Trotz des regen Verkehrs entlang der Durchzugsstraße war es in der Nacht verhältnismäßig ruhig und wir schlafen gut. Um nicht im Berufsverkehr rund um Monaco stecken zu bleiben, brechen wir schon um 08:00 nach Èze Village auf. Natürlich wieder keine Parkmöglichkeit für Campervans auf den Parkplätzen im Zentrum, daher parken wir etwas außerhalb – dafür aber belegen wir gleich zwei Plätze.

Wir packen die Räder aus und schon geht’s los ins 7 Kilometer entfernte Monaco. Der Stadtstaat ist der am dichtesten besiedelte der Welt mit ca. 17.000 Einwohnern / km².  Seit 1911 ist Monaco eine konstitutionelle Monarchie, in der der regierende Fürst das Staatsoberhaupt ist und die Unabhängigkeit, die  seit 1489 besteht, war bisher an das Bestehen der Grimaldi-Dynastie gebunden. Bei Aussterben der Grimaldi fällt Monaco an Frankreich.

Von Anfang an geht die Küstenstraße von Èze wunderbar bergab – noch denken wir nicht an die Rückfahrt. Auf halber Strecke wird die Fahrbahn vierspurig mit Mittelstreifen und wir sind uns nicht mehr sicher, ob wir mit unseren Rädern bereits auf der Autobahn strampeln.

Nach einer halben  Stunde erreichen wir den Jardin Exotique (Botanischer Garten), der oberhalb von Monaco Stadt liegt. Im Café daneben frühstücken wir bei „deux café au lait et des croissants“ auf der Dachterrasse mit Blick auf den Prinzenhof und den teuren Jachten im Hafen. Ich glaub, die Kellnerin hat uns diesen schönen Blick auch auf die Rechnung gesetzt, denn für die Kaffees und Kipferl bezahlen wir 9,20 Euros!

Gestärkt rasen wir mit unseren Radln die berühmte Rennstrecke, den Circuit de Monaco, hinunter, die meterhohen Sicherheitsgitter sausen nur so an uns vorbei – denn es werden gerade die Vorbereitungen für den Grand Prix (21. – 24. Mai) getroffen. Für den Großen Preis von Monaco werden zahlreiche Straßen abgesperrt, von Verkehrsschildern und Blumenkübel befreit und Zäune und Tribünen aufgestellt. Die Rennstrecke ist 3,340 km lang,  zählt zu den gefährlichsten des Formel-1-Kalenders und die berühmte Haarnadelkurve ist die langsamste Stelle aller Rennen.

Natürlich legen wir beim berühmten Hôtel de Paris  und dem Casino kurze Boxenstopps ein. Das Casino wurde 1878 errichtet und bei der Inneneinrichtung wurde mit Verschwendung an die Kunst gedacht und viele Skulpturen und auf edle Materialien wie Marmor und Gold wurde nicht verzichtet.

Danach quälen wir uns den Berg zum Palais de Prince hinauf und stellen unsere Räder auf einem Parkplatz vor dem fürstlichen Palast ab. Der Prinzenhof mit der schönen Renaissance-Fassade wurde im 13. Jhdt. auf einer alten Festung erbaut und im 15. und 16. Jahrhundert erweitert. Ein Teil des Palais ist bei Abwesenheit der fürstlichen Familie – von Juli bis September – zu besichtigen. Prächtige Räume mit kostbaren Möbeln, Gemälden und Teppichen zieren das Innere, aber auch der aus dem 17. Jhdt. stammende Innenhof mit der Doppeltreppe aus weißem Marmor erregen Aufmerksamkeit.

Wir besorgen wir uns noch eine Kleinigkeit zum Essen und stellen uns dann mit Hunderten anderen Schaulustigen hinter die Absperrung und warten auf die Wachablöse, die jeden Tag um 11:55 zelebriert wird.

Eine halbe Stunde vorher wird die Ablöse per Kleinbus auf den Platz gefahren und verschwindet schnellen Schrittes im Palast – das war wohl noch nicht das wirkliche Schauspiel. Kurz darauf geht ein Raunen durch die versammelte Menge der Schaulustigen, weil eine schwarze Limousine (Kennzeichen MC 01) den Palast verlässt und auf der Rückbank  – Fürst Albert II im sandfarbenen Anzug!

