Um unser Schlafdefizit ein wenig auszugleichen, brechen wir heute erst um 11:00 auf – alle anderen Campervans sind schon unterwegs. Avignon, die Stadt der Päpste, erkundigen wir heute wieder mit den Rädern, da im näheren Umkreis um die Altstadt natürlich um diese Uhrzeit nicht die kleinste Parklücke zu finden ist.

Als erstes steuern wir die Markthalle an – zwar nicht antik oder mittelalterlich, aber außen durch den Bewuchs kurios anzu-sehen. Kulinarisch sind alle Leckereien, die das Meer hergibt, zu finden – frisches Obst und Gemüse, dazwischen steigt uns wieder der Duft von frischem Baguette in die Nase. Handgemachte Trüffelpralinen neben den teuren Weinen und überall lecker Käse – das Menü wäre schnell zusammengestellt. Zum Glück für die Geldtasche sind unsere Mägen vom späten Frühstück noch restlos gefüllt.

In der Nähe der Markthalle ketten wir unsere Fahrräder an und stiefeln zu Fuß weiter. Gasse an Gasse – ein richtiges Labyrinth führt uns auf den großen Platz vor dem Papstpalast.

Wer sich einen ähnlichen Palast wie am Petersplatz in Rom vorstellt, wird hier enttäuscht, denn dieser Bau gleicht mehr einer mittelalterlichen Festung als einem religiösen Sitz des obersten Hirten der Christenheit. Aber die Zeiten waren hart und gefährlich damals!

In Avignon residierten 7 der Päpste und fast jeder hat den Bau des Vorgängers umgebaut oder gleich neu gebaut. Nachdem die Päpste Avignon wieder Richtung Rom verlassen hatten, verlor auch das Palais des Papes seine Funktion, blieb aber weiter im päpstlichen Besitz, bis die Stadt 1791 an Frankreich fiel. Der Papstpalast wurde geplündert und zur Kaserne umfunktioniert. Daher ist von der Originalausstattung kaum mehr etwas erhalten.

Ein ähnliches Schicksal erlitt auch die im romanischen Stil erbaute Cathédrale Notre Dames des Domes, die auf einem etwas erhöhten Niveau gleich neben dem Palast steht. Sie wurde im 12. Jhdt. errichtet und mehrmals erweitert. Gekrönt wird die Kathedrale durch eine goldene Marienfigur aus dem 19. Jhdt. Im Inneren sind nur noch Bruchstücke von Fresken zu sehen, die meisten Wände sind kahl ohne Verputz. Das Schmuckstück ist der Bischofsstuhl aus weißem Marmor.

Dafür haben wir von der dahinterliegenden Gartenanlage einen grandiosen Rundumblick auf die Rhône und die berühmte Brücke von Avignon – eigentlich auch wieder ein Restbestand des Aquädukts. Die Pont-Saint-Bénézet, wie sie in Wirklichkeit heißt, wurde erstmals im 12. Jhdt. erbaut und im 13. Jhdt. neu errichtet. Sie wurde bis ins 17. Jhdt. restauriert, bis sie bei einer Flut 1668 weggespült wurde. Ursprünglich spannte die Brücke 22 Bögen über den Fluss, von denen heute nur mehr 4 – samt einer romanischen Kapelle – erhalten sind.

Ihre Berühmtheit erlangte die Brücke aufgrund des Kinderliedes „Sur le pont d´Avignon, on y danse…“.

Im Süden der Altstadt gelangen wir in die 300 m lange, von Platanen gesäumte, Rue des Teinturiers – die „Straße der Färber“. Sie verläuft direkt neben dem Kanal der Sorgue und das Wasser plätschert über alte Wasserräder. Die großen Schaufelräder, wurden von den Färbereien bis zum Ende des 19. Jhdt. betrieben. Heute sind nur noch drei Theater, zwei Antiquariate, eine Galerie, eine Kapelle der Grauen Büßer und Restaurants zu finden und reges Leben herrscht erst in der Hochsaison.

Der obligatorische Café crème am Marktplatz schließt den Rundgang durch die nette Stadt ab. Zurück zum Auto radeln wir noch ein Stück entlang der 4,5 Kilometer langen mittelalterlichen Stadtmauer, die mit 39 Türmen bewehrt ist. Sieben Tore mit Fallgittern und Zugbrücken bieten Zugang zur größten erhaltenen Altstadt Frankreichs.

Nun geht die Fahrt weiter in das Lubéron-Gebirge, wo wir in Bonnieux einen netten Campingplatz finden. Leider werden die Wolken am Himmel ein wenig inkontinent und es beginnt zu nieseln – hoffen wir auf besseres Wetter morgen.

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