Die Hasen sind schon vor uns auf und frühstücken gemütlich neben uns. Rasch packen wir zusammen und machen uns auf den Weg in die Stadt. Der Himmel ist wieder verhangen mit schwarzen Wolken und es dauert nicht lange, da peitscht der Regen wie wild gegen die Windschutzscheibe. Wir machen einen kurzen Halt und plündern noch den Morrison Store, um unsere Vorräte aufzufüllen. Gleich neben dem Geschäft befindet sich ein McDonalds und dort nehmen wir ein verspätetes Frühstück ein.
Gegen Mittag erreichen wir den Hafen von Plymouth und da wir ein Indoor-Programm brauchen, besuchen wir das National Marine Aquarium. Leider bekommen wir an der Kasse keinen Orientierungsplan, daher irren wir erst ein wenig herum. Das Aquarium in Plymouth ist mit einer Tiefe von 10 Metern Europas tiefstes und Großbritanniens größtes . Die Hauptattraktion des 4 Million Pfund teuren Baus ist das 10½ Meter tiefe Mittelmeeraquarium mit einer Höhe von drei Stockwerken und 2½ Millionen Liter Wasser. Darin schwimmen mehrere metergroße Haie und andere Fische. Wir haben den Eindruck, als würden die Fische über uns fliegen, denn die Bewegungen des Wassers sind nicht sichtbar. Wenn man sich ganz nahe an die Scheibe stellt, dann wird man durch das Schweben der Tiere richtig schwindlig. In zahlreichen kleineren Aquarien können Seeigel, Seepferdchen und Korallenfische bewundert werden. Wir sehen einem Seepferdchen-Pärchen beim Liebesspiel zu. Da kuschelt sich der eine um den anderen herum.
Mein Leben lang habe ich noch nie einen Seeapfel gesehen, zumal dieser ja nicht man eine Ähnlichkeit mit einem Apfel hat. Auch der gelbe Butterflyfish und die roten Seesterne strahlen eine Eleganz aus. Über zwei Stunden spazieren wir durch die teilweise dunklen und mystisch wirkenden Räume.
Als hätte man einen Schalter umgelegt, lacht draußen wieder die Sonne und wir beschließen, Plymouth zu erkunden. In einem riesigen Einkaufszentrum parken wir auf der Dachterrasse und bepackt mit Rucksack und Fotoapparat legen wir los.
Die Charles Church im Herzen der Stadt ist immer noch eine Ruine und soll dadurch an den Schrecken des zweiten Weltkrieges und die vielen Toten erinnern. Rund um sie wurde ein Kreisverkehr gebaut, sodass die alte Kirche mit den neuen Gebäuden harmonisch vereint ist. Sieht echt toll aus. Wir schlendern ein Stück herum, so gut es geht, denn es gibt keinen Weg hin zur Ruine.
Dann flanieren wir durch die breite Einkaufsstraße, an der Altstadt vorbei, hinauf zum Hoe Park. Auf einem Hügel direkt am Meer breitet sich der Park aus. Schon von weitem kann man das Denkmal von Sir Francis Drake sehen. Auf der berühmten Rasenfläche soll Sir Darak noch in Ruhe sein Bowling- Spiel beendet haben, bevor er die angreifende spanische Armada bekämpfte. Noch heute ist der Park ein beliebter Treffpunkt für Studenten und Stadtbummler, die von der wenige Schritte entfernte Innenstadt ein wenig entspannen möchten.
Am Fuße des Hoe befindet sich der historische Leuchtturm Smeaton´s Tower, der in den späten 1880er Jahren errichtet wurde. Wie auf einem gemalten Bild thront der rot- weiß gestreifte Leuchtturm vor der Kulisse des türkisgrünen Meeres. Wir sitzen eine zeitlang auf einer Bank und genießen die schöne Aussicht. Als uns der Wind dann aber doch zu kalt wird, spazieren wir weiter entlang des Hafens zu den Mayflower Steps.
