In der Früh ist es noch sehr dunstig, aber die ersten Flecken blauen Himmels sind bereits sichtbar. Guter Stimmung machen wir uns auf den Weg zu einem kurzen Abstecher nach Cucuron. Das Dorf ist nicht auf Touristen eingestellt – daher werden wir wie das siebente Weltwunder angeschaut, so wie wir mit Kamera und Wasserflasche bewaffnet durch die schmalen Gassen den Hügel zur Kirche hochschlendern.

In der Kirche drehen wir uns gleich wieder um, da wir nicht sicher sind, ob sie nicht jeden Moment über uns zusammen bricht. Ab zurück zum  Auto, denn mehr Sehenswertes hat das Dorf nicht zu bieten (außer viele liebe Katzen, die alle gestreichelt werden wollen).

Wir steuern unser nächstes Ziel an – La Tour-d’Aigues, denn hier steht das schönste Renaissance-Schloss der Provence. Von einem italienischen Architekten geplant, wurde es von 1550 – 1571 erbaut. Leider sind heute nur noch vorwiegend Fensterrahmen erhalten, da das Château 1780 bei zwei Bränden so starken Schaden nahm. Auf Schautafeln kann man aber die einstige Pracht dieses Bauwerks sehr gut nachvollziehen. Heute beherbergt das Château ein Fayence Museum und das historisches Museum der Stadt. Im Innenhof finden im Sommer Freilichtaufführungen statt. Uns gefällt auch, dass das Schloss mitten in der Stadt integriert ist. Begleitet von schönstem Bilderbuchwetter spazieren wir „durch“ die Open-Air-Räume des Châteaus. Danach machen wir es uns auf der Tribüne bequem und betrachten noch die Fassaden mit den schönen Reliefs und Verzierungen.

Mittag wird‘s und der Hunger meldet sich. Daher machen wir uns wieder auf die Reise bis Lourmarin und dort machen wir es uns in einem Restaurant gemütlich bei Rindfleischeintopf und gegrilltem Lamm. Der Gastgarten liegt an einer kaum befahrenen Straße und so beobachten wir die Menschen beim Flanieren. Als Bo Derek sich am Tisch auf der gegenüberliegenden Straßenseite niederlässt, sind wir schon nahe darin sie um ein Autogramm zu bitten – aber irgendwann kommt uns die Vermutung, dass es sich um eine Doppelgängerin handeln muss, denn so gut erhalten kann die Schauspielerin dann doch nicht mehr sein.

Aber mit der Vorstellung ist es noch lange nicht vorbei – denn nun treten die Ladies von Ascot auf. Geschmacklose Kleider, hervorquellende Brüste, hohe Stöckelschuhe und hochgesteckte Frisuren – das deutet alles auf eine englische Hochzeit in der Provence hin. Gänzlich sicher sind wir, als wir das Brautpaar mitten in der ungemähten Wiese in der Nähe des Châteaus sehen – nicht gerade das Hochzeitmotiv, das uns an unseren schönsten Tag begeistern würde.

Das Château von Lourmarin ist auf jeden Fall sehenswert – eine elegante Wendeltreppe führt in die Repräsentationsräume, die auf zwei Etagen verteilt besichtigt werden können. 1495 wurde mit dem Bau des Renaissanceschlosses begonnen und 1542 wurde ein Neubau angefügt, der heute auch zu besichtigen ist. Vom ursprünglichen Inventar ist auch hier nicht viel erhalten geblieben, aber uns beeindrucken die hohen Kamine und die wunderschönen Fliesenböden. In der ehemaligen Küche befinden sich Ausstellungsstücke aus aller Herren Länder.

Nach etwa einer Stunde Schlossbesichtigung schlendern wir wieder zurück ins Dorf. Übrigens, das englische Brautpärchen steht immer noch in der „schiachn Wiesn“ und in beinahe der gleichen Position wie schon vorher – diesmal hat sich aber die Schwiegermutter fürs Foto hinzugesellt.

Lourmarin ist als eines der „Plus beaux villages de France“ (Schönste Dörfer Frankreichs) klassifiziert und daher spazieren wir abschließend noch gemütlich durch die Altstadtgassen. Dabei müssen wir feststellen, dass das Dorf fest in touristischer Hand ist und von seiner Ursprünglichkeit nicht mehr sehr viel erhalten ist. Aber es gefällt uns hier trotzdem sehr gut, denn es strahlt eine Gemütlichkeit aus.

An Stelle des täglichen Cafés gibt es heute zwei Kugeln Eis  – extra lecker, aber der Preis ist auch lecker (4 Kugeln für 8 Euro)! Dann geht es weiter Richtung Norden.

Apt lassen wir links liegen und daher erreichen wir in kürzester Zeit den Campingplatz in Rustrel. Schnell auf die Drahtesel und los geht´s!

Das Abendlicht nutzen wir zur Besichtigung des Colorado Provençal – den Ockerbrüchen von Rustrel. An einigen Stellen wird heute noch Ocker abgebaut, um daraus Naturfarben für das Kunstgewerbe herzustellen. Durch die von Erosion und Menschenhand geschaffenen Ockerberge führen zwei Wege, wovon einer bei einem kleinen Wasserfall endet. Das weiche Licht hebt die Rot- und Gelbfärbungen besonders hervor und die Felsen wirken dreidimensional spektakulär. Es bietet sich hier eine ungeahnte Vielfalt an Motiven, denn die Cheminées de Fées – „Schornsteine der Feen“ – ragen hoch hinauf und werfen prächtige Schatten. Das Grün der Pflanzen und Bäume, die auf dem ockerfarbenen Boden wachsen, wirkt noch intensiver. Wir könnten hier Stunden verbringen, aber langsam versinkt die Sonne und es kühlt auch ein wenig ab.

Zufrieden mit dem schönen Tag strampeln wir die 2,4 Kilometer zurück zu unserem Campingplatz und lassen den Tag mit einem kühlen Corona Bier ausklingen.

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