Um 04:00 Uhr früh heißt es raus aus den Federn und wie ferngesteuert verrichten wir die morgendliche Wäsche.
Bevor wir aber kurz vor 06:00 Uhr mit dem Flieger von Linz abheben, müssen wir noch die Hürde des Eincheckens meistern. Der Dame vom Schalter ist auch anzumerken, dass aufstehen bzw. arbeiten so früh am Morgen kein Spaß ist, denn ihren „Grant“ bekommen wir zu spüren. Das halbe „Zimmer- und Küchenkabinett“, das wir eingepackt haben, überschreitet bei weitem das vorgeschriebene Gewichtslimit. Aber was hilft´s, es muss alles mit!
Die vierzig Minuten nach Wien und der anschließende Flug bis Stockholm vergehen sehr rasch und kurz nach 09:30 Uhr heißt es „välkommen till Stockholm“.
Die Stadt begrüßt uns mit angenehmen 20° und leichter Bewölkung. Wenn Englein reisen, wird sich der Himmel weisen…
Die knapp 40 km vom Flughafen bis ins Zentrum und zu unserem Hotel legen wir mit dem Taxi zurück – die ersten 400 Kronen (ca. EUR 40,-) sind wir damit schon los!
Da unser Hotelzimmer noch nicht bereit steht, besorgen wir uns noch im Hotel die „Stockholmkarte“. Mit dieser Karte können wir dann kostenlos fast alle öffentlichen Verkehrsmittel benützen und viele Sehenswürdigkeiten und Museen gratis oder zu reduzierten Eintrittspreisen besichtigen. Also los geht´s!
Das erste, was wir bestaunen können, ist gleich die U-Bahnstation neben unserem Hotel. Sie ist komplett mit schönen weiß-blauen Malereien versehen.
Wir beginnen unsere Besichtigungstour mit dem Postmuseum, das seit 1720 im Besitz der Königlichen Post ist. Auf mehreren Stockwerken schlendern wir von Raum zu Raum, in denen alte Postkutschen, -autos und –waggons stehen, Postkästen und allerlei Krims Krams rund um die Post zu finden sind. Die vielen Ausstellungsstücke zeigen, wie sich diese Dinge im Laufe der Zeit verändert und modernisiert haben. Auch die erste Briefmarke der Welt – die One Penny Marke von Mauritius vom 6. Mai 1840 – ist hier hinter dickem Panzerglas zu bewundern. Entzückend ist das Kinderpostamt im Kellergeschoss, in dem sich die Kleinen als Postbeamte oder Briefträger beweisen können.
Beeindruckt verlassen wir nach fast zwei Stunden das Gebäude und spazieren zur Riddarholmskyrkan. Die gotische Klosterkirche der Franziskaner wurde erstmals 1290 erwähnt und ist seit Schwedens Großmachtzeiten die Grabstätte von insgesamt17 schwedischen Königen. Heute ist sie nur noch Museum; es finden keine Gottesdienste mehr statt. Ein wenig unbehaglich ist mir schon dabei, an Grabstätten vorbei und sogar auf Gruftdeckeln zu gehen, begleitet vom leicht modrigen Geruch in der Kirche. Im Altarraum stehen die Sarkophage von mittelalterlichen Königen und seitlich des Altars gibt es noch barocke Grabkapellen. Adelswappen zieren die Wände im Inneren der gesamten Kirche. Unverwechselbar ist das Äußere der Kirche, ein mattroter Ziegelbau mit einem gusseisernen, durchbrochenen Turmhelm aus dem Jahr 1841.
Foto entnommen von Homepage „Riddarhuset„
Das Riddarhuset, das sich gleich über der Straße befindet, können wir leider nur von außen bestaunen, da Freitagnachmittag kein Zugang für Touristen ist. Das prachtvolle Versammlungshaus des Adels wurde 1641 – 74 im holländischen Barockstil erbaut und gilt als eines der schönsten Bauwerke Schwedens. Soviel wir von außen sehen, können wir dem nur zustimmen. Den Rittersaal im 1. Stock schmücken Wappenschilder von insgesamt 2.325 Adelsgeschlechter, von denen etwa 600 noch leben. Der Forschungsreisende Sven Hedin war 1902 der letzte, der geadelt wurde. Die Königliche Schwedische Akademie hält im Rittersaal jährliche Feierlichkeiten ab.
Von dort schlendern wir durch die schmalen Straßen in Richtung Altstadt, wo reges Treiben herrscht. In den verschlungenen Gassen drängen sich Menschenmassen; hören musizierenden Jugendlichen zu oder stehen Schlange an den Eisdielen, um etwas Leckeres zu bekommen. Auch wir gönnen uns den Luxus einer handgemachten belgischen Waffeltüte mit drei leckeren Eiskugeln (ca. EUR 4,- pro Tüte). Ein Souvenirladen reiht sich an den anderen in den kleinen, alten Häusern. Pippi Langstrumpf Puppen und Wikinger grinsen uns aus den Schaufenstern an, aber bei den Preisen können sie uns nicht bezirzen, sie mitzunehmen!
