Kurz nach Mitternacht setzt starker Wind ein und es dauert nicht lange, da schüttet es auch schon wieder kräftig. Kurz nach halb vier Uhr morgens, beginnen die Nachbarn sich lautstark zu unterhalten und mit Geschirr und Plastiksackerl zu lärmen. Wir sind gerädert, als wir in der Früh erwachen. Wir warten den Moment ab, wo der Regen nicht so stark ist und packen dann das Zelt zusammen. Überall rinnt das Wasser heraus und alles ist nass. Wir sind frustriert! Langsam ist die Power aus uns heraus und das Campen ist nicht mehr lustig. In meinem Frust verschütte ich dann noch mein Magnesium im Auto. Mir drückt es die Tränen heraus und ich bin ratlos.
Wir verlassen die feuchte Stätte und fahren Richtung Marazion, denn vor der Küste des kleinen Ortes befindet sich eine Gezeiteninsel, auf der die Burg St. Michael Mount thront. Die Sehenswürdigkeit ähnelt dem Mont-Saint-Michel in Nordfrankreich, ist allerdings nicht so bekannt. Ebenso wie sein französisches Pendant war St. Michael´s Mount lange Zeit eine Pilgerstätte. Erreichbar ist die Insel bei Ebbe über einen 200 Meter langen Granitdamm. Wir müssen aber das Boot nehmen. Sehr vertrauenserweckend sieht dieses jedoch nicht aus. Der Wind und der Regen tragen ihren Teil dazu bei, dass mir das Herz fast in die Hose rutscht. Die Überfahrt dauert Gott sei Dank nicht lange und schon nach zehn Minuten legen wir im kleinen Hafen aus dem Spätmittelalter an.
Wir treten in die Fußstapfen der Pilger und klettern den alten mit Kopfstein gepflasterten Pfad bis zum beeindruckenden mittelalterlichen Schloss hoch. Von hier oben hat man einen herrlichen Ausblick über die Bucht nach Penzance. Der Felsengarten des Hügels ist schön bepflanzt und hier wachsen unter anderem auch Yucca-Palmen und Mimosen. Die Burg ist in Privatbesitz und seit über sechshundert Jahren residiert die Familie von Lord St. Levan, Nachkomme der St. Aubyns, auf St. Michael´s Mount. Das Wohnrecht wird von Generation zu Generation vererbt. Abgesehen von den Privatgemächern des Lords kann man fast alle wichtigen Räume des Schlosses besichtigen. Leider dürfen wir hier nichts fotografieren oder filmen. Die Räume sind sehr niedrig und mit dunklen Holzfußböden ausgestattet. Fenster mit bunten Glasbildern machen die Räume freundlich, denn das schwere, dunkle Mobiliar erdrückt den Raum regelrecht. Langweilig wird den Bewohnern sicher nicht, denn sie besitzen eine Bibliothek mit 1.300 Büchern und einem Spieltisch. Dicke, rote Fauteuils verhelfen dem Raum zu einem gemütlichen Ambiente. Die edlen Herrschaften hielten früher schon viel von getrennten Bereichen, denn es gab bereits einen eigenen Raucherraum.
Im Kellergeschoss hängen viele Informationstafeln über die Arbeit der Angestellten. Der Butler Henry Lee bastelte 1932 aus Champagnerkorken ein originalgetreues Modell der Burg. Dem muss ja ordentlich langweilig gewesen sein! Und die Herrschaft waren wohl heftige Säufer, denn ich kann mir vorstellen, dass er dazu viele von den Korken gebraucht hat. Das Modell ist auch ausgestellt und sieht sehr beeindruckend aus. Auch eine mumifizierte Katze ein Statussymbol für Reichtum – besitzt die Familie.
Die hauseigene Kirche ist sehr schön, sie wird jedoch gerade renoviert. Daher verlassen wir sie schnell wieder. Zu Mittag haben wir unsere Besichtigung abgeschlossen. Wir gehen in das angeschlossene Restaurant, weil sich Hunger in uns breit macht. Wolfgang probiert sozzled swine sausages, irgendwelche komischen Würstel und ich bestelle mir wieder einmal Scones. Uns fällt auf, dass sie hier sehr kinderfreundlich sind, denn es gibt eigenes Kinderessen. Um die Wartezeit ein wenig zu verkürzen, bekommen die Kids Stifte und Malblöcke. Als wir das Restaurant verlassen, begrüßen uns die ersten Sonnenstrahlen. Der Himmel färbt sich langsam blau und es ist sehr schwül.
