Eine kühle Brise weht uns heute um die Ohren. Vor der Einfahrt von Looe befindet sich ein großer Parkplatz, von dem der Ort schnell erreichbar ist. Looe ist ein kleines Fischerörtchen, das durch den gleichnamigen Fluss in zwei Hälften geteilt wird. East und West Looe sind durch eine Brücke mit sieben Bögen miteinander verbunden. West Looe erstreckt sich entlang der Küste mit hübschen Wohnhäusern und einer schönen Uferpromenade. East Looe ist der größere und lebhaftere Teil der Ortschaft mit zahlreichen Geschäften, Restaurants und vielen Souvenirläden. Enge, mit Kopfstein gepflasterte Gassen und mittelalterliche Häuser prägen den Kern. Es sind für die frühe Zeit schon viele Menschen unterwegs. Die Geschäfte, Bäckereien und Pubs haben schon geöffnet und die verschiedenen Düfte vermischen sich. Wir spazieren durch die Gassen, bis wir im Hafen ankommen. Ein kleiner gepflegter Sandstrand schließt sich daran an und auch dort herrscht schon reges Getümmel. Viele Segler putzen ihre Boote und machen sich bereit, in See zu stechen.

Entlang der Hafenmauer befindet sich der „Banjo Pier“. Auf dem schlendern wir zurück und sehen eine Weile einem Jungen und seinem Vater beim Krabbenfischen zu. Sie werfen eine Leine mit einem Beutel in das Wasser. In dem befindet sich ein Fischkopf. Dann warten sie ein paar Minuten und ziehen die Leine wieder hoch. Die Krabben hängen am Beutel, weil sie sich verfangen haben. Innerhalb kurzer Zeit haben sie einen Kübel Krabben gefangen. Wir unterhalten uns mit ihnen und dabei erzählen sie uns, dass die Tiere wieder ins Wasser zurückgeworfen werden. Ist ja nur ein Hobby und was können die armen Tiere dafür! 220 Krabben in eineinhalb Stunden war der Rekord, den sie einmal erreichten! Eine komische Freizeitgestaltung.

Wir setzen unsere Reise fort in das Schmugglerdorf Polperro. Tagsüber ist am Ortseingang auf dem Parkplatz für Besucher die Fahrt zu Ende. Nur Anrainer und Lieferanten dürfen in Schrittgeschwindigkeit in die Fußgängerzone hineinfahren. Für faule Touristen gibt es für zwei Pfund eine Pferdekutsche, die so schnell unterwegs ist, dass wir sie zu Fuß ständig überholen. Schmale Gassen führen an Souvenirläden und historischen Häusern vorbei bis hinunter zum kleinen Hafen. Liebevoll sind die vorwiegend weißen Häuser mit vielen Blumen und allerlei Krims Krams geschmückt. Der Ort ist zwar auch schon touristisch angehaucht, verdient aber trotzdem die Bezeichnung pittoresk. Das ist für uns echt ein Ort zum Abhängen, wären da nicht die bedrohlichen, schwarzen Wolken am Himmel.

Dennoch sitzen wir eine Weile auf der uralten Hafenmauer, betrachten die Umgebung und beobachten die anderen Touristen. Für teures Geld nehmen sie an den Bootsfahrten im Hafen teil. Wir lassen es uns im Urlaub auch gut gehen, aber für die offensichtlichen Touristennepps sind wir nicht zu haben.

Polperro ist vor allem bekannt durch seine Schmugglertradition, die hier besonders ausgeprägt war. Im 13. Jahrhundert wurden Zölle auf Import und Export vom König eingehoben, um die leeren Kassen zu füllen. Daher gab es wohl kaum einen Ort an der englischen Küste, der sich nicht seiner Vergangenheit als Schmugglernest rühmt. Erst 1680 ließ die englische Krone Zöllner auf Schiffen entlang der Küste patrouillieren. Diese waren aber schlecht bezahlt und außerdem gab es viele unterirdische Gänge und schnell war ganz Polperro im Schmugglergeschäft involviert. Geschmuggelt wurde Tee, Kaffee, Tabak, Schokolade, Wein, Schnaps und Seide. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Einfuhrzölle gesenkt, das zum Ende der Schmuggeleien führte.

Man braucht nicht viel Phantasie, um sich in alte Zeiten zurück zu versetzten, und sich vorzustellen, wie ein cleverer Schmuggler so manches Fässchen ins Trockene gebracht hat.

