Einen Fehler muss man im Urlaub immer begehen – unserer heißt Marseille. Am Vorabend überlegen wir noch, Marseille einfach auszulassen und entscheiden uns dann aber anders. Schließlich ist sie ja die zweitgrößte Stadt Frankreichs.
Der einzige Vorteil ist, dass sonntags nicht viel Verkehr herrscht und wir im Zentrum relativ schnell einen Parkplatz finden. Aber schon beim Aussteigen landen wir fast in der Hundekacke, die uns in der ganzen Stadt unangenehm auffällt (Wien is a Lerchalschaß dagegen). Ein Wunder, dass wir ohne Verschmutzung unseres Schuhwerks diesen Tag überstehen.
Unser erstes Ziel ist das Palais Longchamps, das gleich um die Ecke zu unserem Parkplatz liegt. Dieser Prachtbau aus dem 19. Jhdt. wurde als Endpunkt eines 85 km langen Kanals für die Wasser-versorgung Marseilles gebaut. Das Gebäude ist etwas renovierungsbedürftig, beeindruckt aber durch seine großen Wasserfontänen, die aus einem Brunnen mit 4 Stieren in die Tiefe stürzen. Über Unmengen von Treppen gelangen wir hinauf zu dem halbkreisförmigen Rundgang, an dessen Enden heute das kunsthistorische und das naturhistorische Museum untergebracht sind.
Der dahinterliegende kleine Park ist schmucklos, wird aber von vielen Freizeitjoggern genutzt. Eine Runde dauert etwa 2 Minuten, die Läuferin mit dem rosa Laibchen überholt in der dritten Runde die vor ihr liegende Dame im hellblauen Trikot. Das obligatorische Ringelspiel für die Kinder darf hier natürlich auch nicht fehlen.
Wir nehmen die Métro in den alten Hafen – der leider überhaupt kein Flair besitzt, da er im 2. Weltkrieg stark in Mitleidenschaft gezogen wurde und heute fast keine historischen Bauten mehr vorhanden sind. Am Kai sind ein paar Tische aufgestellt, an denen Mittelmeerfische verkauft werden.
Wir nehmen daher gleich den beschwerlichen, halbstündigen Aufstieg zur Notre Dame de la Garde in Angriff, die bekannte Wallfahrtskirche, die auch das Wahrzeichen von Marseille ist. Die Basilika, die auf einem 162 m hohen Kalkfelsen thront, versöhnt uns etwas mit Marseille. Der Bau ist von außen beeindruckend und wuchtig. Auf dem Glockenturm steht eine über 9 m hohe, vergoldete Statue der Jungfrau Maria und man hat das Gefühl, als würde der kleine Jesus in ihren Armen, zu uns herunter winken!
Der Innenraum der Basilika selbst wirkt im Gegensatz zur äußeren Größe eher klein. Durch die vielen goldenen Mosaike ist der Raum sehr hell, zeigt Stil und der Glanz des Goldes nimmt uns gefangen. In der Mitte des Altarraums steht die bekannte schwarze Maria mit dem Jesuskind am Arm.
Die Wände zu beiden Seiten werden durch Bilder mit Schiffsszenen geschmückt, die an die Errettung von in Seenot geratenen Seeleuten erinnern – unterhalb sind Votivtafeln mit Danksagungen angebracht. Und von den Decken hängen lange Seile mit aufgefädelten Schiffen herunter.
Von den Aussichtsplattformen rund um die Kirche bietet sich ein spektakulärer Ausblick über die Stadt und das Château d´If, dem berühmten Gefängnis, das auf einer kleinen Insel vor Marseille liegt. Erbaut wurde das Château ursprünglich, um die Stadt vor Angriffen zu schützten. Bekannt wurde die Insel vor allem durch Alexandre Dumas „Der Graf von Monte Christo“.
Das waren die beiden Highlights von Marseille – so, jetzt nix wie raus…
Über die Autoroute ist es nur ein Rutscher in die für die Franzosen lebenswerteste Stadt – Aix-en-Provence. Schon nach den ersten Schritten in die Altstadt hinein fällt uns auf, dass alle Hausfronten in den verschiedensten Gelbtönen gehalten sind, nur die Farben der Fensterläden und schönen schmiedeeisernen französischen Balkonen variieren immer etwas. Nach den engen Gassen öffnet sich ganz unvermittelt die Prachtmeile der Cours Mirabeau. Diese mit Platanen gesäumte Prachtmeile teilt die Stadt in zwei ungleiche Hälften: im Süden das vornehme Quartier Mazarin und im Norden verwinkelte Gassen und kleine Plätze. In der Fußgängerzone wird heute ein Flohmarkt abgehalten, bei dem durchgehend sehr edle Dinge angeboten werden (Bilder, Schränke, Bücher, Porzellan,…). Nur gut, dass unser Geldbörsl leer ist!