Eine in den Boden eingelassene Steinplatte am Hafen markiert den bedeutungsvollen Ort, von wo aus die berühmten Pilgrim Fathers zu ihrem Ruderboot hinab stiegen, das sie zur Mayflower brachte. Am 6. September 1620 hatten sie von dort ihre Reise in die Neue Welt begonnen. Heute hüpfen ein paar 12-jährige Jungs von diesen Treppen in das Meer und machen ihre ersten Erfahrungen als Klippenspringer!
Als wir da so stehen, den Buben zusehen und die Erinnerungstafeln lesen, fährt eine Stretch- Limousine vor. Der Chauffeur steigt aus, öffnet die hinteren Türen und wir staunen nicht schlecht, als eine Horde Schüler herausklettert. Ihre weißen Uniformhemden sind beschmiert mit Zeichnungen und Unterschriften. Dann öffnet der Fahrer den Kofferraum und gibt den Kindern irgendwelche Softdrink- Flaschen. Die Kids jubeln, präsentieren sich den Zuschauern, trinken ihre Flaschen leer, werfen die leeren in die Abfallkübel, steigen wieder in die Limousine und dann wird wieder abgefahren. Was war das denn? Etwas verständnislos schauen wir dem Auto nach und schütteln den Kopf. Nur das ist nicht das einzige „Partyauto, das wir sehen. Wir finden schließlich heraus, dass heute „schools-end ist und in England das entsprechend gefeiert wird.
Ein paar Mal begegnen uns auch Universitätsabsolventen mit ihrer Uniform. Herzlichen Glückwunsch. Wolfgang bietet ihnen an, von dem Glücklichem und den stolzen Eltern ein Foto zu machen.
Wir sind mittlerweile fast am Ausgangspunkt unseres Spazierganges angekommen. Besonders sehenswert ist auch die Altstadt von Plymouth, die sogenannte „Barbican“, von den Bewohnern kurz und liebevoll „The Barbie“ genannt. Mit urigen Kneipen, gemütlichen Cafe´s und einem tollen Blick auf den Hafen lässt sich auch dort gut entspannen. Es ist schon spät – daher gehen wir zum Auto zurück und verlassen die schöne Stadt. Auf dem Weg von Plymouth nach Saltash überqueren wir die gewaltige Tamar Bridge, die seit ihrer Erbauung 1961 das Tor nach Cornwall ist. Wieder fahren wir eine wunderschöne Landschaft entlang bis Looe. Dort beschließen wir, in der Nähe einen Campingplatz zu suchen. Wir werden schnell fündig. Der Platz liegt auf einer Anhöhe mit Blick auf das Meer echt schön! Wir haben zwar Bedenken, denn während wir unser Zelt aufbauen, sehen wir von Ferne, wie Regen niedergeht. Aber der zieht an uns vorbei und wir haben einen schönen Abend. Die gute Stimmung wird aber getrübt, denn unser Campingkocher beschließt, selbst Urlaub zu machen. Das Abendessen wird zwar noch gerettet, denn die Nachbarn sind so freundlich und leihen uns ihren Kocher. Sind wirklich nett, die Engländer, das bemerken wir immer wieder.
Hallo Angelika.
Da wünschen wir euch aber einen ganz tollen Kurztrip – die Stadt ist sehenswert. Mussten zwar auch nochmals diese Seite durchlesen (ist ja schon ein paar Jährchen her, dass wir dort waren), aber mit dem Lesen kamen auch wieder die Erinnerungen hoch. War ein toller Tag für uns – noch dazu, wo es nach dem anfänglichen Regen doch noch so schön wurde.
Viel Spaß in England
Sabine und Wolfgang
Bonjour Sabine und Wolfgang,
auch wenn wir nur einen Kurztrip nach Plymouth gebucht haben, mit Eurer zauberhaften Beschreibung der Stadt, ist dies genau der richtige Fuehrer fuer unsere Zwecke. Und wir werden diese Reise richtig geniessen koennen und vorher bereits wissen, was wir besuchen koennen und moechten in diesem leider sehr knappen Zeitraum.
Danke schoen dafuer. Vieleicht besuchen wir ein anderes Mal die weiteren Stellen, ueber die Ihr so fabelhaft geschrieben habt. Es macht richtigen Spass dieses nette Reisetagebuch zu lesen und dabei zu traeumen.
Ein dickes MERCI nochmals und weiter so….
Très cordialement
Angelika S.