Es ist ein wunderschöner, sonniger Tag und wir fahren durch die Pampas nach Les Baux-de-Provence. Prächtige Baumalleen säumen den Wegesrand, dazwischen immer wieder rot blühender Mohn.

Der Ort scheint regelrecht auf den Felsen geklebt worden zu sein – so erscheint es uns zumindest beim Schlendern durch die engen Gassen.

Hauptattraktion sind jedoch die Ruinen des Châteaus, deren Erkundung wir mit deutsch-sprachigen Audioguides ausgestattet in Angriff nehmen. Wir kommen aber nicht weit, denn gleich neben dem Eingang beginnen zwei mittelalterlich gekleidete Junker mit der Vorführung von hölzernen Kata-pulten. Von der kleinen Ein-Mann Steinschleuder bis hin zum Riesenkatapult, für das Freiwillige aus dem Publikum zum Spannen der Schleudervorrichtung notwendig sind – es fliegen nur so die Steine (bzw. Riesenwasserbomben) durch die Gegend. Das Ganze ist mit Musik untermalt und wirkt dadurch sehr spektakulär.

Die Grafen von Les Baux-de-Provence waren während des Mittelalters eines der mächtigsten und einflussreichsten Adelsgeschlechter der Provence. An ihrem Hof wurde auch die Dichtkunst der Troubadoure begründet. 1426 starben sie aus und die Stadt fiel an die Grafen der Provence.

Den Rest der Besichtigung bestreiten wir wieder in Eigenregie und klettern wie die Gämsen auf dem steinigen Gelände herum. Von dem weitläufigen Burggelände hat man einen phantastischen Ausblick auf das umgebende Kalksteinmassiv, die Weinberge und Olivenhaine. Angeblich wird hier das beste Olivenöl hergestellt (die Oliven werden in Fenchelsud tagelang eingeweicht) – wir können hierzu kein Urteil abgeben, haben das Öl leider nicht gekostet.

Am Nachmittag führt die Reise weiter nach Glanum, der interessanten Ausgrabungsstätte eines griechisch-römischen Heilbads. Zuvor bestaunen wir noch das gut erhaltene Mausoleum und den Triumphbogen, die als Blickfang direkt neben der Straße aufragen. Das 18 m hohe Mausoleum ist rund 2.000 Jahre alt und diente jedoch nie als Grabstätte. Sieht aber echt mächtig aus, wenn man so darunter steht und die Reliefs sind sehr schön anzusehen. Das Stadtgründungstor, wie der Triumphbogen richtig heißt, zeigt gefangene Gallier, die von den siegreichen Römern in Ketten abgeführt werden. Der obere Teil wurde im 18. Jhdt. mit Steinplatten abgedeckt, was ihm seine etwas merkwürdige Form gab.

Auf der anderen Straßenseite befindet sich die Ausgrabungsstätte des ursprünglichen Ortes. Die alten Bauten von Glanum, die bereits aus dem 3. Jhdt. v. Chr. stammen, werden durch ausführliche Erklärungen und gute Skizzen für den Besucher sehr anschaulich dargestellt, sodass wir stundenlang in die alte Welt der Römer und Griechen abtauchen. Vom Forum, zwei kleinen Tempeln, Theater und den Thermen sind nur noch Fragmente erhalten, aber man kann sich trotzdem ganz gut vorstellen, wie gewaltig und weitläufig die Bauten gewesen sein müssen.

Die Rue des Thermes durchzieht das ganze Stadtgebiet und rund um einen kleinen Marktplatz waren Läden eingerichtet. Unter der gepflasterten Straße befand sich ein Abwasserkanal. Glanum besaß nicht mehr als 5.000 Einwohner und lag direkt am Verlauf der alten Handelsroute, der Via Aurelia. Die ersten Ausgrabungen begannen erst 1921 und sind bis heute noch nicht vollendet.

Den Römern weiter auf der Spur fahren wir in das nicht weit entfernte Arles weiter. Dort finden wir nahe der Altstadt intuitiv den besten Parkplatz, der auch noch für Campervans geeignet ist. Durch die kleine Gasse, die uns ins Zentrum führt, sieht man schon von weitem das berühmte antike Amphitheater mit seinen vier Wehrtürmen, die es so unverwechselbar machen.

