Ein erster Blick aus dem Zelt verrät uns, dass das Wetter heute besser werden könnte. Die Mückenplage dagegen hat sich nicht verändert. Da heißt es schnell packen und rein ins Auto. Die Landschaft auf der Fahrt in den Norden zeigt sich wieder von seiner schönsten Seite. Entlang der Straße wächst im moorigen Boden flächenweise Baumwollgras, das schon von Ferne wie eine Schneedecke leuchtet. In besiedelten Gebieten dagegen strahlt das rosaviolett der Weidenröschen schon von weitem. Und wieder begegnen uns Rentiere auf der Straße.
Kurz vor Mittag erreichen wir den Muddus Nationalpark, ein nahezu unberührtes Gebiet. Der Rucksack ist schnell gepackt und schon machen wir uns auf zu einer mehrstündigen Wanderung (14 km). Anfangsist der flache Boden dicht bedeckt mit noch weiß blühenden Heidelbeerstauden, doch dann steigt der Weg sehr schnell an. Nur gut, dass wir unsere Wanderstöcke auch mitgenommen haben! Von mehreren Stellen aus bieten sich uns wunderschöne Ausblicke auf Schluchten und Wasserfälle. Das Picknick dagegen können wir leider nicht genießen, denn die Gelsen machen Jagd auf uns. Mit zerstochener Kopfhaut und einer Schwellung aufgrund eines Stiches neben dem Auge kommen wir nach dreieinhalb Stunden wieder am Ausgangspunkt an. Aber es ist trotzdem ein schöner Ausflug gewesen.
Auf der Durchreise von Gällivare möchten wir uns die weiße Kirche ansehen, doch auch diese bleibt uns verwehrt. Das müssen wir schon öfter feststellen, dass hier im Norden die Kirchen meist nur sonntags geöffnet sind.
Also setzen wir unsere Fahrt fort bis nach Kiruna, wo wir uns wieder am Campingplatz einmieten. Wir stellen unser Zelt direkt neben das von zwei jungen Deutschen aus Rostock. Barbara und Jörg verwöhnen uns beim Abendessen mit einem guten Rotwein (Portugieser). Als Gegenleistung kredenzen wir unseren selbstgemachten Nussschnaps.
Lange hält man das Sitzen leider nicht aus, weil – obwohl es abends sehr kühl wird – die Gelsenplage kaum auszuhalten ist. Das kann ja ein lustiger Urlaub werden, wenn das so weiter geht. Früh verkriechen wir uns ins Zelt, denn einen Vorteil hat der helle Abendhimmel: wir können bis spät in die Nacht lesen, ohne eine Lampe einschalten zu müssen.