Unsere mitgebrachten Vorräte gehen langsam zur Neige. Daher beschließen wir, uns am Vormittag einen Supermarkt zu suchen. Den wir auch prompt finden – ein riesiger Einkaufstempel mit Unmengen vorgelagerten Parkplätzen. Aber für Autos über 2,2 Meter nicht geeignet. Vor jeder Zufahrt hängt ein Schranken für die Höhenmessung, der Campervans aussperrt. Also kurven wir wie Aussätzige in der näheren Umgebung herum. Die negative Einstellung der Franzosen gegen uns Mobilhaus-Touristen verfluchend, wollen wir schon aufgeben – da wird direkt neben einer Einfahrt eine größere Lücke frei.
Nach dem Auffüllen des Kühlschranks geht die Fahrt weiter nach St. Paul-de-Vence , das im Reiseführer als Bilderbuchdorf angeführt wird. Diesmal gibt es endlich eine Parkplatz, der auch für größere Autos geeignet ist – und das nur 300 Meter unterhalb der Altstadt. Kaum zu glauben, auf dem Weg dorthin eröffnen sich bereits wunderschöne Fotomotive auf die Steinhäuser und die umgebende Stadtmauer – und alles ist in eine Orangenblüten-Duftwolke eingehüllt.
Schon nach wenigen Schritten befinden wir uns inmitten von Touristen, die alle durch die engen Gassen der Stadt schlendern. Alle Wege sind mit Kieselsteinen gepflastert, die in Blumenornamentik verlegt wurden. Treppen und Eingänge sind dekoriert mit Blumen in bunten Farben.
Auch in dieser Stadt buhlen viele Kunsthändler um die Gunst der Touristen – zum Teil mit sehr ausgefallenen und kreativen Ideen. Auf dem Weg Richtung Aussichtsterrasse verspeisen wir am Brunnenplatz unser Mittagessen und amüsieren uns wie immer über die „Japanerfotos“ und das tolle hochhackige Schuhwerk so mancher „schönen“ Frau.
Ein weiter und wunderschöner Ausblick bietet sich uns von der Terrasse. Auf dem Friedhof, auf den wir auch Einsicht haben, befindet sich die Grabstätte von Marc Chagall.
Von dort schlendern wir entlang der gut erhaltenen Stadtmauer bis wir die L´Eglise Collégiale erreichen. Die Kirche beeindruckt durch ihre Nüchternheit. Sie wurde als einschiffiger Bau errichtet und im 14. Jhdt. um zwei Seitenschiffe erweitert. Danach erst folgte der mächtige, schlichte Glockenturm.
Dunkle Wolken und eine kühle Brise ziehen am frühen Nachmittag auf. Wir sind trotzdem guter Dinge und lassen uns unseren täglichen café nicht verdrießen.
Auch im benachbarten Vence gibt es wieder keine Parkplätze für Vans. Daher spielen wir diesmal Omnibus und parken auf einem Busparkplatz. Ganz gut ist uns nicht dabei – aber wir haben nicht vor, lange hier zu bleiben. Denn das einzig Besichtigungswerte ist die Chapelle du Rosaire, eine Kapelle, die von dem berühmten Impressionisten Henri Matisse entworfen wurde. Die Kapelle stellt eine schöne Abwechslung zu den sonstigen bisher besuchten Kirchen dar, da der Künstler sich bei der Gestaltung auf die drei Farben Grün, Gelb und Blau beschränkt hat (Grün für die Vegetation, Gelb für die Sonne und das Licht und Blau für den Himmel). Der Innenraum wurde bewusst sehr schlicht gehalten. Die schwarz-weißen Wandkeramiken erscheinen im Spiel von Licht und Farbe aber bunt und lebendig. Sie verändern sich ständig bei wechselndem Lichteinfall. Das über die farbigen Glasfenster einfallende Licht spiegelt sich besonders schön auf den weißen Bodenfließen und Wänden. Von außen ist das schlichte weiße Haus mit dem blauen Dach und dem schmiedeeisernen Kreuz schön in die umgebende Wohnsiedlung eingefügt.
Auf dem Rückweg überqueren wir noch den Stadtplatz, der uns durch die hohen schlanken Häuser ein wenig an Amsterdam erinnert. Auch hier finden die Franzosen Platz für ihren Nationalsport, dem Boule-Spiel.
Die tägliche Suche nach einem Stellplatz gestaltet sich sehr schwierig, da wir die beiden im Reiseführer erwähnten Plätze nicht finden. Also beschließen wir, den nächstbesten Campingplatz aufzusuchen, der zu unserer Freude wildromantisch gelegen ist.