Zum Betrachten bekommen wir dann beim Kungliga Slottet – dem Schloss – auch einiges. Im Schlosshof dreht gerade das Fernsehen einen Bericht über die Wache und da werden uns einige Paraden geboten. Uniformierte schreiten elegant nach einem bestimmten Ritual quer durch den Hof, andere strampeln lauten Schrittes zu den anderen. Laute Befehle hallen durch den Hof, es wird salutiert und die Waffen auf die Schulter gelegt und so weiter…
Foto entnommen von Homepage „Stockholm hotels“
Nach einiger Zeit beschließen wir, uns einen Teil der 608 Räume anzusehen. Das älteste Mobiliar – aus der Mitte des 17. Jhdts. – befindet sich im Nordflügel. Berühmt sind auch die Gobelins und schwedischen Wandteppiche. Recht nostalgisch wirkt das Arbeitszimmer König Oskars II., denn es ist exakt so erhalten, wie es der König vor seinem Tod 1907 zum letzten Mal betreten hat.
In den unterirdischen Gewölben der Skattkammaren (Schatzkammer) werden die Kronjuwelen, sowie 12 Kronen, Reichsapfel und Zepter aufbewahrt.
Das Schloss selbst ersetzt in seiner heutigen Form die Festung Tre Kronor aus dem13. Jhdt., die 1697 ein Raub der Flammen wurde. Bis 1754 entstand das jetzige imposante Schloss. Alle vier Fassaden sind unterschiedlich. Vor der „Königinnenseite“ (Osten) liegt ein kleiner Garten. Die Westfassade als „Königseite“ hat einen äußeren Schlosshof. Dort findet täglich die Wachablöse um 12:00 Uhr statt.
Nicht weit vom Schloss entfernt liegt die Finska Kyrka und versteckt dahinter ein kleiner Park. Hier befindet sich die kleinste Statue Stockholms: der „Junge, der in den Mond schaut“ ist 14 cm „groß“. Wer ihm den Kopf streichelt, macht bald darauf einen großen Geldgewinn – behauptet zumindest die Legende. Demnach zu urteilen, müssten wir mittlerweile steinreich sein, denn wir haben ihm ordentlich die Glatze poliert! Für den Winter haben ihm Wohltäter eine rote Stickmütze spendiert, damit er nicht frieren muss. Diesen Satz habe ich noch zu Hause im Reiseführer gelesen und wir staunen nicht schlecht, denn die Mütze gibt es wirklich! (Für das Foto haben wir ihm aber die Mütze doch wieder abgenommen)
Ein paar Schritte weiter und wir gelangen zur Storkyrkan, die sogenannte „Große Kirche“ von 1306. Sie wurde 1740 mit einer Barockfassade verkleidet, damit sie besser zum nahem Schloss passte. Der Stockholmer Dom dient als Krönungs- und königliche Hochzeitskirche und ist Schauplatz der Reichstagseröffnung. Das helle, hochgewölbte Langschiff mit prächtiger barocker Kanzel und einem Hochaltar aus Ebenholz haben uns sehr beeindruckt. Im nördlichen Seitenschiff befindet sich Berndt Notkes „heiliger Georg mit dem Drachen“ von 1489, der an den Sieg Sten Stures des Älteren über den dänischen König Christian 1471 erinnert. Sie ist die größte Holzskulptur Schwedens, die noch teilweise ihre ursprüngliche Farbgebung aufweist – riesengroß und sehr schön. Wenn man bedenkt, dass dieses Werk mit den Händen erschaffen wurde!
Unser nächstes Ziel ist der Stortorget, nicht weit vom Dom entfernt. Im Mittelalter war hier ein lebhafter Marktplatz und irgendwie haben wir das Gefühl, es hat sich nicht viel verändert. Nur dass es jetzt Massen von Touristen sind, die den Platz beleben. Zudem findet heute eine Friedensdemonstration statt. An der Seite des Platzes steht die alte Handelsbörse, wo die Makler im Erdgeschoss noch heute ihre Geschäfte tätigen.
Auf der Insel Gamla Stan, dem Altstadtkern Stockholms, gibt es viele kleine pittoreske Plätze, auf denen Kaffeehäuser zum Verweilen einladen. Nicht weit von der Tyska Kyrkan (leider geschlossen) finden wir wieder so einen, den Järntorget(Eisenmarkt). Vom Hunger bereits geplagt, besorgen wir uns in einem Cafe ein Stück Pizza und danach Kuchen mit Vanillesauce. Um unseren Füßen ein wenig Erholung zu gönnen, lassen wir uns auf dem Gehsteig nieder. Wir genießen die warme Sonne und beobachten dabei das Treiben. Da stehen ein paar Jugendliche mit einem „Marterstuhl“ mitten auf dem Platz und bieten „Freiluftmassagen“ an. Und es sind nicht wenige, die davon Gebrauch machen! Direkt neben uns steht eine bronzene Statue, die den Poeten Evert Taube darstellt, mit einer Zeitung in der einen Hand und mit der anderen seine Brille richtend. Beinahe jeder Tourist stellt sich mit gleicher Pose daneben und lässt sich fotografieren. Na ja, und da wir auch Touristen sind, machen wir natürlich das Foto auch!
Nach diesem Monsterprogramm kehren wir schon gegen 18:00 Uhr ins Hotel zurück und beziehen unser Zimmer. Klein, aber fein – zum Schlafen reicht es! Unsere brennenden Füße verwöhnen wir mit einem Kneippbad in der Badewanne und ungewollt schlafen wir kurz danach ein – es ist noch nicht mal 19:00 Uhr!