Wir sind schon sehr bald auf den Beinen, denn das Programm für den letzten Tag auf den Lofoten ist sehr groß. Nach einem schnellen Frühstück fahren wir in den kleinen Ort Reine, der von einer Zeitschrift zum schönsten Ort Norwegens gekürt wurde. Verwöhnt, wie wir von den Tagen davor schon sind, bietet uns der morgens ausgestorbene Ort nicht sehr viel.

Spontan beschließen wir, gleich nach Å weiterzufahren. Ganz am Ende der E10 liegt das Dorf Å, das die Bezeichnung malerisch, idyllisch und einzigartig wirklich verdient. Den Dorfbewohnern wurde im Verlauf der letzten Jahre einige Male ihr Ortsschild gestohlen. Å ist der letzte Buchstabe im norwegischen Alphabet und zugleich Endpunkt der E10 und Ziel vieler Lofotreisender. Viele der alten Wohn- und Wirtschaftsgebäude stammen noch aus dem 19. Jhdt. und bilden den Kern des Fischereidorfmuseums. Das bedeutet, dass fast der gesamte Ort ein Museum ist. Im Sommer wird in der Bäckerei wieder Brot gebacken und in der warmen Backstube kaufen wir uns Filterkaffee und frische „Wiener Brød“ (eine Art Zimtschnecke). Während wir bequem sitzend vor der Bäckerei die Köstlichkeiten genießen, treffen wir auf eine Gruppe Jugendlicher. Als sich dann herausstellt, dass es sich um Österreicher und Schweizer handelt, tratschen wir über das Erlebte und die Pläne, die wir für den Urlaub noch so haben.

Danach setzen wir unseren Museumsspaziergang wieder fort. Wir besichtigen eine Fischerhütte, die im unteren Stockwerk mit den Originaleinrichtungsgegenständen ausgestattet als Museum dient und im oberen Stockwerk noch bewohnt ist. Unser Rundgang führt uns auch zum Schmied, dem wir eine Weile zusehen, wie er kleine Messer herstellt. In der Trankocherei stinkt es fürchterlich und daher belassen wir es dabei, im Tranbottich nur umzurühren und die Kostprobe abzulehnen. Den Höhepunkt erleben wir im Trockenfischmuseum. Nach einem kurzen Film über Fischfang, Verarbeitung und Export von Stockfisch gehen wir mit einem Führer durch das Gebäude, wo mit Originaleinrichtung und –werkzeugen die Verarbeitung präsentiert wird. Der Besitzer des Museums, vor einigen Jahren noch selbst Fischer, erklärt alles mit einer Begeisterung, als wäre er erst eben von einem Fang zurückgekommen. Eine lustige Geschichte haben wir dabei auch erlebt. Fast alle Touristen werden von ihm persönlich begrüßt und nach der Herkunft gefragt. Mit dem Pärchen vor uns, das aus Deutschland kommt, unterhält er sich sofort mit fast perfektem Deutsch und als wir ihm sagen, dass wir aus Österreich kommen, wechselt er sofort auf Englisch. Der gute Mann weiß wohl nicht, dass man bei uns auch Deutsch spricht! Wahrscheinlich hat er – wie so viele andere auch – Austria mit Australia verwechselt. Die Italiener nach uns begrüßt er dafür wieder in gekonntem Italienisch.

Kurz nach Mittag verlassen wir den malerischen Ort und fahren nach Moskenes, wo wir um 13:45 Uhr mit der Fähre nach Bodø ablegen. Nach einer dreistündigen Fahrt erreichen wir wieder das Festland und hier werden wir von einem stark bewölkten Himmel begrüßt – Gemein, die Lofoten haben wir mit prächtigem Sonnenschein verlassen!

Es dauert eine Weile, bis wir einen Bankomat finden, denn auch hier wird in einem „großen Supermarkt“ keine Mastercard akzeptiert. Auf der Fahrt Richtung Süden erreichen wir Saltstraumen, den stärksten Gezeitenstrom der Welt. Alle sechs Stunden zwängen sich fast 400 Millionen Kubikmeter Wasser durch die 3 Kilometer lange und 150 Meter breite Meerenge zwischen Saltfjord und Skjerstdfjord. Die Geschwindigkeit der Wassermassen beträgt bis zu 20 Knoten. Die Stromschnellen, die sich dabei bilden, können einen Durchmesser von bis zu 10 Metern und eine Tiefe von 4 bis 5 Metern erreichen. Der Wind bläst wie ein Orkan, aber trotzdem beobachten wir das Spektakel fast eine Stunde lang. Das Ufer auf der anderen Seite ist gesäumt von vielen Fischern, denn die Fische beißen bei diesen Verhältnissen am besten.

Nachdem wir am Campingplatz wieder unsere Schlafstätte aufgebaut haben, ist Wäschewaschen angesagt. Weil wir für einen Waschgang mit der Waschmaschine und für den Trockner je 60,- NOK (zusammen ungefähr 12,- EUR) bezahlen sollen, beschließen wir, unsere Unterhosen und Leibchen wie in alten Zeiten mit den Händen durchzudrücken. Ist ja ganz lustig, wenn da nicht danach die offenen Blasen an den Fingern wären! Echte Handarbeit ist halt beschwerlich! So, die Wäsche ist gewaschen, aber nass. Doch auf unseren Erfindergeist ist Verlass und so basteln wir aus unseren Wanderstöcken, dem Kamerastativ und dem Autospiegel eine perfekte „Wäschestange“. Müde von der Hausarbeit fallen wir schon bald ins Bett, äh Schlafsack.

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