ferdinand und seine Frau Maria II. nahmen großen Anteil an der Gestaltung des Palastes, der in verschiedenen Baustilen mit maurischen und manuelinischen Einflüssen und Farben nach und nach entstand. Dabei sind die Kapelle, der Kreuzgang und der Speisesaal des ursprünglichen Klosters erhalten geblieben. 1854 war das Schloss fertiggestellt und erinnert heute an Tausend und eine Nacht.  Ein Jahr davor starb Königin Maria II. und König Ferdinand II. heiratete die Gräfin von Edla. Diese verkaufte nach dem Tod von Ferdinand II. das Schloss an König Luis. 1889 hat der Staat den Palast erworben und 1910 ein Museum daraus gestaltet. Der Palácio Nacional da Pena wurde 1995 in die UNESCO – Liste als Weltkulturerbe aufgenommen und 1996 aufwendig restauriert.

Wir sind am Eingang angelangt und passieren dabei einige imposante Tore, die übersät sind mit prächtigen Steinmetzarbeiten bis wir schließlich auf der Terrasse vor dem Palast stehen. Hier stand zu Königszeiten eine Kanone, die jeden Tag zur Mittagszeit abgefeuert wurde. Türme, Torbögen und Terrassen werden von den Besuchern bevölkert und jeder versucht sich gemeinsam mit dem Palácio in Szene zu setzen. Wir sind überwältigt von der Farbenpracht und dem Durcheinander der Elemente und Baustilen. Sei es Romantik, Renaissance oder Gotik, alle Zeitepochen haben ihre Spuren hinterlassen. Auch maurische Verzierungen und die traditionelle, portugiesische Architektur komplettieren das Ensemble, wie wir es heute hier vorfinden. Der Fotoapparat klickt ohne Unterbrechung in allen Richtungen, denn da wir nicht wirklich viel Zeit haben, möchten wir so viel als möglich bildlich festhalten. Was sich von den farbigen Gebäuden abhebt, ist die Hauptfassade, die von oben bis unten mit Azulejos in geometrischen Mustern beklebt ist. Der Blick wandert von oben bis unten über die Fassade und die schönen verschnörkelten Fenstereinfassungen. Beobachtet wird man dabei von einem Triton, der über einem mächtigen Torbogen hängt. Halb Fisch, halb Mensch und mit einem unheimlichen Gesichtsausdruck sitzt er in einer Muschel und hält die Wurzeln eines Baumes, dessen Blätterwerk sich um die Fenster des halbrunden Erkers wickelt. Wow, so detailreich ist dieses Schmuckelement, da könnte man ewig dastehen und betrachten. Nachdem zuvor alle in die verschiedensten Richtungen gestürmt sind, sammeln wir uns jetzt und stehen wieder mal an und zwar am Eingang für die Besichtigung der Innenräume.