Nachdem sich die Menge wieder beruhigt hat, startet pünktlich die Wachablöse. Aus dem – dem Palast gegenüberliegenden – Wachhaus marschieren zu Pauken und Trompetenklängen 10 schnittige Soldaten in Richtung Palais. Anschließend werden lautstark einige Kommandos gerufen, ein paarmal mit den Füssen fest aufgestampft, die Puffen übergeben und das war´s. Ein tolles Spektakel, das aber nur 5 Minuten andauert – und schon löst sich auch die Menschenmenge vor dem Palais wieder auf.

Wir streifen noch durch die Altstadtgässchen bis zur Kathedrale Notre-Dame-Immaculée, die im Innenraum auf den ersten Eindruck durch die wuchtigen grauen Säulen sehr bedrückend wirkt. Aber je länger wir in dieser heiligen Halle verweilen umso besser gefällt sie uns – besonders durch das schlichte, aber zugleich auch elegant wirkende Interieur. Den Altarraum schmückt ein großes goldenes Mosaikbild.

Helle Sitzbänke mit roten Samtpölster, kleine, aber farbenprächtige Fenster und der schöne Natursteinboden verleihen dem Inneren Eleganz und Stil. Die Kathedrale wurde zwischen 1875 und 1884 aus weißem Stein aus La Turbie erbaut. Sie dient heute als Ruhestätte von Prinzessin Gracia Patricia und Fürst Rainier III. auf der linken Seite der Krypta und in der rechten Krypta liegen die Bischöfe von Monaco.

Schön langsam wird es Zeit für den Rückweg. Daher flanieren wir zurück auf den großen Platz vor dem Prinzenhof, um unsere Räder zu holen – aber oh Schreck, diese sind weg! Diebstahl geht uns durch den Kopf – also auf zum nächsten Polizisten, die hier zum Glück reichlich herumlaufen. Und der erklärt mit einem leicht süffisanten Grinsen im Gesicht, dass hier oben nur die Fahrzeuge der High Society (bzw. die Amtslimousinen der Offiziellen) geparkt werden dürfen. Man dürfe zwar die Räder in der Menge herum schieben, aber bloß nicht versperrt parken. Auf jede unserer englischen Fragen antwortet er auf Französisch – was sonst! Dann lotst er uns aber doch noch zu unseren Drahtlimousinen, die von der Polizei auf den äußersten Rand des Platzes geschleppt wurden.

Erleichtert fahren wir den Berg wieder hinunter und machen uns auf den Rückweg nach Èze, den wir größtenteils schiebend bewältigen. Nach 1,5 Stunden beschwerlicher Schufterei in der brütenden Nachmittagshitze erreichen wir völlig durchschwitzt unser Auto – mit Citybikes und ohne Kondition bewältigt man solche Bergwertungen natürlich nicht schneller.

Fehlende Elektrolyte werden dem Körper prompt mit Hilfe eines kühlen Freistädters zurückgeführt – und schon geht es wieder weiter zur Altstadt von Èze. Der Weg hinauf sieht mit seinen Burger- und Frittenbuden schon sehr touristisch angehaucht aus. Ein Souvenirladen nach dem anderen buhlt mit Restaurants und Cafés um die Gunst der Besucher. Dafür ist das Dorf autofrei!

Am Berg oben angekommen präsentiert sich jedoch ein altes, liebevoll restauriertes Village aus dem 11. Jhdt. mit vielen kleinen Hand- und Kunstwerksläden, die über Unmengen von Stiegen miteinander verbunden sind. Typisches provenzalisches Dorfleben findet man in Èze nicht, denn es widmet sich ganz und gar dem Tourismus. Das Dorf hat in den letzten mehr als 50 Jahren eine gewaltige Entwicklung durchgemacht, denn bis 1952 gab es hier noch kein fließendes Wasser. Heute leben hier etwa 2.600 Einwohner.

Nach dem Besuch der kleinen, sehr renovierungsbedürftigen Kirche empfängt uns leider beginnender Regen, sodass wir uns rasch auf den Rückweg machen. Dennoch bekommen wir eine kleine Dusche, bis wir den Campervan erreichen.

Der nächste Campingplatz liegt in Cagnes, den wir nach einigen Irrfahrten und Stau durch das Zentrum dann auch finden. Klein, fein, rein – gutes Nächtelein.

Ein Kommentar zu „04.05.09 – Monte Carlo, Monaco und Èze

  • 5. Mai 2009 um 07:10 Uhr
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    Ja, die Strecke Monaco – Èze hat es in sich: 7 km mit 350 m Höhenunterschied. Habe mir das schon zwei mal mit dem Rad angetan. Lohnt sich jedoch allemal bei der schönen Aussicht. Schönen Urlaub noch. Jörg

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