Apropos trocken-  zu Mittag beginnt es wieder ordentlich zu regnen, sodass wir in einem „Restaurant das Trockene suchen. Wir bestellen uns Fish & Chips und obwohl es auf der Karte Bier und Wein gibt, Alkohol ausschenken dürfen sie nicht. Das Essen schmeckt nicht schlecht, aber es ist eine sehr fettige Angelegenheit. Danach hätten wir dann noch einen Schnaps gebraucht, aber es gibt ja hier keinen Alkohol.

Mit vollem Magen erklimmen wir noch die Anhöhe zur St. John´s Church. Im Nachhinein gesehen, hätten wir uns diese Anstrengung sparen können. Nicht nur, dass die Kirche nicht sehenswert und dreckig ist, es stinkt und muffelt so stark, dass unsere Fische schon nahe daran sind, wieder an die frische Luft zu kommen. Da tut uns dann der gemütliche Spaziergang zurück zum Parkplatz sehr gut. Wir verlassen uns nicht darauf, dass es bei diesem einen Regenguss bleibt. Deshalb überlegen wir uns ein Schlechtwetterprogramm für den Nachmittag.

In der Nähe von St. Austell liegt das Milleniumsprojekt „Eden“. Eine verlassene Kaolingrube wurde um stolze 76 Millionen Pfund zu einem riesigen Gewächshaus umfunktioniert. Auf dem Weg dorthin dirigiert uns Susi auf „Straßen – da sind ja unsere Forstwege noch breiter. Es heißt aufpassen, dass wir keinen Fußgänger über den Haufen fahren. Wir sind auf Schleichwegen Richtung Bodimik unterwegs und die Fahrbahn ist unübersichtlich aufgrund der hohen Hecken. Dann geht es bergauf und als wir auf der anderen Seite des Hügels wieder hinunter fahren, endet die Straße im Meer! Wir kriegen einen Lachkrampf, als Susi daraufhin sagt „dann fahren sie mit der Fähre. Eine halbe Stunde später fahren wir dann auf der anderen Seite weiter. Susi führt uns noch ein paar Mal in die Irre, doch dann erreichen wir den weiten Parkplatz.

Eden Projekt wurde 2001 eröffnet und kann pro Jahr mehr als 750.000 Besucher verzeichnen. Es ist somit die größte touristische Attraktion Cornwalls. Die amerikanische Schauspielerin Halle Berry schwebte im Bond-Film „Stirb an einem anderen Tag“ wie eine Spinne in das Gewächshaus hinab. Acht riesige Gewächshäuser in Form von Bienenwaben umschließen 195.600 Kubikmeter Raum. Im größten (15.000 m²) wachsen Pflanzen und Bäume in einem feucht-tropischen Klima. Schon nach kurzer Zeit klebt uns die Kleidung am Körper. Wir fühlen uns, als wären wir im Regenwald Australiens, zumal auch die Vegetation entsprechend vorhanden ist. Riesige Palmen und Lianen wachsen neben meterhohen Bananenstauden und Zuckerrohr. Auch ein Flaschenbaum, Kaffeesträucher und Colabäume gedeihen hier prächtig. Informative Tafeln und Ausstellungsstücke lockern das viele Grün auf. Wir sind stark beeindruckt. Wasserfälle und schöne exotische Blumen fehlen hier auf dem Rundweg natürlich auch nicht.

Im zweiten Biome gedeihen über 100.000 mediterrane Pflanzen. Hier kann die Vegetation unter anderen von Südafrika, Kalifornien oder Italien bewundert werden. Zypressen, Olivenbäume, Feigensträucher, Agaven und Opuntien sind schön zwischen Steinen angepflanzt. Kräuter aller Arten und Sorten verströmen ihren betörenden Duft. Wären da nicht so viele Touristen, wir würden uns fühlen wie im Urlaub in den verschiedenen Ländern!

Die kleineren Gewächshäuser widmen sich der heimischen Flora. Auch im Außenbereich ist ein wunderschöner Garten angelegt – nur den können wir leider nicht mehr genießen.

Innerhalb kurzer Zeit beginnt es wieder so heftig zu schütten, dass wir Unterschlupf im Souvenirladen suchen. Verrückt, was es da alles zu kaufen gibt und noch verrückter sind die Preise dazu. Als der Regen dann etwas nachlässt, laufen wir zum Auto zurück. Unsere Regenbekleidung ist ja im Kofferraum gut aufgehoben!

Wieder einmal beschließen wir, ein B&B zu nehmen und wieder finden wir kein freies Zimmer. Selbst der erste Campingplatz, den wir ansteuern, ist überfüllt. Beim nächsten müssen wir lange warten, bis der Rezeptionist kommt. Wir haben beide Kopfschmerzen, deshalb nehmen wir nach dem Zeltaufbau eine Chemiekeule und gehen sehr bald schlafen.

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