„Beseukt doch mol de Südheid, wi freut us op Jük“. Das Wetter meint es heute wieder gut mit uns und daher ziehen wir die Wanderschuhe doch noch mal an. Diesmal geht es in die Südheide nach Müden / Örtze. Der Ort selber wirkt wie ein verschlafenes Dorf und das bestätigt die St. Laurentus Kirche, die aus einem Heimatfilm entsprungen sein könnte. Die Backsteinkirche mit ihrem freistehenden Holzglockenturm (22 m) liegt inmitten eines kleinen Parks. Von außen unscheinbar, ist der Innenraum richtig pittoresk. Wir schreiten entlang grüner Holzbänke in Richtung Altar, der mit etwas kuriosem aufwartet. Die Kanzel befindet sich seit 1908 direkt über dem Altar, weil die Kirche innen zu klein wurde. Sieht echt ungewöhnlich aus. Darüber das um 1500 geschaffene Fresko, das das Jüngste Gericht darstellt. Bemalte Wände rundherum und ein breiter Schafwollteppich vor dem Altar komplettiert das Ensemble.
Von der Kirche weg führt nun unser 6,5 km Rundwanderweg in Richtung Wietzer Berg mit seinen stolzen 102 m Höhe. Mal sehen, ob wir diese heftige Höhe überhaupt schaffen! Die ersten Kilometer spazieren wir durch Mischwald, bedeckt mit Moos und Heidelbeeren. Es ist nur das Rauschen der Bäume und das Zwitschern der Vögel zu hören. Die Sonne blinzelt zwischen den Baumstämmen durch. Dann erreichen wir den berühmten Lönsstein inmitten der hohen, fast verblühten Heide. Hermann Löns, 1866 als erstes von 14 Kindern geboren, war Heidedichter, Jäger und Natur- und Umweltschützer und ist im 1. Weltkrieg 1914 gefallen. So nun müssen wir den hohen Berg auch wieder hinunter und der führt inmitten großer Heideflächen bis nach Müden zurück.
Wir fahren aufgrund einer Empfehlung bis nach Eimke, wo sich kurz vor dem Ort die Ellerndorfer Wacholder Heide befindet. Charakteristisch ist hier der hohe Bestand an Wacholdersträuchern, von denen einige schon über 100 Jahre alt sind. Aufgrund ihrer spitzen Blätter werden die Wacholder von den Heidschnucken verschmäht. Während der spätsommerlichen Blüte garantiert die Heide auch den Imkern ihren Ertrag. Inmitten der Heidefläche sind die Bienen auch emsig dabei, den Nektar einzusammeln und in die hübschen Bienenkörbe zu bringen.
Im Zick-Zack schlendern wir auf teils schmalen Wegerl durch die Heide. Blauer Himmel, Schäfchenwolken, grüne Wacholderbüsche und Birken und der lila bedeckte Boden – das ganze ergibt ein richtig kitschiges Bild. Das i-Tüpfchen ist, dass wir dann auch noch einer Heidschnucken Herde begegnen. Während wir seinen Hirtenhund streicheln, quatschen wir eine Weile mit dem jungen Schäfer. Er treibt seine 500 Tiere in der Früh in den hinteren Teil der Heide, damit sie sich vollfressen können – was heute auch schon der Fall war. Deshalb starren sie uns auch an und geben ihre Blöck-Konzerte zum Besten. Laut Pachtvertrag muss er sie aber ab 14:00 Uhr nach vorne treiben, „damit die Rollstuhl-Touris auch was von ihnen haben“. Die Touristen glauben, dass ein Schäfer ein idyllisches Leben führt – von wegen, „gestern hat es 11 mm geregnet und da bin ich bis auf meinen Sack nass geworden“. Wir lernen auch, dass die weißen Tiere Kreuzungen zwischen Schafen und Heidschnucken sind und „ganz besondere schei… Viecher sind, weil sie sich schwer treiben lassen“. Sie werden aber gezüchtet, weil sie mehr und besseres Fleisch haben. Im Winter werden alle trächtigen Tiere von den anderen abgesondert und beobachtet, damit kein Neugeborenes am Boden anfriert. Nach diesem interessanten Plauscherl verabschieden wir uns und marschieren wieder Richtung Parkplatz!
Auf der Rückfahrt machen wir in Bispingen noch einen Abstecher zum „verrückten Haus“. Im auf den Kopf stehenden Haus hängen Möbel und Sanitäreinrichtungen von der Decke. Zudem ist das Haus noch um 5° schräg geneigt. Man hat beim Durchschreiten des Hauses das Gefühl, einige Schnapserl intus zu haben. Leider haben wir keinen mitgebracht.