Drinnen ist es angenehm kühl und dicht gedrängt werden wir als erstes rund um den Kreuzgang des ehemaligen Klosters geschoben. Die Wände, Arkaden und der Boden sind komplett gefliest und weisen viele Verzierungen auf. Figuren an Säulen und Wänden, hübsche Türmchen, die hoch hinausragen und ein Brunnen in Form einer großen Muschel. Wir kommen in den Speisesaal, der auch schon im ursprünglichen Kloster hier gewesen ist. Ein Kreuzrippengewölbe an der Decke und geflieste Wände veränderten den Raum im 19. Jhdt. Ein mächtiger ovaler Tisch nimmt fast den gesamten Raum ein, auf dem schönes Porzellangeschirr und Gläser gedeckt sind. Keramik, die König Ferdinand II. gesammelt hat, ist auch ausgestellt in Schränken an den Wänden und Ecken. Wir folgen den anderen Besucher von einem Herrschaftszimmer ins nächste und haben leider nicht sehr viel Zeit zum genaueren Betrachten der Details. Was aber alle gemeinsam haben, sind die dunklen, geschnitzten Möbel, die auf tollen Steinfußböden stehen. Im Sala de Visitas sind die Sitzmöbel mit blauem Stoff überzogen und passen gut zu den bemalten Wänden, die aussehen, als wären sie dreidimensional. Vom Schlafzimmer, geht es über das Ankleidezimmer in das Teezimmer, wo Polstermöbel im Rosendesign und edles Porzellan Gemütlichkeit verbreiten. Eine tolle Chaiselongue und Rüschenvorhänge verzaubern das Raucherzimmer. Jeder Raum ist entweder mit handbemalten Tapeten, Fliesen, Leder- oder geschnitzten Holzverkleidungen an Wänden und Decken ausgestattet. Wertvolle bemalte Vasen, Porzellan, Figuren, Bilder, Uhren und vieles mehr zeugen vom Reichtum der Königsfamilie. Die Räume sind allesamt sehr klein und dunkel mit Ausnahme des großen Saales. Der Raum diente Ferdinand II. als Billardzimmer und er dürfte sich in dem ein oder anderen gemütlichen Sessel dazwischen ausgeruht haben. Es war auch das hellste Zimmer und wenn durch die hübschen, bemalten Fensterscheiben die Sonne durchgeschienen hat, dann muss das den Innenraum wahrlich verzaubert haben. Der tolle Holzfußboden knarrt bei jedem Schritt unter unseren Füssen und von der reich verzierten Decke hängen schöne Luster. Etwas Besonderes ist auch das runde Hirschzimmer mit dem runden Tisch, der sich um eine Säule wickelt und für Bankette genutzt wurde. Namensgebend hängen an der Wand Hirschtrophäen. Wir sind wirklich fasziniert von der Innenausstattung des 19. Jhdts., ein Gemisch aus den verschiedensten Stilen vom Barock, über Rokoko, typisch portugiesisch die Manuelinik bis in die arabische Kultur. Als letzten Raum kommen wir noch in die geräumige Küche, wo wir große Töpfe, Pfannen und riesige Flaschen bewundern können. Alle Gerätschaften aus Kupfer tragen das Zeichen „PP“ von Palacio da Pena, das sollte Diebe davon abhalten, das ein oder andere Stück mitzunehmen.

Wir verlassen die Küche und wie treffend kann man an der nächsten Tür ins Restaurant gehen. Wir gönnen uns in der Cafeteria Kaffee und Kuchen. Zu unserer Freude finden wir auf der Terrasse im Schatten einen freien Tisch mit Blick auf die knallgelben Mauern. Da der Palast auf einer Anhöhe thront, hat man von hier einen großartigen Blick auf die Umgebung und auf die Burg der Mauren. Auf der Spitze eines Felsens erblicken wir auch noch die Steinfigur eines Kriegers aus 1848 mit einem eisernen Schwert in der Hand. Die Statue ist 2,75 Meter hoch und war zu Zeiten, als die Bäume noch nicht so hochgewachsen waren schon von Weitem sichtbar.

Gestärkt schlendern wir Richtung Ausgang, machen aber davor noch einen Abstecher zur Kapelle. Unter dem hübschen schwarz-weißen Türmchen befindet sich der Eingang und wir haben Glück, das nicht viele Besucher hier sind. So können wir den kleinen Innenraum genüsslich betrachten. Faszinierend ist der detailreiche Alabaster – Altar, der verschiedene Szenen mit fein geschnitzten Figuren zeigt. Auf der gegenüberliegenden Seite strahlt die Sonne durch das Buntglasfenster herein und bemalt den Steinboden mit den bunten Farben. Malereien im Trompe-l’œil– Stil zieren die Wände und natürlich auch alter Fliesenschmuck.

Tief beeindruckt schlendern wir wieder durch den Park Richtung Ausgang. Ein abschließender Besuch in den Toiletten und dann stürzen wir uns ins Gewühl. Es herrscht immer noch ein Durcheinander an Menschen, Bussen und Autos. Wir überlegen kurz, ob wir uns wieder ein Uber bestellen, aber bis der raufkommt dauert es ewig, denn schließlich wird auch der dann im Chaos steckenbleiben. Wie passend, dass uns da ein Tuk-Tuk-Fahrer anspricht. Schnell entschlossen, gönnen wir uns spaßeshalber die Fahrt mit so einem Gefährt. Da nur zwei Personen Platz haben, fahren wir in zwei Vehikel hintereinander den Berg hinunter. Fahren ist gut gesagt, denn wir rumpeln über holpriges Pflaster und unebenen Asphalt und es scheppert an allen Ecken und Enden. Sehr vertrauenswürdig wirkt dieser fahrende Untersatz eh nicht, denn es besteht fast nur noch aus Schweißnähten und überall löst sich das Plastik auf. Damit wir nicht direkt auf dem Blech sitzen, liegt unter unseren Hintern eine dicke, gefaltete Decke. Wenn man den Innenraum genauer betrachtet, dann müssen wir eh froh sein, wenn wir überhaupt und heil runterkommen. Trotzdem haben wir riesigen Spaß und noch amüsanter ist, dass unsere Sportuhr glaubt, dass wir aufgrund der Körperbewegungen uns sportlich betätigen.

