Da wir bei der gestrigen Suche nach einem Stellplatz bereits durch Tourrettes-sur-Loup gefahren sind, kennen wir die beschränkten Parkmöglichkeiten für Campervans vor ort bereits aus erster Hand. Also spielen wir wieder Bus – zum Glück sind in der Vorsaison noch wenige Reisegruppen unterwegs.
Im Ortszentrum nimmt uns sofort das (tägliche) Markttreiben gefangen. Rund um den Kirchenplatz und das Ortszentrum bieten viele Händler ihre Waren feil – von Käse über Früchte und Antipasti bis hin zu Keramik, Seife und Klamotten gibt es hier alles zu kaufen. Dem herrlichen Duft von Käse und Antipasti können wir gerade noch wiederstehen, aber die tollen Angebote bei Essig und Öl lassen uns schwach werden.
Natürlich führt uns unser Besuch auch in die Dorfkirche, die sehr dunkel und einfach wirkt. Die kleinen Fenster lassen nicht viel Licht in den Raum strömen, sodass eine düstere Stimmung vorherrscht. Plötzlich geht die Kirchentüre auf, eine Omi kommt herein und drückt den Lichtschalter – schon erstrahlt der Raum in einer vollkommen anderen Atmosphere. Jetzt werden Details sichtbar, die vorher verborgen lagen. Einzig beim Eingang stört ein Detail: Bei uns daheim stehen Zwerge in der Grottenbahn, hier wurde Maria in eine kitschige Grotte gestellt.
Wir lassen die Kirche und das Marktgetümmel hinter uns und schlendern durch die Gassen der Altstadt. Auch hier haben sich in den unteren Etagen der hohen Steinhäuser die Kunsthandwerker eingenistet – aber im Gegensatz zu manch anderer Stadt beeinflussen sie das Erscheinungsbild der Altstadt nicht negativ. Im Gegensatz zu Èze haben wir hier das Gefühl, dass die Stadt auch wirklich bewohnt wird. In den engen Gassen schmücken viele Blumentöpfe die kleinen Nischen, Katzen schleichen herum und manch ein Bewohner verschwindet hinter einer Eingangstür.
Der Mittagshunger macht sich bemerktbar – daher führt uns die Nase zurück auf den Marktplatz zu einem Socca-Verkäufer. Socca ist eine Spezialität dieser Region und wird aus Maismehl, Wasser und viel Olivenöl hergestellt. Der Brei wird im Holzofen zu einer Flade gebacken und auf Wunsch mit Salz und Pfeffer gewürzt. Schmeckt sehr lecker, aber unsere Mägen schreien danach nach einem Schnaps.
Weiter geht die Fahrt in die Gorge du Loup, ein schmales Tal hinauf. Nachdem die Straße immer enger wird, lässt uns unser Bauchgefühl diesmal rechtzeitig in einer größeren Ausbuchtung neben der Straße parken. Schnell sind unsere Fahrräder ausgepackt und schon radeln wir die Bergstraße hinauf – zumindest das erste Drittel, dann wird geschoben. Der finstere Tunnel, den wir durchwandern müssen, kühlt uns etwas ab – und schneller als erwartet erreichen wir den sehenswerten Wasserfall, der sich hier direkt neben der Straße in die Tiefe stürzt. Der Wind zerstäubt das herabfallende Wasser wie ein Parfum.
Apropos Parfum – der nächste Stopp ist Grasse – das Mekka der Parfumindustrie. Auch hier schwingen wir uns wieder auf die Räder und legend die letzten Kilometer strampelnd zurück. Als erstes Ziel haben wir das Internationale Parfummuseum ins Visier genommen. Ein Audioguide informiert uns in den vielen Räumen über die Kultur und Herstellung der teuren Duftwässerchen.
So viel Kultur macht müde – darum ruhen wir unsere Knochen wieder einmal bei einem café au lait aus. Dazu gibt es diesmal eine süsse französchische Spezialität: Gauffre (Waffel mit Schlagobers und flüssiger Schokolade).
Natürlich lassen wir uns auch hier die Altstadt nicht entgehen und schieben unsere Räder durch das verwirrende Gassenlabyrinth. Am Ende erreichen wir den Place aux aires, der von einem schönen Brunnen und einer prächtigen Platanenallee dominiert wird. In der angenehmen Abendsonne sitzend lassen wir den Tag gemütlich ausklingen.