Der Wind frischt auf und es beginnt leicht zu regnen – also ziehen wir uns in ein überdachtes Café zurück. Nach 5 Minuten ist der Spuk zum Glück vorbei und wir können unseren Café Gourmand genießen (kleiner Schwarzer mit selbst gemachten Biskotten, schwarzem Schokoküchlein und Straciadella-Eis – lecker, lecker, will mehr davon!!!). Selbst das Rudel primitivster Niederösterreicher, die sich am Nebentisch niederlassen, kann uns jetzt nicht mehr aus der Ruhe bringen (Bestellung wird aufgegeben – der zweiten Kellnerin, die etwas später vorbei kommt, wird hingeworfen: „Mia ham eh scho)“.
Die Stadt ist bekannt für ihre über 40 Brunnen. Ein sehr hübscher mit vier wasserspeienden Delphinen befindet sich inmitten des Place des Quatre Dolphins im Quartier Manzarin.
Wir spazieren weiter durch die Gassen in die Altstadt bis wir zum Hôtel de Ville kommen. Das barocke Rathaus entstand von 1655 – 1670 im Herzen der Stadt und auch dieses Haus ist gelb. Wir haben bis jetzt wirklich noch keines gefunden, das nicht gelb ist! Direkt daneben schließt sich der Tour de l´Horloge an, ein ehemaliger Stadtmauerturm. Im 14. Jhdt. wurde dieser Turm im Flamboyant Stil zum Glockenturm umfunktioniert.
Nur eine Gasse weiter stoßen wir auf die Cathédrale Saint-Saveur. Sie vereint aufgrund ihrer langen Baugeschichte verschiedene Baustile. Im Inneren können wir leider nur das Baptisterium aus dem 5. Jhdt. besichtigen, da gerade eine Messe abgehalten wird.
Dann heißt es wieder Abschied nehmen von dieser schönen Stadt und jetzt verstehen wir auch, warum sie bei den Franzosen betreffend Wohnqualität an oberster Stelle steht.
Übrigens, die Sonne hat auch wieder die Überhand gewonnen.
Nicht weit von Arles entfernt – eines unserer morgigen Ziele -, finden wir einen Campingplatz in der Einöde, bei dem wir das Gefühl haben, die einzigen Gäste zu sein.
Hallo Eva,
danke für dein Kommentar, auch wenn er etwas unfreundlich ausfällt. Falls deine Anmerkungen Marseille betreffen, so sind wir halt verschiedener Meinung – was ja auch sein darf. Sicher wird es auch hier schöne Flecken geben, die meisten haben wir leider nicht entdeckt. So haben wir den Tag dort erlebt und so berichten wir hier auf unserer Homepage davon. Jeder Leser kann sich hier das heraussuchen, was ihn anspricht – wenn man zu einem Ort jedoch anderer Meinung als wir ist, dann ist das auch legitim.
Tja, mit dem Französischkenntnissen meiner Frau und meinem Englisch kommen wir ganz gut über die Runden – daher werden wir deinen Ratschlag, lieber zu hause zu bleiben, dann wohl doch nicht entsprechen und uns auch weiterhin an Land und Leuten (auch in Frankreich) erfreuen.
Noch eines – auch in meiner Heimat finde ich nicht jeden Ort wunderschön. Würde aber niemanden davon abhalten, trotzdem nach Österreich auf Urlaub zu kommen und unser Land zu entdecken.
Liebe Grüße
Wolfgang
liebe reisende experimentierend wollende,
bleibt ihr mal bitte immer schön zuhause.
so werdet ihr gar niemals eine leise ahnung bekommen, weder von unseren nachbarsländern, noch von der schönheit der welt . bleibt zuhause auf eurem mist sitzen und macht das andere in nächster nähe nicht schlecht. verstanden?
ein bisschen die landessprache erlernen usw. schadete auch nicht. das wäre zum reisen der beste anfang, wohin immer die reise gehen mag.
aber nochmal: ihr/ du bleibt besser zuhause,
beste grüsse,
eva.