Die Fahrt durch Grasse verläuft aufgrund des Berufsverkehrs etwas zäh – danach werden wir durch die Schönheit der Landschaft belohnt. Blühender Mohn zu beiden Seiten, dazwischen das helle Schimmern der Blätter der Olivenbäume, Rosen …
Auribeau-sur-Siagne ist schnell erreicht und wir parken sogar auf einem öffentlichen Parkplatz – oh Wunder. Dieser ist eingesäumt von meterhohen Oleanderhecken – der Neid frisst uns, wenn wir an die zurückgeschnittene, mickrige Staude zu Hause denken.
Es scheint, als ob das ganze Dorf noch schläft, denn auf den Straßen sind außer den Straßenfegern keine Menschen zu sehen. Oben bei der Kirche angekommen, bewacht ein kleiner Zerberus (schwarzer Pudel der Mesnerin) laut kläffend den Eingang. Die Kirche ist von außen unscheinbar, wirkt aber im Inneren sehr hell durch ihren weißen Altar. Sie unterscheidet sich im Großen und Ganzen nicht viel von anderen Kirchen hier im Süden Frankreichs.
Im Anschluss schlendern wir noch einige Zeit durch die Gassen, die reich geschmückt sind mit bepflanzten Töpfen. Fast an jeder Hausmauer wuchert blühender Jasmin oder hohe Rosmarinhecken.
Während des Spaziergangs werden wir immer wieder von schmusebedürftigen Katzen aufgehalten, die sich von uns ausgiebig kraulen lassen. Dann verlassen wir das verschlafene Dorf und setzen unsere Fahrt durchs Landesinnere fort.
Bald erreichen wir bei La Napoule wieder die Küste. Wir schlendern gemütlich durch den kleinen Markt hinunter zum Strand. Direkt am Wasser liegt das Château de la Napoule, das im 14. Jhdt. von der Villeneuve-Familie erbaut wurde. Insgesamt achtmal wurde es zerstört und wieder neu aufgebaut. Im 19. Jhdt. befand sich in dem Gemäuer eine Glasfabrik und danach stand es viele Jahre leer und verfiel langsam. Der amerikanische Künstler Henry Clews und seine Frau Marie erstanden es 1918 und heute finden hier Konzerte, Theateraufführungen und andere kulturelle Ereignisse statt.
Vor dem Schloss ankern Yachten und Boote aller Größen und Preisklassen in der Marina, die mit einer Kapazität von über 1.300 Liegeplätzen einer der größten Häfen Frankreichs ist. Sie schaukeln leicht im ruhigen Gewässer hin und her und so manch ein Fischer bereitet sich auf das Auslaufen vor. Der blaue Himmel und die Schäfchenwolken komplettieren die friedliche Atmosphäre.
Trotzdem müssen wir uns von dieser schönen Umgebung verabschieden und ab hier fahren wir die berühmte Küstenstraße des Estérels mit ihren rot leuchtenden Felsen entlang. Das türkisblaue Meerwasser bildet einen guten Kontrast zu den Küstenhängen. Fotomotive über Fotomotive – daher kommen wir nur langsam voran. An den Hängen klammern sich riesige Villen mit noch größeren Pools fest.
Hier konnten sich die diversen Architekten an seltsamen Häuservariationen austoben. Hoch auf den Klippen der französischen Riviera klebt auch ein Gebilde, bei dem sich Kugel an Kugel schmiegt, das Palais Bulles. Ein Meisterwerk aus den 80er Jahren, das dem Modeschöpfer Pierre Cardin gehörte und nur aus runden Räumen und runden Fenstern besteht. Sieht echt irre aus!
Bei Agay lümmeln wir zur Mittagszeit an der Strandpromenade herum und lassen uns von der angenehmen Sonne wärmen. Danach brechen wir in das Hinterland der Küste – das Estérel Gebirge – auf.
Die 12 Kilometer lange und wildromantische Bergstraße ist gesäumt von blühendem Lavendel, der das Gebiet mit seinem Duft überströmt. Je höher wir hinaufkommen, umso mehr gelb blühender Ginster gesellt sich dazu. Wir lassen unser Auto auf einem Parkplatz stehen und wandern auf den Gipfel des Pic de l’Ours (493 m) hinauf. Unser Aufstieg führt uns über Geröllfelder und dichten, niedrig wachsenden Nadelwald hindurch.
Von oben haben wir eine Rundumsicht auf die besiedelten Küstenregionen und auch auf das gebirgige Hinterland.
Nach zwei Stunden kommen wir verschwitzt zurück zum Auto und suchen schnell einen Campingplatz bei Fréjus, um uns wieder zu erfrischen.