Dreigeschossig erbaut 90 n. Chr. mit 60 Arkaden und für 25.000 Zuschauern Platz bietend. Im Mittelalter wurde es zur Stadtmauer umfunktioniert – die letzten Häuser wurden erst im 19. Jhdt. abgerissen. 1830 wurde eine Arkadenreihe entfernt und fünfzehn Jahre später mit der Renovierung begonnen. Die hohen Eintrittsgebühren entrichten wir gerne, da sie für Renovierungsarbeiten, die gerade wieder in vollem Gange sind, verwendet werden. Vom Wehrturm aus haben wir einen grandiosen Ausblick auf das rote Dächermeer der Altstadt. Der Weg zum Turm war aufgrund von Umbauarbeiten für die kommenden Corrida-Veranstaltungen das reinste Labyrinth.

Unmittelbar an das Amphitheater grenzt das antike römische Theater an, das zum UNESCO Weltkulturerbe gehört. Auch hier werden im Bühnenbereich Aufbauarbeiten für die nächsten Vorstellungen durchgeführt. Laut Informationen des Leiters einer österreichischen Reisegruppe, bei dem wir mit lauschen, gab es in der Antike eine festgelegte Sitzordnung – je höhergestellt der Bürger war, umso weiter vorne durfte er Platz nehmen (wir sitzen natürlich in der ersten Reihe). Das Théâtre Antique wurde unter Kaiser Augustus um 25 v. Chr. errichtet. Zwei korinthische Säulen, die Orchestra und vom Zuschauerhalbrund die untersten der 33 Sitzreihen mit 12.000 Sitzplätzen blieben erhalten.

Zwei Gassen weiter öffnet sich der große quadratische Place de la République, auf dessen Seiten sich das Rathaus und die Kathedrale Saint-Tromphine befinden. Die Kirche ist ein schlichter Steinbau und wurde auf den Fundamenten einer spätgotischen Basilika errichtet. Das Portal ist zwischen 1150 und 1200 errichtet worden und ist das bedeutendste romanische Portal der Provence. Den Giebel über dem Doppelportal zieren viele Heiligenfiguren, unter anderen auch die 12 Apostel. Der hohe Innenraum wurde modernisiert und schlicht gehalten. Die Wände werden durch bunte Glasfenster unterbrochen.

Es ist mittlerweile schon sehr spät geworden und um für morgen einen Vorsprung zu haben, beschließen wir, gleich in die Camargue weiterzufahren. Auf der Fahrt nach Saintes Maries-de-la-mer sehen wir bereits erste weiße Pferde, schwarze Stiere und rosa Flamingos in den Feuchtgebieten seitlich der Straße. Wir finden hier eine Landschaft vor, die komplett anders aussieht, als das was wir bisher gesehen haben. Die Camargue erstreckt sich auf eine Fläche von 930 km² und der größte Teil davon wird landschaftlich zum Gemüse-, Obst- und Reisanbau sowie zur Viehzucht genutzt. Die Gegend ist flach und wird nur unterbrochen durch eine breite, fast schnurgerade Straße, die in den Süden führt. Es ist sehr angenehm zu fahren und schnell erreichen wir auch unser Ziel.

Am Campingplatz empfängt uns der gefürchtete Mistral-Wind mit voller Wucht – hoffentlich wird er nicht noch stärker, sonst holt er unsere frisch gewaschene Wäsche von der Leine!

2 Kommentare zu „11.05.09 – Les Baux-de-Provence, Glanum und Arles

  • 21. Mai 2011 um 09:48 Uhr
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    Hallo Roxi.

    Freut uns, dass dir unsere Fotos gefallen. Natürlich darfst du die Fotos in deinem Referat verwenden. (Aber die Quelle richtig zitieren – sonst gehts dir so wie dem deutschen Ex Verteidigungsminister zu Gutenberg 😉

    Wünschen dir viel Erfolg beim Referat
    Sabine und Wolfgang

  • 20. Mai 2011 um 11:12 Uhr
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    Hallo Sabine und Wolfgang,

    ich bin auf eure schöne Urlaubsberichtseite gestoßen als ich auf der Suche nach einem Foto war auf dem man richtig schön die Arkaden des Amphitheaters sehen kann.
    Ich bin Archäologiestudentin und schreibe zur Zeit ein Referat über das Theater.
    Daher wollte ich euch fragen, rein aus urheberrechtlichen Gründen, ob ich euer Foto des Amphitheaters für mein Referat verwenden darf? Es soll allein zur Darstellung der Arkaden dienen.

    Mit freundlichen Grüßen und ich würde mich sehr über eine Antwort freuen, Roxi

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