Über alle Schleichwege, die es gibt, erreichen wir dann doch wohlbehalten den Bahnhof, wo wir wieder ausgeladen werden. Wir haben Glück, denn der Zug zurück nach Lissabon steht schon auf den Gleisen und nach wenigen Minuten verlässt er dann um 16:40 Uhr Sintra. Die Anzeige im Zug zeigt, dass es draußen 28 Grad hat, ja, wieder liegt ein traumhafter Tag hinter uns. Die Fahrt verläuft ohne Zwischenfälle und wir landen wieder im Zentrum von Lissabon. Jetzt haben wir aber einen Zwischenfall, denn mittlerweile ist unsere Lissabon-Card um eine Viertelstunde abgelaufen und daher öffnet sich der Schranken in die Freiheit nicht mehr. Gut, dass wir einen Security – Mitarbeiter finden, nicht gut ist, dass er kein Englisch und wir kein Portugiesisch sprechen. Obwohl wir mittels Translator versuchen, ihm zu erklären, dass wir nur raus aus dem Bahnhof möchten, dauert es eine gefühlte Ewigkeit, bis es ihm zu blöd wird und er manuell den Ausgang öffnet. Obrigado!

Wir stapfen ins Hotel und entledigen uns der verschwitzten, staubigen Kleidung. Wolfgang bleibt im Zimmer und ich geh mit Gerti und Michael in die City shoppen, denn sie möchten für die Mädls noch eine Erinnerung mitnehmen. Die Idee ist schnell gefunden, nämlich ein T-Shirt, doch die Umsetzung wird zu einem endlos scheinenden Projekt. Gerti fotografiert einige Muster und schickt sie den Mädels und die sind sich sehr einig und wählen dasselbe Shirt. Kling einfach, nur der Haken ist, dass es im Geschäft nur ein einziges Exemplar davon gibt. So hetzten wir von einem Geschäft ins nächste auf der Suche nach genau diesem Shirt. Aufgrund der fehlenden Zeit werden dann doch verschiedene Muster gekauft und dann geht es im Laufschritt durch die Straßen den Hügel hoch in die Rua Horta Seca, wo sich in der Nummer 5 das Restaurant Ao 26 Vegan Food Project befindet. Wir haben uns wieder für ein veganes Restaurant entschieden, weil da für jeden Geschmack was dabei ist. Einen Tisch haben wie gewohnt online reserviert und wenn uns das Navi nicht hingeführt hätte, wir wären mit Sicherheit daran vorbeigelaufen. Man steigt Stiegen hinunter und glaubt in einem Keller zu landen. Das Restaurant ist zwar klein, aber das Ambiente sehr heimelig, liebevoll und dekorativ eingerichtet. Linkerhand gibt es eine offene Küche, wo man den Köchen bei jedem Handgriff zugucken kann. Wir werden sehr herzlich begrüßt und zu unserem Tisch geführt.

Als Starter bestellen wir uns gemeinsam eine traditionelle portugiesische Vorspeisenvariation und davon sind wir schon mal sehr begeistert. Auch bei den Hauptspeisen haben wir ein Geschmackserlebnis, das den Gaumen voll erfreut. Es ist unglaublich, was kreative Köche schaffen aus Gemüse rauszuholen. Alles ist einfallsreich und frisch zubereitet, kreativ und farbenfroh angerichtet. Tolles Geschirr rundet das Ensemble ab und das Auge ist ja bekanntlich mit und wäre da beim Anblick schon satt gewesen. Als krönenden Abschluss bestellen wir noch die Empfehlung des Hauses, die Lime and Passionfruit – Tarte und dazu roten Sangria. Wir sind keine Vegetarier und schon gar keine Veganer, aber bei diesem Essen könnte man zu einem werden. Einfach genial lecker, mehr gibt es da gar nicht zu sagen! Doch, eines sei noch erwähnt, das Personal ist ausgesprochen freundlich und man merkt, dass ihnen die Arbeit Spaß macht!

Mehr als glücklich und zufrieden spazieren wir gemütlich zum Hotel zurück und fallen dann todmüde in die Betten.

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