Vom Geschnatter der Möwen aufgeweckt, kriechen wir erst gegen 09:00 Uhr aus den warmen Schlafsäcken. Die Wolkendecke ist wie gestern durchgehend grau, das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum unsere Wäsche noch sehr nass ist. Da heißt es alles einpacken und am Abend wieder aufhängen.
Trotz allem gut gelaunt fahren wir weiter in Richtung Trondheim. Unsere Fahrt führt uns durch viele kleine Orte mit verstreuten bunten Häusern, einige davon mit Gras bewachsenen Dächern. An den schönen Fjordenden sehen wir immer wieder Fischer. Ein Teil der Strecke liegt in mehr als 800 Metern Höhe inmitten schöner Berglandschaft. Ständig werden wir durch Hinweisschilder erinnert, auf Elche aufzupassen, die wir liebend gerne gesehen hätten. Dafür müssen wir auf die „kleinen Elche“, nämlich Schafe wirklich acht geben, denn diese laufen rudelweise mitten auf der Straße herum oder schlafen in den Tunnels. Wenn man nicht gerade auf die Vierbeiner aufpassen muss, dann sind es die waghalsigen Langläufer, die mit ihren Schiern auf Rädern auf der Straße ihr Training absolvieren!
Und dann sehen wir ihn –den Elch! Auf einer fast verlassenen Alm bei Skar steht mitten auf einer Wiese ein Elch – leider nur aus Pappmasche. Übrigens, den einzigen Elch, den wir in freier Wildbahn gesehen haben! In einem Gehege daneben, meckern uns mehr als hundert Ziegen entgegen und eine zeitlang unterhalten wir uns mit ihnen. Als sie dann aber unbedingt aus dem Gatter wollen, flüchten wir uns wieder auf die Straße.
Es ist kurz nach Mittag, als wir bei Stødi zum Polarkreis (66° 33´) kommen. Inmitten einer schneebedeckten Berglandschaft hat man ein großes Infocenter gebaut, wo die TouristenSouvenir und Ramsch kaufen können.
In der Linie des Polarkreises stehen aus vielen Jahren Monumente, von einfachen Holzmasten, Steinhaufen bis hin zu einem schönen rosa-schwarzen Marmorstein aus Fauske. Jedes Mal, wenn ein Auto oder ein Zug die Linie des Polarkreises passiert, ertönt ein Hupkonzert. Es ist schon eine schöne Stimmung und irgendwie passt das graue, windige Wetter sehr gut zum Polarkreis.
Den Kocher ausgepackt, kochen wir uns dann eine Suppe, um uns ein wenig von innen heraus zu wärmen. Die vielen Touristen, die an uns vorbeikommen, schmunzeln, weil sie sehen, dass wir im Auto sitzen und vor der Türe draußen der Kochtopf brodelt.
Busse voll mit Russen, Franzosen und Italiener werden herangekarrt und wir ärgern uns darüber, dass viele von ihnen auf den Monumenten herumkraxeln müssen oder gar die Steine beschmieren. Aber egal, wo man hinkommt, diese Art von Menschen gibt es leider überall.
Vorbei an Bergen durch Wälder und zeitweise lange Strecken entlang eines Flusses, gesäumt von großen Flächen blühender lila Heidenröschen, erreichen wir 20 Kilometer vor der Stadt Mo i Rana die Grønligrotta. Die Höhle wurde aller Wahrscheinlichkeit schon vor der ersten Besiedelung gegen 1750 entdeckt. Im Jahre 1914 nahm ein norwegischer Geologe die erste Kartierung der Höhle vor. Spätere Forschungen haben allerdings ergeben, dass die Höhle noch größere Ausmaße hat, als ursprünglich angenommen. Heute geht man von einer Höhlenlänge von ca. 4.000 Metern aus. Das Gestein im Bereich der Höhle dürfte etwa 4-500 Millionen Jahre alt sein. Unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen wurden der ursprünglich hier vorhandene Kalkstein zu Marmor und die darüber liegenden Gesteinsschichten zu Glimmerschiefer umgeformt. Mit einer geführten Tour klettern wir auf teilweise enge und rutschige Wege durch die Höhle und lassen uns von den prächtigen Farben und dem Glitzern an den Wänden verzaubern. Leider werden wir viel zu schnell durch die Gänge gejagt, sodass wir schon nach einer knappen halben Stunde am Ende der Führung angelangt sind.
Ein schöner Ausklang des Tages. Wahrscheinlich haben wir noch zu viele Energien, denn es gelingt uns, am Abend fast zweimal das Essen vom Kocher zu schmeißen!