Etwa drei Kilometer von Bodmin liegt das Lanhydrock House, das 1642 erbaut wurde. 1881 brannte ein Teil des Hauses ab, wurde aber im viktorianischen Stil wieder aufgebaut. Das Haus war bis 1953 im Besitz der Familie Robartes. Der Weg zum Haus selbst ist auf diesem riesigen Gelände schon eine kleine Wanderung. Wir hätten aber auch die Möglichkeit mit einem Oldtimer für vier Pfund pro Person uns wie Herrschaften vorfahren zu lassen. Das Haus ist umgeben von einem schönen Park, der wiederum mit einer Mauer eingesäumt ist.
Einen solchen Garten haben wir während unseres Urlaubs noch nicht gesehen. Hier finden wir Blumenbeete und Büsche, die mit peinlicher Genauigkeit geometrisch gepflanzt und geschnitten sind. Hat aber auch seinen gewissen Reiz!
Wir streifen durch den Garten und dann gehen wir in das Haus hinein. Es ist eines von wenigen, die man auch von innen besichtigen kann. Noch bevor wir einen Raum betreten, werden wir „untersucht, ob ich keine Stöckelschuhe trage. Außerdem werden uns die Kameras und Rucksäcke abgenommen und in einen Spind gesperrt. Es dürfen keine Fotos gemacht werden. In jedem Zimmer sitzt eine Aufsichtsperson und passt auf, dass nichts angefasst oder eingepackt wird.
Es können 49 Räume besichtigt werden. Die Wohnräume im Untergeschoss haben alle einen offenen Kamin, Mosaikböden und eine Stuckdecke. Bunte Textiltapeten und schwere, dunkle Möbel machen den Raum heimelig. Im großen Wohnzimmer ist auf dem riesigen Tisch in der Raummitte eine Tafel gedeckt. Schwere Kristallschalen und -karaffen und silbernes Kaffeegeschirr harmonieren gut mit dem bemalten Speisegeschirr. Für meine Begriffe ist das alles sehr kitschig, aber zur damaligen Zeit war das sicherlich ein Prestigemerkmal. Wir gehen weiter zur Küche, die in einzelne Fachbereiche unterteilt ist. Da gibt es zum Beispiel eigene Räume für die Käseherstellung oder für die Pattiserie. In einem anderen Teil existiert ein Grillspieß, auf dem ein ganzes Schwein aufgespießt werden kann. Zum Schleppen der riesigen Messingkochtöpfe haben sie sicher mehrere Köche gebraucht. Im ersten Stock befinden sich die Schlafräume, darunter ein süßes Kinderzimmer, das mich an den Film „Der kleine Lord erinnert. Da gibt es ein großes, hölzernes Schaukelpferd und ein kindgroßes Spielhaus bis ins Detail. Schade, dass Schnüre gespannt sind, ich hätte gerne damit ein wenig gespielt! Im Dachgeschoß sind die Räume der Angestellten und der Gepäckraum. Zum Schluss betreten wir noch die fast 40 Meter lange Gemäldegalerie im Nordflügel. Ein Wahnsinn, dass so ein Raum in einem Wohnhaus existiert. Hunderte Bücher sind hier in Schränken verstaut. Wir bleiben nicht lange, denn es hat einen sehr muffigen Geruch hier. Bevor wir Lanhydrock verlassen, gehen wir noch kurz in die eigene Kapelle und in den Garten im hinteren Bereich.
Wir fahren weiter Richtung Norden und durchqueren dabei das Bodmin Moor. Auch hier existieren weite Gras- und Weideflächen zur Freude der vielen Kühe, Schafe und Pferde. Der Weg bis Tintagel ist gesäumt mit vielen Windrädern, dürfte wohl eine sehr windige Gegend sein. Wir finden nahe der Küste einen netten Campingplatz auf einem Reiterhof. Ja, es ist wirklich sehr windig hier und der hilft uns beim Trocknen unseres nassen Zeltes. Lange halten wir es nicht aus in der freien Natur und ziehen uns nach dem Abendessen wieder zurück.