Nebel hängt bis ins Tal – der Blick aus dem Fenster frustriert. Die ganze Nacht hat es hindurch geregnet, das verspricht leider nichts Gutes für diesen Tag. So packen wir das erste Mal all unsere warmen Klamotten inklusive Regenjacken aus.
Mit den festen Wanderschuhen bewaffnet, stapfen wir in den Altstadtkern von Bonnieux, das laut Reiseführer eines der schönsten Dörfer der Provence ist. Die Häuser schmiegen sich in Serpentinen an den Berghang – wildromantisch. Mitten im Ort befindet sich die neue Kirche, die sowohl Bauformen der Romanik als auch der Gotik vereinigt und keine Uhr besitzt. Stattdessen zeigt ein Haus mit Uhr und Glockenstuhl an, was die Stunde geschlagen hat. Wir retten uns vom Nass in das Innere der Kirche und sprechen ein ernstes Wort mit dem Herrn: Oh mon dieu, nous avons besoin du soleil!
Auf dem Marktplatz haben heute viele Händler und Bauern ihre Leckereien aufgestellt und preisen diese lautstark an. Wir schlendern den Markt einmal hinauf und hinunter, aber es wird uns zu schwierig, den Wasserfontänen, die von den Überdachungen der Marktstände kommen, auszuweichen. Außerdem sind 12 Grad Plus eindeutig zu wenig, sodass wir nicht wirklich Lust zum Bummeln haben.
Daher beschließen wir, uns im Bäckereimuseum wieder aufzuwärmen. Hier sind historische Backwerkzeuge und ein 150 Jahre alter Backofen ausgestellt. Sonst gibt es nicht viel zu besichtigen und unsere Hoffnung, dass das Wetter danach vielleicht ein bisschen besser wäre, wird leider nicht erfüllt. Also zurück zum Van und ein warmes Süppchen kochen, frisches Baguette haben wir zuvor noch von der Boulangerie (Bäckerei) mitgenommen.
Es muss also Plan B in Kraft treten – irgendein In-Door Programm. Daher fahren wir nach Ansouis zum Château, das erhaben das kleine Dorf überragt. Es ist eines der ältesten der Region und wird erstmalig 961 urkundlich erwähnt. Bemerkenswert ist, dass es bis vor kurzem noch immer von ein- und derselben Familie bewohnt wurde (erst kürzlich hat der letzte Besitzer es über das Internet versteigert).
Besichtigt werden kann das Schloss nur mit einer geführten Tour, die um 14:00 beginnt. Unser Gruppe besteht aus 10 Interessierten (Belgier, Australier, Engländer, Franzosen und uns Österreichern). Die hübsche Guide spricht leider nur französisch, daher erklären diejenigen, die etwas von den Erklärungen verstanden haben, den Nicht-Verstehenden alles in Englisch im Schnelldurchgang. Kreuz und quer erfolgen so die Simultanübersetzungen. Echt lustig!
Die Führung dauert 1 ½ Stunden und ist sehr interessant, obwohl nach der Versteigerung der Großteil des ursprünglichen Inventars ausgeräumt wurde. Das Bemerkenswerte an diesem Schloss ist, dass hier mit der Zeit zwei Burgen zusammen gebaut wurden. So findet man in der Mauer der prächtigen Mitteltreppe auf einmal ein zugemauertes Außenfenster und andere Merkwürdigkeiten.
Nach dem Ende der Führung wollen wir zurück zu unserem Auto – aber irgendwie verlaufen wir uns in dem kleinen Kaff immer wieder hoffnungslos und finden es nicht mehr. Zum Glück hat es zu regnen aufgehört, denn wir irren etwa eine halbe Stunde planlos durch die mittelalterlichen Gassen bis wir endlich den richtigen Parkplatz wieder finden.
Aus Frust über den Tag wollen wir nicht mehr weiterfahren – daher wird der nächstbeste Campingplatz anvisiert. Dort ist nichts los, kein einziger Camper außer uns weit und breit. Mittlerweile hat es aufgehört zu regnen und wir werden am frühen Abend mit einem wunderschönen Regenbogen belohnt.