Nach einem ausreichenden Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Buslinie, die uns in den Freilichtpark von Norwegen bringt. Nur das erweist sich nicht so leicht, denn nach einer halben Stunde Suche kommen wir wieder vor dem Hotel an – wir sind also irgendwie hin und her gelaufen. Das kann ja heiter werden!

Wer suchet, der findet und irgendwann kommt doch jeder an! Schließlich schaffen wir es doch und sogar noch bevor der Park geöffnet hat. Das Norske Folkemuseet besteht seit 1894 und ist der größte Freilichtpark Europas mit mehr als 170 Gebäuden aus allen Teilen Norwegens.

Mit einem Plan ausgerüstet, schlendern wir durch die vielen Gassen, wo man immer wieder in die Häuser hineingehen kann. In sehr vielen davon „leben Familien“ und tragen alte Kleidung oder Trachten. Die Schausteller geben Auskunft über die Bauweise der Häuser und das Leben zur damaligen Zeit.

Im Delikatessenladen kaufen wir uns zuckersüße, von Hand hergestellte Lollies und in der Bäckerei sehen wir zu, wie Lefse zubereitet wird. Eier, Zucker, geschmolzene Butter, Sauermilch, Hirschhornsalz und Weizenmehl werden gut vermischt und nach einer Ruhezeit auf einer heißen Platte gebacken. Bestrichen mit gesalzener Butter schmecken diese süßen Fladen ausgezeichnet.

Unsere letzte Stabkirche, die wir besichtigen können, ist die ehemalige Kirche von Gol aus dem 13. Jhdt. Da sie sehr baufällig und auch zu klein war, aber niemand für die Restaurierung und den Ausbau aufkommen wollte, wurde 1882 das alte Gotteshaus abgebaut und in Bygdøy bei Oslo im Freilichtmuseum wieder aufgebaut. Schön für uns, dass wir auch hier in aller Ruhe alles besichtigen und fotografieren dürfen.

Nach mehr als drei Stunden verlassen wir den Park und machen uns auf den Weg zum Kon-Tiki-Museum. Wir müssen den gesamten Weg zu Fuß laufen, da im Sommer der Touristenbus nicht bis dorthin fährt. Macht nichts, nach einer halben Stunde kommen auch wir dort an. Neben dem Basaltholzboot „Kon-Tiki“ ist hier auch ein Nachbau des aus Papyrus geflochtenen Bootes „Ra II“ ausgestellt. Der norwegische Forscher Thor Heyerdahl überquerte 1947 mit der Kon-Tiki den Pazifik und 1970 mit der Ra II den Atlantik. Er bewies damit seine Theorie, dass frühere Völker bereits ausgedehnte Seereisen unternehmen konnten. Wenn man diese primitiven Boote in Originalgröße so stehen sieht, glaubt man kaum, dass so etwas möglich war. Sechs Personen unterschiedlicher Nationalität waren 101 Tage auf 4.300 Meilen mit der Ra II von Callao / Peru bis zum Raroia Atoll unterwegs. Für die Verfilmung dieses Abenteuers erhielt Thor Heyerdahl einen Oskar, den einzigen, den Norwegen je erhalten hat.

Nur wenige Schritte neben dem Kon-Tiki-Museum liegt das Frammuseet. Die Fram („Vorwärts“ ) dürfte wohl zu den bekanntesten Schiffen der Welt zählen. 1892 ließ der Polarforscher Fridtjof Nansen das stabile, bullige Schiff für seine geplante Nordpolexpedition bauen. Zwar erreichte er den Pol nicht, doch bewies er mit seiner von 1893 – 1896 dauernden Reise, dass ein Schiff, wenn es nur richtig konstruiert ist, jahrelang im Treibeis eingefroren werden kann, ohne von den sich auftürmenden Schollen erdrückt zu werden. Zum Schiff eines Polbezwingers wurde die Fram aber schließlich doch, als Roald Amundsen sie bei seiner erfolgreichen Südpolexpedition (1910 – 1912) verwendete. Heute kann man das recht behaglich eingerichtete Schiff besichtigen, in dem auch viele Ausrüstungsgegenstände ausgestellt sind, die es auf den Fahrten um den ganzen Globus dabei hatte. Auf den schmalen Treppen und Gängen spazieren wir von einem Deck zum anderen und betrachten die Kajüten und zum Schluss auch noch den Maschinenraum. Wir kommen uns wie kleine Ameisen vor, wenn wir zu dem gewaltigen Schiff (Länge 39 Meter, Breite 11 Meter) hinaufblicken.

Nicht genug der Attraktionen in Oslo. Wir fahren mit Bus und Zug bis zum Holmenkollen, zur berühmtesten Sprungschanze des Landes. Auf dem Holmenkollen wird seit 1892 gesprungen. Jedes Jahr im März findet das legendäre Holmenkollen- Ski-Festival statt und zieht über eine Million Besucher an.

Im Inneren der Sprungschanze ist ein Skimuseum untergebracht, wo wir viel Wissenswertes über die tausendjährige Geschichte des Skilaufens erfahren. Unter den vielen Ausstellungsstücken finden wir auch Siegerschier von unserem Hermann Maier und dem Andreas Goldberger. Am Ende des Museums gelangen wir zum Lift, der uns in wenigen Sekunden fast bis zum Aussichtsplateau bringt. Nach dem Erklimmen der letzten hundert Stufen stehen wir im Observation Tower. Der Wind pfeift um die Kabine und lässt den Turm leicht wackeln. Mit weichen Beinen stehe ich nun da und weiß nicht, welches Gefühl stärker ist, die latente Höhenangst oder die atemberaubende Aussicht auf Oslo. Bei dem Gedanken, da hinunterspringen zu müssen, steigt der Puls ins Unermessliche. Die Auslauffläche ist gefüllt mit Wasser und wir können einer „Sommerveranstaltung“ beiwohnen, denn ein alter Mann schwimmt mit seinem Hund darin um die Wette. Wieder zurück in der City verraten uns die Uhr und der knurrende Magen, dass es Zeit ist, etwas zu essen. Wie vorgenommen suchen wir uns ein „preisgünstiges“ Restaurant. Ein Kellner fragt uns, ob wir Raucher oder Nichtraucher sind und nachdem wir ihm Non- Smoker antworten, führt er uns ins hinterste Eck des Restaurants. Lange sitzen wir alleine dort, während sich der vordere Bereich schnell füllt. Nach Studium der Speisenkarte bestellen wir Catfish, Salmon und King Size Prawn, dazu eine halbe Flasche Hauswein. Eine wahre Gaumenfreude, nach drei Wochen Packerlessen und kalten Broten. Und weil er so gut schmeckt, bestellen wir auch noch die andere Hälfte der Flasche. Wir sind schnell beschwipst, denn nach wochenlanger Alkoholabstinenz ist die Wirkung enorm. Außerdem quält uns ein überfüllter Magen, weil wir bis auf die Zierpetersilie alles aufgegessen haben. Die Schlemmerei reißt zudem ein ordentliches Loch in unsere Urlaubskasse, denn nach gut einer Stunde gemütlichem Sitzen sind wir 790,- NOK (99,- EUR) los!

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