Auf dem Gratisstadtplan, den wir von der netten Rezeptionistin des Campingplatzes erhalten, ist ein Parkplatz extra für Campervans in der Nähe des historischen Zentrums von Fréjus eingezeichnet. Daher nutzen wir auch sofort dieses touristische Angebot und parken dort mit sechs weiteren Brummis.
Im Auspacken unserer Räder sind wir mittlerweile schon perfekt und dann stürzen wir uns ins Getümmel. Die Straße führt uns über die hier sehr beliebten Kreisverkehre in nur 10 Minuten ins Stadtinnere zu unserem ersten Ziel, dem römischen Amphithéâtre. Es wurde im 1. Jhdt. erbaut und bot annähernd 10.000 Zuschauern Platz. Leider können wir nur in einiger Entfernung rund herum gehen und durch die Absperrung schauen, da – trotz angegebener Öffnungszeit – das Kassenhäuschen geschlossen ist. Schade!
Daher radeln wir weiter auf den Spuren der alten Römer, die Fréjus zu einem mächtigen Hafenzentrum ausbauten. So kommen wir am Porte des Gaulles vorbei – den Überresten einer Römerstraße und eines Stadttors, das aber heute vermauert ist.
Auf der Suche nach den nächsten römischen Spuren versuchen wir durch Blick auf den Stadtplan die weitere Marschrichtung festzulegen. Da schleift ein Auto mit einer Oma am Steuer mitten auf der Kreuzung vor uns ein und fragt, ob sie uns helfen kann. Wir wollen eigentlich nur den Weg zu den nächsten römischen Überresten wissen, da springt sie schon aus dem Auto, schnappt sich unseren Plan und fängt wie wild zum erklären an – natürlich auf Französisch. Auf die Frage, ob wir Holländer seinen, erkläre ich ihr, dass wir aus Österreich sind und mein Schulfranzösisch auch schon mehr als zwei Jahrzehnte zurückliegt. Oma lobt mich aber, weil ich sogar zwischen den verschiedenen Zeiten unterscheide und bietet sich als Touristenführerin an. Schon hüpft sie in ihr Auto und winkt uns, dass wir ihr auf unseren Rädern folgen sollen – sie führt uns erst zum römischen Theater, das nur mehr fragmentarisch erhalten ist. Wir wollen der Omi schon dankend auf Wiedersehen winken, da deutet sie: Weiter, weiter … Wir also wieder auf unsere Räder und strampeln ihr bergauf so schnell wie möglich nach – wir sind zeitweise ein rollendes Hindernis für die anderen Straßenteilnehmer.
So aber werden wir den ganzen Weg bis zum Aquädukt gelotst und erhalten auch noch einen kurzen historischen Abriss der wichtigsten zeitgeschichtlichen Ereignisse – vor 50 Jahren konnte ein Staudamm nach mächtigen Regenfällen nicht mehr Stand halten und barst. Die alles verheerenden Wassermassen stürzten zu Tal und begruben weite Teile des historischen Fréjus unter Schlamm – sogar ein ganzer Zug wurde über 200 Meter weit „weggeschwemmt“. Die alten römischen Aquädukte jedoch widerstanden der Wasserflut unbeschadet. Und Omi hat das miterlebt – das sitzt natürlich tief!
Wir verabschieden uns endgültig von ihr und radeln noch weiter bis zur Villa Aurélienne – auch hier ist wieder alles zugesperrt. Erst viel später fällt uns eine mögliche Erklärung ein: 8.5. – Feiertag in Frankreich (Waffenstillstand 1945)!
Wir brausen zurück in die Altstadt und besichtigen die Kathedrale und das Baptisterium. Der Kircheninnenraum besteht eigentlich aus zwei voneinander unabhängigen Kirchenräumen, die jeweils einem anderen Schutzheiligen gewidmet sind. Das modern wirkende Hauptschiff ist Maria gewidmet, während das Seitenschiff mit den Zusatzaltären dem Saint-Etienne geweiht ist. Die Cathédrale wurde um 1200 errichtet und liegt heute deutlich unter dem Straßenniveau. Die Akustik der Kirche ist gewaltig – Wolfgangs Niesanfall klingt wie mit Lautsprechern verstärkt. Das Baptisterium stammt aus dem 5. Jhdt. und ist einer der ältesten erhaltenen Sakralbauten Frankreichs – leider nur durch eine Glasabsperrung einsehbar. Auch der Treppenaufgang, der zum zweigeschossigen Kreuzgang führt, wurde leider verschlossen.
Da die Kathedrale direkt am Marktplatz gelegen ist und Hunger sich bemerkbar macht, beschließen wir in einem der umliegenden Restaurants einzukehren. Das Menü schmeckt ausgezeichnet – die Jagd nach der Taube, die sich in den durch ein Zelt überdachten Gastraum verirrt hat, gestaltet das Mittagessen abwechslungsreich. Den täglichen café genehmigen wir uns gleich hier – aber erst mit viel Milch wird dieser bittere Sud wirklich genießbar (zum Glück bekommen wir den Kaffee gleich in einem bouillontassengroßen Häferl serviert).
Vollgestopft bis oben hin flanieren wir danach gemütlich über den kleinen Flohmarkt und durch die Altstadtgassen. Hier herrscht ein beschauliches Flair, das mit der Hektik der übrigen Côte wenig gemeinsam hat. Danach geht’s wieder zurück zum Campervan.
Auf Umwegen erreichen wir Port Grimaud, da die Polizei Saint Maxime großräumig abgesperrt hat. Schon von weitem kommen uns immer wieder Horden von schweren Maschinen entgegen, denn bei Port Grimaud findet gerade ein Harley Davidson Treffen statt. Der Ort selbst ist ein Kleinvenedig, das 1966 errichtet wurde, eine pastellfarbene Lagunenstadt aus der Retorte mit rund 2.000 Häusern, 5 Kilometern künstlichen Kanälen und kess gespannten Brücken, wo Wohlhabende ihre Yachten vor der eigenen Haustüre vertäuen. Im Zentrum findet ein kleiner Kunsthandwerksmarkt statt – ringsum laden Geschäfte und Restaurants die vielen Tagesbesucher zum Verweilen ein. Menschenmassen wälzen sich durch die Gassen und Kanäle und die Harleys veranstalten einen Höllenlärm.
Wir entfliehen dem Trubel für kurze Zeit in die Dorfkirche mit ihrem quadratischen Turm und schmunzeln über den Sarkophag, in dem der Architekt dieses Wunderlands begraben liegt. Das gesamte Innere ist sehr schlicht, aber elegant gehalten und durch die rot-blauen Glasfenster leuchtet die Sonne durch.
Auf dem Weg zurück schauen wir noch kurz beim einheimischen Maklerbüro die aktuellen Immobilienangebote durch – aber 1,5 Mio. für 90 m2 haben wir leider gerade nicht im Börserl eingesteckt.
In Ramatuelle – 7 Kilometer außerhalb von Saint Tropez – finden wir mitten im Grünen einen schnuckeligen Campingplatz. Wir machen es uns im Dschungel von Mimosen, Eukalypten und Palmen bequem und genießen in der warmen Abendsonne die Ruhe.
hallo, wir lieben es auch zu reisen, und südfrankreich haben wir auch schon mehrere male besucht, frejus, st. paul de vence, st. marie de la mer und natürlich auch die „großen“ wie nizza, monaco. ist immer wieder schön dort. auch wir sind camper,machen aber auch fernreisen, vielleicht schaut ihr ja mal bei uns vorbei.
lg (Usch)I und Er(nst)